117 - Der Zauberspiegel
geben."
„Wissen Sie, wo diese Kommune wohnt?"
„Keine Ahnung. Sheila weigerte sich, es zu sagen. Wir haben nur die Adresse ihrer früheren Wohnung: Park Lane 278. Aber ob sie dort wohnt, kann ich Ihnen nicht sagen."
„Können Sie uns eine Beschreibung von ihr geben."
„Sie ist klein und sieht recht hübsch aus., Das Haar ist aschblond, und sie trägt es schulterlang. Besondere Kennzeichen gibt es nicht."
„Sprach Westham gestern über den Besuch von Sheila Pearson, Miß Read?"
„Nein. Er sagte kein Wort. Er sprach gestern überhaupt wenig."
Die Wohnung in der Park Lane war leer; doch sie fanden einige Bilder von Sheila Pearson, die sie mitnahmen. Eine halbe Stunde später lief die Fahndung nach dem Mädchen.
Tim Morton hatte sich mit Patrick Haymes, dem Freak, in Verbindung gesetzt und ihn beauftragt, daß die New Yorker Freaks nach Sheila Pearson suchen sollten.
„Jetzt nehmen wir uns den Antiquitätenhändler in der Second Avenue vor, der vor zwei Tagen den Biedermeierspiegel an Spratt verkauft hat", sagte Mandel. Was hat die Untersuchung von Altshulers Spiegel erbracht?"
„Nichts", brummte Mandel. Der Laden in der Second Avenue gehörte Daniel Bronstein. Einen Parkplatz fanden sie drei Häuserblocks weiter.
Vor dem Laden blieben sie stehen. Die Tür war abgesperrt.
„Was nun?" fragte Tim. „Sollen wir Einbrecher spielen?"
Mandel schüttelte den Kopf.
„Bronstein wohnt oberhalb des Ladens. Sehen wir uns mal seine Wohnung an."
Mandel hatte dreimal an der Wohnungstür geklingelt, doch niemand hatte geöffnet. Er preßte das linke Ohr an die Tür und lauschte. Leise Schritte waren in der Wohnung zu hören.
Der Polizeibeamte trat zwei Schritte zurück und beugte sich zu Tim hin.
„Irgend jemand ist in der Wohnung", sagte er leise. „Ich habe ganz deutlich Schritte gehört."
Tim sah sich das Schloß an. „Bis wir einen Durchsuchungsbefehl haben, vergehen zwei Stunden.
Ich bin dafür, daß wir einfach das Schloß aufsperren und uns die Wohnung ansehen."
„Das ist gegen die Vorschriften", sagte Mandel grinsend.
„Wenn du Skrupel hast, dann sieh zur Seite!" sagte Tim.
Er holte ein kleines Täschchen aus seiner Manteltasche, öffnete es, suchte einen passenden Dietrich heraus und drückte das rechte Ohr an die Tür. Nichts war zu hören. Vorsichtig schob er den Dietrich in das Schloß und drehte ihn langsam um. Dann griff er nach der Klinke, öffnete die Tür, steckte den Dietrich ein und blickte in das Vorzimmer.
Kein Mensch war zu sehen. Auf einer Kleiderablage hing ein Pelzmantel.
Tim huschte in die Diele und blieb vor einer halb offenstehenden Tür stehen. Deutlich war das Geräusch von Schritten zu hören. Irgend etwas fiel zu Boden und zerbrach mit lautem Knall.
Tim wartete, bis Mandel hinter ihm stand, dann stieß er die Tür auf und sprang ins Zimmer.
Im Zimmer war es dämmerig. Schwere Brokatvorhänge waren vor die Fenster gezogen. Es sah so aus, als hätten die Vandalen hier gehaust. Überall lagen zerbrochene Möbelstücke herum. Der Teppich war zerfetzt, und der kostbare Kristallüster in tausend Stücke zerbrochen.
Neben einer zertrümmerten Kommode hockte ein stark behaartes Monster, das eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Menschenaffen hatte; nur die gewaltigen Fledermausohren und der schnabelartige Mund paßten nicht dazu.
„Vorsicht, Ernie!" schrie Tim.
Das Ungeheuer richtete sich auf und streckte die gewaltigen Arme aus. Es öffnete den Schnabel und gab krächzende Geräusche von sich.
Mandel hatte seine Pistole gezogen.
„Nicht schießen, Ernie! Wir müssen es lebend bekommen."
Das Ungeheuer sprang auf einen zertrümmerten Kasten, glitt rasch zu Boden und rannte auf Tim zu, der sich bückte und ein Stuhlbein ergriff, da war auch schon das affenähnliche Geschöpf heran und warf sich auf Tim, der einen Schritt zur Seite trat und mit dem Stuhlbein ausholte. Tim traf das Monster auf dem Hinterkopf, und es geriet ins Taumeln. Blitzschnell schlug Tim nochmals zu. Mandel hatte eine Tischplatte gepackt, hob sie hoch über den Kopf und ließ sie mit aller Kraft auf den Kopf des Ungeheuers krachen.
Das Scheusal blieb benommen liegen.
„Rasch, die Handschellen, Ernie!"
Tim griff nach der Tischplatte und blieb lauernd neben dem Monster stehen, das sich leicht bewegte und sich aufzurichten versuchte. Nochmals schlug Tim zu.
Mandel hatte die Handschellen hervorgezogen, packte das rechte Handgelenk des Monsters und ließ die Stahlfessel zuschnappen. Sekunden
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