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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mitnehmen, und es darf keine Möglichkeit verschenkt werden, bei Bedarf an die Oberfläche zurückzukehren. Was wäre, wenn wir dort unten festsitzen würden?"
    Sein Gesicht verschwand von dem kleinen Monitorschirm, und Timo Erhard stellte fest, daß er seine Arbeit wieder aufgenommen hatte. Die Roboter schleppten die ersten Segmente für die Außenwände der Anlage heran. Bis zum völligen Wiederaufbau würde es höchstens noch zwei Tage dauern.
    Eine Stunde später erreichte sie der Alarm, und kurz darauf wurden sie von der Verwaltung Kapstadts angewiesen, ihre Arbeit einzustellen und sich auf die Abwehr der nächsten Plage vorzubereiten. Die Meldungen sprachen von Virenwolken.
    Die Roboter versammelten sich am Ufer und standen dann still. Die Männer hatten ihre Steueranlagen deaktiviert. Nach kurzer Zeit jedoch setzten sich die Maschinen in Richtung Stadt in Bewegung. Sie waren von der dortigen Zentrale in die Steuerung übernommen worden.
    Timo Erhard blickte zum Himmel empor. Das Grau mit den bunten Streifen hatte den letzten azurfarbenen Schimmer verloren, den die Erdatmosphäre hervorrief. Zuerst sah es aus, als bildeten sich übergangslos schwarze Gewitterwolken. Sie kamen aus der Höhe herab, doch sie folgten nicht dem Seewind, der sie gewöhnlich gegen das Kap trieb. Sie stürzten fast senkrecht zu Boden, und es wurden immer mehr.
    Innerhalb von wenigen Minuten verdunkelte sich der Himmel wie unter einem riesigen kosmischen Heuschreckenschwarm.
    Der Architekt bemerkte es aus den Augenwinkeln, daß seine Kollegen über den Strand rannten, um in den Container zu gelangen. Sie verschwanden darin.
    Ein Schlag dröhnte über das Kap. Erhard warf sich instinktiv zu Boden, während er von einer Ladung Sand überschüttet wurde. Er riß die Hände vor die Augen und spähte hinüber. Um das Haus herum hatte sich eine tiefe Grube gebildet, in die rasch das Meerwasser eindrang. Es leckte gierig an dem Container und hob ihn hoch.
    Schaukelnd und schwankend glitt er auf der Rückseite der Wellen hinaus auf das offene Meer.
    Jetzt hatte der Architekt Mühe, den Strand zu überblicken. Es wurde noch ein wenig dunkler, und die Wolken senkten sich rasch und in großer Zahl auf den Boden herab.
    Erhard spürte ein elektrostatisches Kribbeln auf der Haut. Es ließ ihn frösteln, und er bekam eine Gänsehaut, obwohl es in Übereinstimmung mit NATHANS Wetterprogramm gute zweiundzwanzig Grad hatte.
    Viren in Wolkenform.
    Irgendwo hatte der Architekt etwas von Vishna und dem Virenimperium gehört. Er zog jetzt Parallelen und vermutete Zusammenhänge.
    Seine Augen begannen leicht zu brennen, und in seiner Nase machte sich leichter Niesreiz breit.
    Du mußt dich in Sicherheit bringen, sagte er sich. Gleichzeitig erfüllte ihn Lethargie.
    Langsam erhob er sich und schlug den Fußweg zur Stadt ein.
    Eine Vireninvasion.
    Es war egal, ob er sie unter freiem Himmel oder in einem geschlossenen Raum erlebte.
    Die Wirkung würde nicht ausbleiben.
    Noch einmal blickte er zum Strand zurück. Der Container war halb im Wasser versunken und befand sich rund dreißig Meter vom Ufer entfernt. Seine Umrisse waren kaum auszumachen. Dichte Wolken lagen auf ihm, und sie schienen sich gleichmäßig zu verteilen. Für Viren, wußte Erhard, bildete eine Luftschleuse kein Hindernis. Die winzigen Organismen setzten sich fest und blieben auch im Wasser erhalten.
    Wenn sie von Vishna stammten, waren sie für die Menschen gemacht. Fische blieben unbehelligt, aber die Männer in dem Container würden ihre Wunder erleben.
    Das Haus verschwand vollständig snter der Wasseroberfläche. Es hatte die Stelle direkt neben dem Silberriff erreicht. Der Architekt beobachtete es mit einem flauen Gefühl im Magen.
     
    *
     
    Ein Gleiter raste heran und machte mit aufheulenden Triebwerken einen Bogen um ihn herum. In drei Meter Höhe über seiner linken Schulter blieb er hängen. Aus der offenen Tür schaute eine Gestalt in einem SERUN hervor.
    „Wo sind die anderen?" bellte der Lautsprecher des Anzugs. „Was ist mit dem Haus?"
    Erhard antwortete in zwei Sätzen. Der Mann in dem SERUN winkte.
    „Schnell herein!" sagte er. „Du bist ja lebensmüde, unter solchen Umständen ohne Schutz herumzulaufen. Wer weiß, was die Viren mit uns anstellen!"
    Der Architekt winkte ab. Er lauschte nach innen und stellte fest, daß es ihm egal war.
    Eine gute Portion Fatalismus erfüllte ihn. Und er wußte nicht, wie er es dem anderen erklären sollte.
    „Laß es gut sein", meinte

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