117 - Der Zauberspiegel
Versuch an", sprach Goro weiter, „um die Psychos der Menschen von Malkuth zu verbannen. Den Menschen soll ein Spiegel vorgehalten werden, damit sie ihr böses Ich erkennen und sich selbst damit herumschlagen müssen."
„Das mußt du mir näher erklären, Goro."
Ich glaubte, leise Stimmen zu hören, und blickte mich verwundert um.
Goro blieb stehen und starrte eine der pulsierenden Wände an, die unter seinem Blick die Farbe änderte und leuchtend-weiß wurde.
Unwillkürlich hob ich den Ys-Spiegel hoch, und die Stimmen wurden lauter. Einzelne Wortbrocken konnte ich verstehen.
Ich starrte den Spiegel nachdenklich an und preßte ihn an mein rechtes Ohr. Jetzt waren die Stimmen tadellos zu verstehen. Der Spiegel arbeitete wie ein Verstärker.
„Varos Zustand macht mir Sorgen", hörte ich eine brummende Stimme sagen. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie er zu einem lallenden Idioten geworden ist."
Olivaro hieß auf seiner Welt Varo. Das wußte ich bereits.
Ich drehte den Ys-Spiegel zur Seite und hörte erregte Stimmen. Der Sinn der Worte war mir nicht ganz klar. Sie sprachen über Kethers Krise.
„Ich kann die Janusköpfe hören", sagte ich zu Coco. „Sie müssen ganz in der Nähe sein. Goro, wo wird Olivaro gefangengehalten?"
„Er ist in einem Untersuchungsraum, der etwa hundert Meter vor uns liegt."
„Hm. Wie können wir ungesehen hineinkommen?"
„Das ist nicht möglich", antwortete Goro. „Vier unserer Leute, die ihn untersuchen, sind bei ihm." „Wie können wir ihn befreien?"
„Du mußt die vier überwältigen."
Coco und ich wechselten einen Blick. Gegen vier Janusköpfe hatte ich keine Chance. Der Reihe nach hätte ich sie vielleicht ausschalten können, doch nicht einmal das war sicher, da ich mit dem Spiegel nur Gewalt über sie bekommen konnte, wenn sie ihr echtes Gesicht zeigten. Es blieb uns keine andere Wahl: wir mußten warten.
„Führe uns an einen Ort, wo wir nicht entdeckt werden können, Goro!"
„So einen Ort gibt es nicht", antwortete er. „Wir können jeden Augenblick entdeckt werden. Ihr habt Glück, daß alle im Augenblick mit wichtigeren Dingen beschäftigt sind, sonst wäret ihr schon längst gefangengenommen worden."
„Hier in diesem Gang sind wir also genauso sicher oder unsicher wie an jedem anderen Ort in Kether?"
„Du sagst es", stellte Goro fest.
Das waren wenig erfreuliche Aussichten..
„Wir sollten lieber verschwinden, bevor es zu spät ist", sagte Coco.
„Wir warten noch kurze Zeit", sagte ich. „Ich will mir anhören, worüber sich die Janusköpfe unterhalten. "
Wieder preßte ich den Ys-Spiegel an das rechte Ohr und bewegte ihn im Kreis.
„Sollen wir Varo abtransportieren?" fragte eine helle Stimme.
„Ich bin dagegen. Hier ist er sicher. Wir müssen ihn gründlich untersuchen. Sein Zustand ist bedenklich."
„Das kann man wohl sagen", schaltete sich ein dritter in das Gespräch ein. „Wir müssen unbedingt herausfinden, welche Kräfte ihn in einen Idioten verwandelten." „Wir hatten ihn doch ganz in unserem Sinn manipuliert", meinte ein vierter Sprecher. „Was kann seinen Zustand bewirkt haben?"
„Das müssen wir eben herausfinden. Ich bin dafür, daß wir folgende Tests durchführen."
Es folgte eine Reihe von Namen, die mir unverständlich waren. Doch ich hatte genug gehört. Olivaro drohte im Augenblick keine Gefahr. Er würde sicherlich noch einige Zeit in diesem Teil der Januswelt verbleiben.
Langsam drehte ich den Spiegel ein Stück zur Seite. Wieder waren die erregten Stimmen zu hören. „Jaso ist eingetroffen", sagte ein Januskopf. „Er ist auf dem Weg zu uns."
„Wer ist Jaso, Goro?" fragte ich.
„Jaso ist für den Versuch auf der Erde verantwortlich. Er nennt sich Jason Brown."
Ich lauschte wieder der Unterhaltung der Janusköpfe. Sie begrüßten Jaso.
„Erstatte uns Bericht, Jaso!"
„Ich ließ mich in einer Stadt namens New York nieder", erzählte Jaso. „Es dauerte einige Zeit, bis ich die richtigen magischen Spiegel gefunden hatte. Ich verwendete verschiedene. Bei manchen zeigte sich keine Wirkung, doch die meisten funktionierten, so wie wir es erhofft hatten."
„Das sind gute Nachrichten, Jaso. Sprich weiter!"
„Die magischen Spiegel verhindern, daß das Alter ego - das böse Ich - der Menschen in unsere Welt abgestrahlt wird. Die Spiegel reflektieren das Böse der Menschen so, daß die Betroffenen selbst zu schrecklichen Psychos werden."
„Prächtig, prächtig! Wir sind sehr zufrieden."
„Soll ich das
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