1164 - Vishna-Fieber
aus seinem eigenen Volk aufsuchen, das ihn ausgesandt hatte und sich Vishna nannte.
Der Jäger näherte sich der Korridorwandung und steuerte jenen Übergang an, durch den er gekommen war. Er wartete auf die Energieblase, die ihn befördert hatte.
In diesem Moment spürte er die Gedanken Chthons.
Sie kamen näher, und dann war die Aura des Schattens bei ihm und verharrte in geringem Abstand.
„Der Voyde H'ot kann es nicht fassen!" stieß der Jäger hervor. „Du kommst freiwillig? Du willst dich töten lassen?"
„Wir werden kämpfen!" kam die Stimme des Schattens dumpf bei ihm an. „Drüben!"
Chthon berührte die Wandung des Korridors, und sie gab nach und ließ ihn durch.
5.
Timo Erhard hatte eine neue Wirkungsstätte gefunden, an der er ein wenig über seine Enttäuschung hinwegkommen konnte.
Kapstadt, fand er, war weit genug entfernt, um die zerstörte Freizeitkolonie in Terrania zu vergessen.
Zumindest glaubte der Architekt das, und er ließ sich zum Wiederaufbau einer Meerwasser-Entsalzungsanlage am Kap „einteilen. Es war eine alte Anlage, und sie basierte nach einem Prinzip, das es bereits im 21. Jahrhundert gegeben hatte.
Erhard fragte sich, warum sie wiederhergestellt werden sollte, aber nach einer Weile gab er es auf.
Keiner der Verantwortlichen war bereit, ihm eine Antwort zu geben, und er begann zu glauben, daß es keine Antwort darauf gab. Höchstens eine, die nichts mit Meerwasserentsalzung zu tun hatte.
Hierfür schien jedoch Geld da zu sein, während es für die Freizeitkolonie keines gab.
Das war die Ungerechtigkeit in dieser Welt, und der Architekt grübelte vor sich hin und stellte nach einer Weile fest, daß seine Enttäuschung immer noch in ihm wohnte.
Im Augenblick erschien sie sogar unbesiegbar.
Als das Leuchten des Korridors die Erde erhellte und das Meer bis zum Horizont in silbernes Glühen tauchte, da überkam ihn so etwas wie Wehmut, und er hätte sich am liebsten in den nächstbesten Gleiter gesetzt und wäre zurück nach Terrania geflogen.
Zu diesem Zeitpunkt hielt Erhard jedoch eine schwebende Steueranlage fest, mit deren Hilfe er rund vierzig Roboter dirigierte, die neue Verankerungen in den Steinboden des Küstengewässers setzten. Sie kümmerten sich nicht darum, daß sich die 6. Plage ankündigte.
Timo Erhard verkniff sich einen Seufzer und setzte sich mit den Kollegen in Verbindung, die rings um die Anlage verteilt waren. Auch sie steuerten Maschinen und beobachteten, wie das Gerippe des Bauwerks langsam wuchs. Am Schluß brauchten nur noch die Wandsegmente und das Dach eingesetzt werden.
„Hier Erhard", meldete sich der Architekt. „Es wäre ratsam, wenn wir unsere Arbeit unterbrechen und zu unseren Familien zurückkehren würden. Wer weiß, was die 6. Plage bringt!"
Ein Lachen antwortete ihm. Es stammte von Jolander Rogg, einem Ingenieur, der zuvor in Europa tätig gewesen war.
„Was spielt es für eine Rolle", meinte er. „Betroffen sind wir hier und dort. Ich glaube, daß wir in der Nähe des Ufers größere Chancen haben, uns vor den Auswirkungen einer Plage zu schützen!"
„Wie meinst du das?" wollte Erhard wissen. Er hatte mitbekommen, daß die anderen vor ihm ein Geheimnis hatten, weil er neu war. Er hatte mehrmals beobachtet, wie sie miteinander flüsterten, wenn er außer Hörweite war. Er fand das nicht kollegial und machte sich seine Gedanken.
Jolander Rogg lachte. Er deutete hinüber zu dem Plastikcontainer, der dreißig mal zwanzig mal drei Meter maß. Er enthielt zehn Wohnkabinen und eine Anzahl weiterer Räume. Er lag lose am Strand, und jede größere Flut hätte ihn mühelos davongeschwemmt.
„Es sind ja nicht immer die Fairy Queens oder der Herr der Toten", kam seine Stimme aus den Lautsprechern der Steueranlage. „Es sind auch andere Plagen, vor denen wir uns nur dadurch schützen können, daß wir in das Wasser gehen. Wir nehmen unseren Container und fluten die Außentanks. Damit können wir in einer Tiefe von zweihundert Metern für eine Zeit überleben."
Das war es also. Das Haus war bedingt tauchfähig. Jetzt verstand Timo Erhard auch, warum es am Ufer stand. Solange die Außentanks mit Luft gefüllt waren, würde es auch nicht untergehen.
Mit dem Haken auf dem Dach konnte es bei Bedarf von jedem Gleiter ans Ufer oder aufs Meer hinausgeschleppt werden.
„Warum habt ihr mir das verheimlicht?" wollte er wissen. Wieder lachte Jolander Rogg.
„Wegen des zulässigen Höchstgewichts. Wir müssen ja auch Vorräte
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