1167 - Die Tochter des Dämons
zerstört werden. Sie ist auf mich gegangen, und ich muss jetzt damit leben. Mit allen Vor- und auch Nachteilen.«
»Dann haben Sie einen Röntgenblick bekommen, den Ihr Vater ebenfalls gehabt zu haben schien.«
»Daran dachte ich auch, als ich das Skelett unter der Haut des Friedhofsräubers sah. Ich… ich… fühlte mich nicht mehr als Mensch. Ich bin eine andere Person. Zumindest nicht mehr normal. Aber es tut sich auch ein Problem auf.«
»Welches?«
»Wenn ich Sie anschaue, Sarah, warum sehe ich Sie normal und nicht Ihr Gerippe?«
Sarah lachte. »Seien Sie froh, Kind. Aber Spaß beiseite. Ich habe keine Ahnung. Nur eines ist gut. Seien Sie froh, dass Sie sich mir gegenüber geöffnet haben, denn ich denke, dass ich Ihnen tatsächlich helfen kann, Alina.«
»Was? Sie wollen mir…«
»Ja. Ich werde es zumindest versuchen. Oder nicht nur ich, nein, es gibt da andere, die sich um Ihre Probleme kümmern werden, und zwar so schnell wie möglich.«
»Wen meinen Sie denn da? Die Detektivin, von der Sie mir erzählt haben?«
»Jane Collins. Ja, ich habe auch an Sie gedacht. Allerdings mehr an einen Freund. Er heißt John Sinclair.«
Alina Wade überlegte. »Nein«, sagte sie dann. »Es tut mir Leid, aber den Namen habe ich noch nie gehört.«
»Das dachte ich mir. Ich versichere Ihnen, dass er jemand ist, auf den Sie sich hundertprozentig verlassen können. Und er wird Ihre Aussagen auch akzeptieren, weil er jemand ist, der sich mit der Materie auskennt. John Sinclair ist zwar Polizist, doch er wird nicht aus Spaß Geisterjäger genannt. Er und seine Freunde, zu denen ich auch Jane Collins und mich zähle, kümmern sich um ungewöhnliche und auch unerklärliche Phänomene. Was andere Menschen ablehnen und stark negieren, ist praktisch bei uns zu einer Chefsache geworden. So einfach ist das im Prinzip.«
Alina wollte es nicht so recht glauben. Sie zog die Nase kraus und fragte leise: »Einer, der Geister jagt?«
»Ja. Nicht nur das. Auch Dämonen und alles, was damit zusammenhängt. Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sonst erklären soll. Sie müssen es einfach erleben, und Sie müssen auch John kennen lernen. Und zwar noch in dieser Nacht, weil ich einfach das Gefühl habe, dass die Zeit drängt.«
Sarah wollte schon zum Hörer des in der Nähe stehenden Telefons greifen, als etwas anderes passierte. Keiner der beiden Frauen hatte auf die dritte Person geachtet, der es gelungen war, von ihnen unbemerkt das Zimmer zu betreten.
Es war Jane Collins, die schon seit einiger Zeit an der Tür gestanden und zugehört hatte. Jetzt fragte sie mit halblauter Stimme: »Willst du mich der jungen Frau nicht vorstellen, Sarah?«
***
Die Hand der Horror-Oma zuckte zurück, als wäre der Hörer plötzlich heiß geworden. »Jane!«, rief sie und richtete sich halb in ihrem Sessel auf. »Himmel, wo kommst du denn her?«
Die blondhaarige Detektivin lachte. »Ich bin die ganze Zeit über hier im Haus gewesen. Ich hatte nur oben unter dem Dach etwas gearbeitet. Ich wollte mir schon Sorgen machen, als ich beim Nachuntengehen deine und die Stimme deiner neuen Bekannten hörte.«
»Dann hast du zugehört?«
»Es ließ sich nicht vermeiden, Sarah.«
»Was hältst du denn davon?«
»Später. Erst einmal möchte ich mich mit Alina bekannt machen.« Jane verließ das Halbdunkel in der Nähe der Tür, um ins Licht zu treten, das sich nur in einer Hälfte des Zimmers ausgebreitet hatte.
Jane trug eine rote Bluse, die sie über ihre weiße Hose hängen ließ. Sie lächelte Alina an, aber sie sah auch sehr schnell, dass ihr Lächeln nicht erwidert wurde. Alina Wade saß auf ihrem Sessel wie eine Figur aus Stein, die sich nie bewegen würde. Sie hielt die Augen weit offen und schaute Jane Collins entgegen. Dabei zitterte ihre Unterlippe so stark, dass heller Speichel darüber hinweglief und am Kinn entlangrann.
Auch Lady Sarah war das Verhalten der jungen Frau nicht entgangen. »Was hat sie nur?«, flüsterte sie.
»Ich weiß es nicht.« Jane Collins traute sich nicht, noch einen Schritt nach vorn zu gehen. Sie blieb stehen und behielt ihren Blick auf Alina gerichtet, die sich auch jetzt um keinen Deut vom Fleck bewegt hatte.
Alina starrte sie an. Und plötzlich begann sie zu zittern. Ihr Gesicht verzerrte sich, und sie schrie los, als wäre sie gefoltert worden. Im Sessel schlug sie um sich. »Weg, weg!«, brüllte sie. »Verdammt noch mal, sie muss weg! Sie ist eine Böse. Sie ist eine Hexe. In ihr ist der Teufel - ha
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