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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Mühe gespart, diese in einer separaten Etage unterzubringen. Die Meiler ragten im Hintergrund auf. Ihre Spitzen verschwanden in riesigen Schächten, die man nach oben in das Gestein getrieben hatte.
    Zwanzig Kilometer unter der eigentlichen Oberfläche war das wohl sicher genug.
    „Hey, Finch!"
    Samantha Jaggelard winkte ihm zu, und er eilte zu ihr hinüber. Er bewunderte die vollschlanke, hochgewachsene Frau mit dem puppenhaften Gesicht und den grünen Augen. Sie war auf den Zentimeter gleich groß wie er selbst, und ihre Proportionen zogen die Blicke jedes Mannes magisch an.
    Verdrossen starrte Legger auf den schlichten, goldenen Ring an ihrem rechten Ringfinger.
    „Was sagen die automatischen Sonden?" fragte er. „Anzeichen der nächsten Plage?"
    Samantha deutete mit feingliedriger Hand auf einen der Bildschirme, auf dem das Abbild des Grauen Korridors projiziert war. Um die Lichtpunkte der Sonden besser sichtbar zu machen, hatte man die regenbogenfarbenen Streifen des Korridors weggelassen.
    „Bisher nichts", meinte sie. „Es kann aber nur schlimmer werden!"
    „Hm", machte Finch. Er starrte wieder auf den Ring. Slavko Jaggelard hatte zu den Menschen gehört, die die Invasion der Fairy Queens nicht überstanden hatten. Legger bewunderte die Frau, daß sie den Tod ihres Mannes so gefaßt zur Kenntnis nahm.
    Leider betrug der Altersunterschied zwischen ihm und Samantha fast hundertfünfzig Jahre.
    „Wir rechnen jede Minute damit", fügte Samantha hinzu und lächelte Finch unschuldig an.
    Es war keine drei Stunden her, daß sich die 6. Plage, angekündigt hatte. Der Korridor war in einem hellen, silbrigen Licht erstrahlt, viel intensiver als jemals zuvor. Das Licht der Kunstsonnen war daneben nicht nur verblaßt, sie selbst hatten sich optisch völlig aufgelöst, und manche Terraner auf der Erde und dem Mond hatten zunächst geglaubt, sie hätten sich verflüchtigt.
    Finch wußte es besser, er kannte sich mit den Phänomenen des Lichts und der Helligkeit aus.
    Gleichzeitig mit dem Leuchten war dieser akustische Ton hörbar geworden, der vom tiefsten Baß angefangen bis hinauf zum hellsten Sopran wanderte und auch eine mental erfaßbare Komponente besaß. Der Ton war überall auf der Erde und im Mond gehört worden, zumindest dort, wo es Atmosphäre gab.
    Der Ton hatte neunzehn Sekunden gedauert.
    „Etwas muß der Unterschied bedeuten", vermutete Legger Finch. „Wenn das Leuchten intensiver und der Ton länger ist als bisher, steht uns etwas bevor. Etwas Ungeheures!"
    Samantha nickte ernst. Sie zog ihn mit sich an die Kontrollen und gab ihm Einblick in die Werte, die die automatischen Sonden übermittelten.
    „Diese Werte verändern sich aber", stellte er fest.
    Samantha Jaggelard warf einen raschen Blick auf die Anzeigen, dann gab sie entschlossen Alarm.
    Etwas kam aus der Korridorwand, und es überflutete die Sensoren der automatischen Sonden mit einer Unzahl von Impulsen.
    „Ballungen!" flüsterte Samantha. „Riesige Ballungen! Woraus bestehen sie nur?"
    „Hier NATHAN!" klang die Stimme der lunaren Inpotronik auf. „Ich habe die Steuerung der Sonden übernommen und lenke sie näher an die Erscheinungen heran!"
    Zunächst waren es nur wenige Ballungen, die durch die Perforation drängten und sich als schwarze Wolken vor dem grauen und bunten Hintergrund abhoben. Dann aber wurden es immer mehr. Überall quollen sie durch die Perforation, und zum ersten Mal wurde es den Menschen an den Beobachtungsgeräten so richtig bewußt, daß die Perforation an den meisten Stellen, wenn nicht überall, durchlässig war. Die Nachricht eilte zur Erde, wo man die Erscheinungen ebenfalls angemessen hatte.
    HQ-Hanse und LFT waren durch eine Konferenzschaltung miteinander verbunden. Bull und Tifflor schickten mehrere Schiffe hinaus in den Korridor. An der Grenze jenes Bereichs, den sie nicht durchfliegen konnten, erwarteten sie die Ballungen, die wie gewaltige Staubwolken aussahen.
    Die ersten Schüsse trieben ihnen entgegen, aber die Massetaster zeigten, daß die Wolken dadurch nicht beeinträchtigt wurden. Ein dunkles, kaum sichtbares Flimmern umgab sie. Ohne daß erkennbar gewesen wäre, wie sie es machten, beschleunigten die Wolken und rasten auf Terra und Luna zu.
    Noch bestand die Funkverbindung zwischen der Erde und dem Mond, aber nach einer knappen halben Stunde war sie undeutlich und erlosch dann ganz. Die ersten Wolken hatten den Bereich zwischen den beiden Himmelskörpern erreicht.
    „NATHAN an alle!"

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