1165 - Von Angst gepeitscht
schaute den Blutsauger einfach an, ohne sich auch nur um einen Millimeter zu bewegen.
Einen letzten Schritt wollte Johnny dem Vampir nicht gönnen. Auch wenn seine Schultern bis hinein in die Handgelenke schmerzten, als wehrlos sah er sich nicht an.
Er warf sich vor und verhakte seine Hände zwischen die Beine des Blutsaugers. »Hau ab, Mum!«, brüllte er, um sich an den Beinen der Gestalt festzuklammern.
Sheila wich zurück. Der Blick brannte nicht mehr in ihren Augen, weil Johnny den Blutsauger zur Seite gerissen hatte. Sie wollte etwas tun und wich zunächst einmal nach hinten aus. Sie brauchte eine Waffe, sie dachte auch an Bill, und dann sah sie, wie Leroi zu Boden fiel, denn Johnny hatte ihn nicht losgelassen.
Leroi prallte auf den Rücken. Mit dem Hinterkopf schlug er dabei gegen einen neben der Tür stehenden, eisernen Schirmständer, aber ihm als Untoten machte das nichts aus.
Beide hatten sie das platzende Geräusch gehört, aber nicht mehr darauf geachtet. Johnny schnellte auf die Beine. Er lief auf Sheila zu. »Mum, verschwinde hier. Versteck dich draußen…«
Leroi stand auf.
Er grinste dabei und wollte sich Johnny schnappen, der seine Mutter in Richtung Wohnzimmer geschoben hatte. Dann drehte er sich und sah Leroi dicht vor sich, und seine Augen wurden plötzlich weit vor Angst, denn der Vampir-Galan hatte eine Waffe.
Sein Messer! Dieses mörderische Instrument, mit dem er die anderen Menschen nach dem Leersaugen auf solch schreckliche Art und Weise zerstückelt hatte…
***
Johnny wusste nicht mehr, was er denken sollte. Die Lage kam ihm unfassbar vor. Diese grinsende Vampirgestalt mit dem fast machetenlangen Messer in der rechten Hand, kam ihm vor wie aus einem fürchterlichen Albtraum entsprungen. Es war eine Gestalt, die es in der Realität nicht geben konnte.
Aber sie war da. Es gab keinen, der sie aus dem Haus scheuchte. Johnny kam sich so hilflos vor. Er sah nicht, wo seine Mutter stand. Er war zurückgewichen und hatte den linken Arm halb erhoben, aber damit würde er den Schlag auch nicht abwehren können, der Arm würde ihm höchstens abgehackt werden.
Wo befand sich sein Vater?
»Du kleiner Hundesohn!«, flüsterte Leroi. »Ich brauche dein Blut nicht. Aber ich werde dich vor den Augen deiner Mutter zerhacken. Ja, bei lebendigem Leib. Das kann ich dir versprechen.« Er lachte über seine eigenen Worte, und genau in das Lachen schnitt der Klang der kalten Stimme hinein:
»Wolltest du nicht nach mir suchen, Leroi…?«
***
Bill war sich vorgekommen wie in einer Folterhölle. Er hatte sich allerdings zusammengerissen. Er hatte seine Frau und seinen Sohn leiden sehen. Er hatte ihnen im Stillen Abbitte geleistet, und er hatte auch gesehen, wie Leroi sein verdammtes Messer gezogen hatte. Was er damit anrichtete, das war ihm leider zu sehr bekannt.
Aus der anderen und dunkleren Seite des Bungalows war er näher herangeschlichen. Tatsächlich war Beau Leroi so abgelenkt gewesen, dass ihm alles andere, was in seiner Umgebung passierte, einfach abging.
Und nun hatte Bill gesprochen!
Leroi reagierte noch nicht sofort. Er schlug nach Johnny. Er wartete ab, dann drehte er sich langsam um. Genau darauf hatte Bill gewartet. Er trat noch einen Schritt vor, um in die Nähe eines Lichtschalters zu gelangen.
Eine Sekunde später wurde es über ihm hell.
Der Vampir-Galan sah den klobigen, leicht durchsichtigen Gegenstand in der rechten Hand des Reporters.
»He, was soll das?« fragte er.
»Damit schicke ich dich zur Hölle!« erwiderte Bill flüsternd.
Es wurde totenstill. Die Worte hatte der Blutsauger verstanden. Die hinter seinem Rücken stehende Sheila und Johnny wussten, welche Waffe sich Bill geholt hatte.
Leroi wusste es nicht. Zuerst lachte er, dann stellte er die Frage: »Damit? Wirklich damit?«
»Ja.«
»Dann versuch es!« Er gab sich einen Ruck und marschierte mit schlagbereiter Waffe auf den Reporter zu.
Bill war die Ruhe in Person. Er zielte auf die Mitte des Körpers. Dann der leichte Ruck am Abzug.
Vorn an der Waffe war ein leises Zischen zu hören. Sofort danach löste sich der undurchsichtige Schleimklumpen, der genau auf den erstaunten Vampir zuflog, und dem Beau Leroi auch nicht mehr ausweichen konnte. Er wurde getroffen und innerhalb eines Atemzugs breitete sich der Klumpen zu einer riesigen Blase aus.
Genau da hämmerten Fäuste gegen die Eingangstür!
***
Suko hatte geschlagen. Bevor wir eine Scheibe zerstörten, wollten wir es auf dem normalen Weg
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