1166 - Der Erschrecker
rätselhafter Ort ist, der es einem Menschen ermöglicht, eine Zeitreise zu machen und…«
»Nein, nein, Cathy, da irrst du dich. Nicht jeder Mensch ist in der Lage, von dort aus eine Zeitreise zu unternehmen. Es ist zum Glück nur bestimmten vergönnt. Ich gehöre dazu, leider auch der Erschrecker, aber mein Freund Suko und ich sind gekommen, um diesem Spuk ein Ende zu machen.«
»Dazu müsstest du ihn finden.«
»Das weiß ich.«
»Schaffst du es?«
Ich lächelte jetzt. »Erinnerst du dich daran, wie unsere Trennung ablief?«
»Ja, sehr genau.«
»Der Vampir verschwand kurz vor mir. Ich geriet noch in seinen Sog hinein, wobei ich ihn leider nicht mehr an der Station zu fassen bekam. Da war er schon weg. Aber ich kann mir vorstellen-, dass er sich in der Nähe aufhält und auf eine Chance lauert. Durch mein Eingreifen ist er wieder an gewisse Vorgänge erinnert worden. Er hat damals nicht nur deinen Freund Hank zum Vampir machen wollen, sondern auch dich. Das hat er nicht vergessen, wohl zurückgedrängt, wie ich meine. Deshalb müssen wir damit rechnen, dass er auf seine Art und Weise nachkartet.«
Cathy blieb ruhig. So leicht konnte man eine Frau wie sie nicht erschüttern. »Ich habe mein Leben bisher gemeistert und werde es auch in der mir verbleibenden Zukunft schaffen. Ich will jetzt sogar, dass er erscheint. Ich möchte für dich so etwas wie ein Köder sein. Mehr kann ich nicht tun.«
»Danke. Du wirst es schaffen.«
Es kam einzig und allein auf den Erschrecker an. Die alte und böse Legende lebte, und sie würde auch weiterhin das Grauen abstrahlen und Angst über die Menschen bringen.
Ich wandte mich an Lance Pritt. »Sie haben gehört, und jetzt möchte ich Sie fragen. Wo könnte er denn sein?«
»Das weiß ich nicht.«
»Hier im Ort…«
»Ja, das schon, Mr. Sinclair. Es gibt bestimmt auch zahlreiche Verstecke, aber wenn Sie mich so fragen, wüsste ich nicht, wo ich anfangen sollte zu suchen.«
Das war natürlich nicht gut. So hatte ich mir die Sache auch nicht vorgestellt. Suko fragte:
»Gibt es hier einen Friedhof? Oder einen anderen düsteren Ort, der zu ihm passen könnte?«
»Einen kleinen Friedhof haben wir«, sagte Lance. »Aber haben Vampire nicht Angst vor Kreuzen?«
»In der Regel schon«, gab Suko zu. »Allerdings gibt es auch Ausnahmen.«
»Falls er nicht schon längst ein Opfer gefunden hat«, sagte Cathy Brixon mit leiser Stimme. »Abgesehen von uns sind die Menschen hier doch völlig ahnungslos. Sie alle kennen die Legende vom Erschrecker. Dass es ihn tatsächlich gibt, daran glauben nur die wenigsten. Das können Sie mir abnehmen, denn ich habe mit den anderen Bewohnern recht häufig darüber gesprochen.«
Wir mussten ihr zustimmen. Jetzt kam ich mir etwas verloren auf dem Hof vor. Keiner wusste einen richtigen Rat, bis Suko mit der Idee herausrückte.
»Vielleicht sollten wir alle zur Station fahren. Dort gibt es den Eingang in das Zeitloch. Es ist ein Ort, an den der Erschrecker immer wieder gern zurückkehrt. Wenn er Blut getrunken hat, wird ihn niemand finden.«
»Das ist eine Möglichkeit«, sagte ich.
»Er wird satt sein wollen«, flüsterte Cathy Brixon mir zu. »Es bedeutet, dass er Blut trinken muss, bevor er sich wieder zurückzieht. Können wir das verantworten?«
»Nein!«, sagte Suko. Er hatte auch in meinem Sinne gesprochen. »Aber wo sollen wir mit der Suche anfangen.«
Die Antwort gab Cathy Brixon. »Bei mir!«
Erstaunt blickten wir sie an.
»Ja, bei mir. Ich bin doch jemand, den er nicht bekommen hat. Also wird er mich angreifen oder meine Familie, denn ich habe längst Enkel. Wir leben zusammen in einem Haus. Da hat einer wie der Erschrecker alle Chancen.«
Ich schaute Suko an. Überzeugt war er nicht, denn er zuckte mit den Schultern, aber er hatte auch keinen besseren Vorschlag.
»Okay«, sagte ich, »versuchen wir es. Ich hoffe nur, dass er noch nicht zugebissen hat…«
In diesem Augenblick hörten wir über dem Hof das flatternde Geräusch der Schwingen.
Etwas Dunkles, Mächtiges jagte über unsere Köpfe hinweg. Der fliegende Rochen, der übergroße Blutsauger, der nicht mehr allein war, sondern sich eine Beute geholt hatte.
In seinen Krallen hielt er ein Kind, dessen jämmerliche Schreie unsere Ohren erreichten.
»Gott, das ist Christina!«, rief Cathy Brixon, »mein Enkelin…«
***
Traf uns die Schuld, weil wir zu lange gezögert hatten? Ich wusste es nicht, es konnte sein, aber mit dem Schicksal war kein ewiger Bund zu
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