1167 - Die Tochter des Dämons
meine ich.«
Jane verdrehte die Augen. »Okay, dann hole den lieben John schon aus dem Bett.«
***
Im Bett hatte ich noch nicht gelegen. Ich hatte auch nicht in einer Kneipe gesessen und über den Alltag eines Junggesellen nachgedacht, ich war brav in meiner Wohnung geblieben, und dies mit einem guten Gefühl, denn es war Suko und mir nach zahlreichen Anstrengungen gelungen, diesen Vampir-Galan Beau Leroi und dessen Erbe endgültig zu vernichten. Es gab jetzt nichts mehr, was uns noch störte. Es war mit ihm aus und vorbei. Er würde das Blut der Menschen nicht mehr trinken, um sie anschließend zu zerstückeln. Aber wir hatten wieder eine neue Variante des Vampirdaseins erlebt, und wir konnten nur hoffen, dass sich so etwas nicht wiederholte. Einen Eid allerdings würde ich darauf nicht ablegen, das stand fest.
Ich war froh, mal wieder am Abend zu Hause sein zu können. Der Tag war recht langweilig gewesen. Am Mittag hatte ich das Büro verlassen und war in den Supermarkt gegangen, um einige Einkäufe zu erledigen. Essen in Dosen, natürlich auch Bier und Wasser, und ich war stolz darauf, mal wieder vor einem vollen Kühlschrank zu stehen.
Die Wohnung putzen brauchte ich nicht. Früher hatte ich mal eine Staubsaugerpilotin gehabt, dann hatte Shao sich bereit erklärt, hin und wieder meine Bude sauber zu halten, was mir sehr gelegen kam. Außerdem war es ja nicht schmutzig. So dachte ich zumindest, was bei Shao allerdings auf großen Widerstand stieß. Nun ja, die Frauen denken eben anders darüber.
Der Abend zu Hause tat mir auch insofern gut, als dass die Europameisterschaft im Fußball lief.
Auch wenn England und Deutschland zu Recht ausgeschieden waren, gab es doch Spiele zu sehen, die allesamt Rasse und Klasse hatten. Wenn man den anderen Mannschaften zuschaute, schlug das Herz eines Fußball-Fans höher. Ich freute mich schon auf den nächsten Abend, denn das war der Termin für das erste Halbfinale. Es gab genügend Berichte aus den Lagern der anderen Mannschaften im Fernsehen. So hatte ich es mir vor der Glotze bequem gemacht und tat das, was man seinen Kindern nicht als Beispiel zeigen sollte.
Ich schaute in die Glotze, aß eine mittelgroße Pizza, hatte die offene Dose Bier daneben stehen und hatte zudem noch meine Beine hochgelegt. Der Teller mit der Pizza hatte seinen Platz auf meinem Schoß gefunden.
So ließ sich das Leben ertragen, und ich wünschte mir, nicht gestört zu werden. Es war schon recht spät, nicht mal zwei Stunden bis Mitternacht. Ich glaubte nicht mehr daran, dass man mich aus meiner Position herausreißen würde, obwohl das Telefon sicherheitshalber in meiner Reichweite stand.
Es wurden Spielszenen wiederholt, auch die der ausgeschiedenen Engländer, und die entsprechenden Kommentare gab es auch zu hören. Zwar hatte Euphorie geherrscht nach dem Sieg über Deutschland, dann aber war der Hammer gegen Rumänien gekommen, und das hatte der Nation einen regelrechten Schock versetzt.
Das Spiel wurde noch einmal in Ausschnitten gezeigt und von den entsprechenden Experten analysiert.
Ich hörte zu, aß hin und wieder ein Stück Pizza, auf der zuviel Käse lag, der sich zog wie etwas härterer Schleim, und spülte die Bissen jeweils mit einem Schluck Dosenbier hinunter.
Ein guter Abend, den ich locker angegangen war und den ich auch locker beenden würde. Das zumindest hatte ich mir vorgenommen. Aber man lebt als Mensch ja nicht allein auf der Welt. Es gibt andere, die von einem etwas wollen, und genau das erlebte ich auch an diesem Abend, der so herrlich begonnen hatte.
Es störte wie so oft das Telefon.
Schon das erste Klingeln sorgte bei mir für eine leicht wütende Reaktion. Ich stellte den Ton der Glotze ab, aß aber nicht den Mund leer und meldete mich dementsprechend undeutlich. Der Anrufer würde seine Schwierigkeiten haben.
»Ha, was ist das denn? Bist du krank, John? Hast du es im Hals? Sommergrippe?«
»Nein, Sarah, ich esse nur eben eine Pizza.«
»So spät noch?«
»Ja. Sag jetzt nicht, dass es ungesund ist.«
»Es ist doch dein Magen.«
»Eben.«
»Aber du liegst noch nicht im Bett, und das ist immerhin ein großer Vorteil.«
Wenn Lady Sarah so sprach, dann hatte sie etwas auf dem Herzen und würde auch sehr schnell zur Sache kommen. Ich hatte mich nicht getäuscht. Sie fing vorsichtig an und fragte, ob ich noch in der Lage war, ihr einen Besuch abzustatten.
»In der Lage immer. Aber was ist der Grund?«
»Er ist knapp unter Dreißig, recht hübsch und
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