117 - Der Zauberspiegel
zu verstehen. „Erinnern Sie sich, was in Altshulers Laden geschah?"
„Ich erinnere mich daran", flüsterte sie. „Es war einfach grauenvoll. Altshuler verwandelte sich plötzlich in einen Teufel." Sie keuchte. „Er schlug mit einem Kerzenständer auf mich ein."
„Ging Altshulers Verwandlung plötzlich vor sich?" „Der Spiegel", hauchte Kim Langford. „Ich sah den Teufelskopf erst im Spiegel."
„Können Sie mir das näher erklären?"
„Über einem Perlmutttisch hing ein Barockspiegel, der mir gefiel. Ich wollte den Spiegel kaufen, doch Altshuler sagte, daß er bereits verkauft wäre. Im Spiegel sah ich dann eine Teufelsfratze. Als ich wieder hinblickte, sah ich Altshulers Gesicht im Spiegel, doch er selbst hatte sich in einen Teufel verwandelt."
Mandel drückte auf die Stoptaste des Recorders und blickte Tim Morton neugierig an.
„Der Spiegel", flüsterte Tim.
„Das ist der erste Hinweis", sagte Mandel zufrieden. „Wir holten den Spiegel aus Altshulers Laden. Im Augenblick ist er im Labor."
„Hast du auch den Spiegel aus Westhams Arbeitszimmer geholt?"
„Noch nicht", antwortete Mandel. „Ich wollte Ruth Westham nicht stören. Um acht Uhr wird der Spiegel geholt. Ich telefonierte mit Phillip Spratts Chauffeur. Er berichtete mir, daß Spratt vor zwei Tagen in einem Laden in der Second Avenue einen Biedermeierspiegel gekauft hätte. Im Augenblick sind zwei Beamte zu Spratts Villa unterwegs, um den Spiegel zu holen."
„In allen drei Fällen spielt also ein Spiegel eine Rolle. Ob der Spiegel an der Verwandlung schuld ist?"
Mandel hob die Schultern. „Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, aber wir müssen jeder Spur nachgehen."
Die Tür wurde geöffnet, und zwei Beamte traten ins Zimmer.
„Das ist der Spiegel aus Spratts Villa", sagte der eine. „Wo sollen wir ihn hinstellen?"
Mandel und Tim standen auf. Der Spiegel steckte in einem hübschen Rahmen.
„Lehnt ihn an die Wand!" sagte Mandel.
Die Beamten gehorchten. Als sie das Zimmer verlassen hatten, kniete Tim vor dem Spiegel nieder und untersuchte den Rahmen, dann blickte er sein Spiegelbild an.
„Scheint ein ganz normaler Spiegel zu sein", brummte er.
Wieder warf er einen Blick hinein und beugte sich plötzlich vor. Für einen Augenblick war es ihm so vorgekommen., als hätte er ein hohläugiges Monster im Spiegel gesehen. Er blickte nochmals rein, doch nun war nur noch sein Gesicht zu sehen.
Mißtrauisch stand er auf und strich sich mit der Zunge über die Lippen.
„Ich sah mich als Monster im Spiegel", sagte Tim.
„Bist du ganz sicher?"
„Hrn. Das Monster war nur für einen Sekundenbruchteil zu sehen, aber ich glaube nicht, daß ich mich getäuscht habe."
Nun untersuchte Mandel den Spiegel. Er blickte mehrmals hinein, doch er sah kein Monster.
„Soll ich den Spiegel untersuchen lassen, Tim?"
„Laß ihn lieber hier bei dir, Ernie! Ich habe eine Vermutung, die allerdings so gewagt ist, daß ich sie lieber einstweilen für mich behalte. Ein Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen wären jetzt nicht schlecht."
Coco hatte meine linke Hand gepackt. In der rechten hielt ich den Ys-Spiegel. Ich hoffte, daß die magische Kraft des Spiegelamuletts auch auf Coco übergreifen würde.
Goro führte uns durch einen tiefblauen Gang, dessen Wände leicht pulsierten. Ich wunderte mich, daß wir ungestört durch die Gänge spazieren konnten. Kein Januskopf' ließ sich blicken.
„Weshalb holt ihr Menschen auf eure Welt, Goro?"
Der Januskopf antwortete bereitwillig. „Wir haben festgestellt, daß die Träume, Gedanken, Ideen und Fantasien der Menschen verheerende Kräfte in unserer Welt mobilisieren. Diese Kräfte werden aber nur von bestimmten Menschen ausgelöst, und wir versuchen nun herauszufinden, wie wir uns dagegen schützen können. Einige Menschen - besonders solche, die eine ausgeprägte Fantasie haben oder über gewisse parapsychische Anlagen verfügen - stellen eine große Gefahr dar. Sie können Psychos auf unsere Welt projizieren."
„Wie ist die Beziehung zwischen Schöpfer und Psycho?" fragte ich weiter.
„Sie sind voneinander abhängig. Stirbt der Schöpfer eines Psychos, dann muß auch der Psycho sterben. Umgekehrt aber, wenn ein Psycho getötet wird, muß der Schöpfer nicht unbedingt sterben, kann aber Schmerzen verspüren."
So etwas Ähnliches hatte ich mir vorgestellt. „Und wie wollt ihr euch gegen die Gedankenausstrahlung der Menschen schützen?"
„Im Augenblick läuft auf der Erde ein interessanter
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