1167 - Die Tochter des Dämons
ha…«
Ein gellendes Gelächter löste sich. Die Zuckungen am Körper hörten nicht auf. Sie schüttelte den Kopf, sie schlug auch weiterhin um sich, und plötzlich stand der Speichel wie heller Schaum vor ihrem Mund.
Noch ein schriller Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Zugleich fegte ihre linke Hand zur Seite und schleuderte das Glas mit dem Whisky um. Dann warf sie ihre Beine in die Höhe, rutschte in den Sessel hinein und blieb dort bewegungslos sitzen. Wie eine Tote. Tot allerdings war sie nicht, sondern nur bewusstlos geworden…
***
Sarah Goldwyn und Jane Collins verstanden die Welt nicht mehr. Die Horror-Oma schaute auf die reglose Frau und richtete ihren Blick dann auf Jane, die sich ebenfalls nicht bewegte und nur verständnislos auf den Boden schaute.
»Was hast du getan, Jane?«
»Ich? Nichts habe ich getan. Überhaupt nichts. Du hast es selbst erlebt. Ich bin nur näher an sie herangekommen, das ist alles. Plötzlich hat sie so überreagiert. Mir fehlt wirklich jegliches Begreifen, das kann ich dir schwören.«
»Ja, stimmt. Trotzdem hat sie dich erkannt, Jane. Du hast ihr Angst eingejagt. Sie hat von dir als Hexe gesprochen. Sie muss gewusst haben, dass es Kräfte gibt, die in deinem Innern noch vorhanden sind. Du weißt selbst, wovon ich rede.«
»Sicher. Der Hexenrest.«
»Und den hat sie gespürt. Wieso?«
Jane zuckte mit den Schultern. »Genau kann ich es dir nicht sagen. Aber ich habe euch zugehört. Es muss etwas mit dem Kontakt des Vaters mit ihr zu tun gehabt haben.«
»Ja, das glaube ich inzwischen auch. Ist dir denn an ihr etwas aufgefallen. Du bist ja auf sie zugegangen. Hat sie sich da irgendwie verändert? Ich meine…«
»Hat sie, Sarah.«
»Ja? Wie?«
»Da ist etwas in ihren Augen gewesen. Das heißt, sie haben sich verändert. Beide Pupillen verschwanden, und innerhalb kurzer Zeit wurden die Augen zu Spiegeln. Ob du es glaubst oder nicht, getäuscht habe ich mich nicht.«
»Augen wie Spiegel«, wiederholte Lady Sarah flüsternd. »Jemand hat sie verändert. Eine andere Kraft. Die Kraft, die aus dem Grab zu ihr gekommen ist. Es muss ihr Vater gewesen sein. Er wurde umgebracht, und man stach ihm beide Augen aus. Da muss es einfach eine Verbindung geben. Mein Güte, da hat uns das Schicksal aber wieder in etwas hineingerissen.«
Jane Collins sagte dazu nichts. Sie war jetzt sehr nahe an die bewegungslose Frau herangetreten und drehte ihren Kopf zur Seite, damit auch Sarah das Gesicht sehen konnte. »Sieh bitte nur in ihre Augen«, flüsterte Jane.
»Klar.« Sarah beugte sich vor. Das Augenpaar stand offen. Sie konnte hineinschauen, aber sie sah nichts. Sie musste Jane Recht geben. Es hatte sich verändert. Es gab keine Pupillen mehr. Es malten sich zwei Flächen ab, die auch keine Spiegel waren, und wenn, dann waren es Spiegel, die blind geworden waren.
Jane trat zurück und runzelte die Stirn, ein Zeichen bei ihr, dass sie nachdachte. »Alina ist wirklich etwas Besonderes«, sagte sie mit leiser Stimme. »Aber was…?«
Sarah stand auf. »Es hängt mit ihrem toten Vater zusammen, Jane. Das ist die Lösung. Der Vater, der umgebracht wurde und dem man das Augenlicht nahm. Es ist schwer zu glauben, aber wenn wir den Fall lösen wollen, müssen wir ihn und seine Vergangenheit unter die Lupe nehmen. So weit habe ich mittlerweile schon vorgedacht.«
Jane Collins stimmte ihr durch ein Nicken zu. »Aber sie hat Angst vor mir gehabt. Sie hat erkannt, dass diese schwachen Hexenkräfte in mir stecken, und sie wird es durch die Kraft ihrer neuen Augen erkannt haben.«
»Korrekt, Jane, da stimme ich dir zu. Aber wieso hat sie das erkennen können? Wenn wir davon ausgehen, dass sie das Erbe des Vaters übernommen hat, ist das doch eigentlich gar nicht möglich, denn ihr Vater verlor seine Augen.«
»Stimmt.«
»Siehst du. Und weiter?«
Jane schaute auf das Telefon, als könnte es ihr die Wahrheit mitteilen. »Man kann ihm ja die Augen genommen haben«, sagte sie dann. »Aber nicht die Kraft, die einmal in ihnen steckte. Das ist durchaus möglich. Ich könnte mir vorstellen, dass die Augen nur so etwas wie ein Vorwand oder ein Alibi gewesen sind.«
»Theorie.«
»Weißt du eine bessere Lösung?«
Sarah Goldwyn lächelte verschmitzt. Jane kannte die Mimik der Horror-Oma. Wenn sie so schaute, dann dachte sie bereits an ihren Trumpf im Hintergrund. »Die Lösung muss nicht optimal sein, meine Liebe, aber sie ist schon gut. Vielleicht bringt sie uns auch einen Schritt weiter,
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