1166 - Der Erschrecker
und auch zäher Gegenstand, der mich am Kopf und am Körper erwischte und dabei von den Beinen riss.
Ich fiel auf den Rücken. Der Schlag hatte mich taub und bewegungsunfähig gemacht, aber nicht blind.
Wie ein mächtiger Riese wuchs diese Gestalt vor mir in die Höhe. Sie hatte ihr Maul weit aufgerissen. Die langen Zähne schimmerten mir entgegen, aber auch die anderen waren nicht ohne. Sie liefen ebenfalls recht spitz zu. Nun war mir klar, wie dieser Blutsauger bei Hank Taylor die Wunde hinterlassen hatte.
Wenn er auf mich fiel, war es um mich geschehen. Meine Bewegungsfähigkeit war eingeschränkt. Der Aufprall hatte mir leider zu stark zugesetzt.
Er tat es nicht. Er sprang an mir vorbei. Er duckte sich und huschte in die Hütte hinein.
Obwohl ich noch nicht völlig klar war, wusste ich, was passieren würde. Er wollte zurück in die Zukunft und dort seine verdammten Zeichen hinterlassen. Er war ein Pendler zwischen den Zeiten. Er nutzte dieses Tor ebenso aus wie es Beau Leroi getan hatte.
Ich rappelte mich auf. Ich ärgerte mich, weil ich dieses verdammte Geschöpf unterschätzt hatte, und ich stand kaum auf den Füßen, als mir aus der Hütte das magische Licht entgegenschimmerte.
Das war das Tor!
Wuchtig riss ich die Tür auf, sprang über die Schwelle und sah den Vampir geduckt im Licht stehen. Ja, er war noch zu erkennen, aber er befand sich im Stadium der Auflösung.
Sein Körper war bereits durchscheinend geworden. Nicht wie beim Röntgen. Ein Knochengestell sah ich nicht, doch das brachte mir keinen Vorteil.
Innerhalb der nächsten Sekunde strahlte das Licht noch einmal auf, dann war die Gestalt verschwunden. Abgetaucht. Hineingezogen in den Tunnel der Zeiten.
Ich hatte das Nachsehen, aber ich wollte auf keinen Fall in der Vergangenheit gefangen bleiben. Den Weg, den er genommen hatte, wollte ich auch gehen.
Das Kreuz half mir. Noch stand die Magie, noch war das türkisfarbene Licht zu sehen. Ich erreichte es mit einem langen Sprung und hielt dabei mein Kreuz offen in der rechten Hand.
Energiestöße erwischten mich. Einen anderen Ausdruck kannte ich für dieses Phänomen nicht. Das Licht strahlte stärker auf. Auch mein Kreuz gab das Leuchten ab. Ich hatte mich noch gedreht, sodass ich zur Tür schaute.
Dort erschien plötzlich Cathy Brixon. Warum sie das getan hatte, war mir unklar. Vielleicht hatte sie mir helfen oder auch einfach nur Abschied nehmen wollen.
Wir sahen uns. Ich entdeckte das Erstaunen auf ihrem Gesicht, aber auch so etwas wie Wehmut. Zugleich erwischte mich die Kraft mit voller Wucht. »Leb wohl, Cathy!«, rief ich noch.
Es waren die letzten Worte, denn plötzlich riss es mich in den Kreisel hinein. Wie schon einmal, nur wollte ich diesmal zurück in meine Zeit und hoffte, es zu schaffen.
Cathy verschwand vor meinen Augen. Die Dunkelheit packte mich mit ihren Schwingen ein, ich verlor den Boden unter den Füßen und kippte hinein ins Nichts…
***
Das dann sehr bald verschwunden war. Es war mir zudem nicht möglich gewesen, eine Angabe über die Zeit zu machen, in der ich mich auf der Reise befunden hatte.
Ich war aus dem Dunkeln gestartet, und ich landete wieder in der Dunkelheit der Nacht.
Ich hatte den Eindruck, wieder ich selbst zu werden. Allmählich fand ich mich wieder.
Zum Geist gesellte sich der Körper. Ich stand auf dem Boden, spürte den Wind, der gegen mich blies, und schaute mich um.
Das Kreuz hielt ich in der rechten Hand. Es war nicht mehr warm, es leuchtete auch nicht.
Es hatte wieder die normale Temperatur angenommen. Als ich über meinen Talisman hinweg nach vorn schaute, da sah ich die offene Tür.
Jetzt erst wusste ich, wo ich mich befand. In der Hütte, aus der ich zu dieser Reise gestartet war. Und ich ging jede Wette ein, dass die normale Zeit mich wiederhatte.
Mit noch etwas unsicheren Schritten verließ ich den Bau und erkannte den Ort wieder, an dem ich zuletzt Cathy Brixon gesehen hatte. Das lag jedoch Jahrzehnte zurück.
Suko hätte hier auf mich warten müssen. Ich hätte auch den Rover sehen müssen. Beides traf nicht zu. Mein Freund und das Auto waren verschwunden.
Leider auch der Vampir. Aber er würde nicht aufhören, daran glaubte ich auch. Die Nacht war noch lang.
Ich schaute gegen den Himmel. Dunkel, wolkenverhangen. So gab er eine gute Deckung ab.
Und Suko zeigte sich nicht…
Ich konnte nicht auf ihn warten. Da waren andere Dinge wichtiger. Zudem war es nicht so weit bis Hamlin. Mir blieb nichts anderes übrig, als
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