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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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brachte sie mühsam hervor, wobei jedes Wort von einem heiseren Krächzen begleitet wurde.
    »Was konnte ich wissen? Du bist uns nie nahe gewesen. Hier muss jeder für den anderen einstehen. Wir sind in einem Zirkus. Außenseiter können hier nicht arbeiten. Verflucht noch mal, das muss doch auch in deinen Kopf gegangen sein…«
    »Irrtum! Ihr hättet mich in Ruhe lassen sollen. Deine Mutter hat gemerkt, wer ich bin. Sie fürchtete sich auch meinetwegen vor dem Tod, denn sie ahnte, dass ich auf verlorenem Posten stehen würde. Auch sie hatte das Verständnis mir gegenüber vermisst. Hat sie nicht oft mit dir geredet, Winter? Hat sie das nicht getan? Sei ehrlich, Harold! Sag es mir!«
    »Ja, sie hat es versucht.«
    »Und hatte keinen Erfolg, wie?«
    »Aber…«
    »Kein Aber, Winter. Sie konnte keinen Erfolg haben, weil du ein verfluchter Ignorant gewesen bist. Aber das ist jetzt vorbei. Ich bin erschienen, um dir deine gerechte Strafe zu übermitteln.« Sie sprach schnell weiter, bevor Winter irgendwelche Fragen stellen konnte. »Keine Sorge, ich werde dich nicht töten. Aber ich werde danach trachten, dein Leben nicht mehr lebenswert zu machen. Ja, darauf läuft es hinaus. Dein Leben wird nicht mehr so sein, wie du es bisher hast genießen können. Es wird nur noch in der Erinnerung vorhanden sein, denn ich werde dir dein Augenlicht nehmen.«
    Glenda hatte alles verstanden. Sie war nicht mal erschrocken. Sie wusste ja, was auf Winter zukommen würde. Sie selbst litt wahnsinnig unter diesem Zustand. Trotzdem beschäftigte sie sich nicht mit sich selbst, weil der Schrei sie ablenkte.
    Winter hatte ihn ausgestoßen. Es musste der Moment der Erblindung sein. Die schrecklichen Laute hallten durch den Wagen. Es waren nicht mal unbedingt Schmerzensschreie, sondern mehr Reaktionen auf das, was Winter selbst nicht mehr vermeiden konnte. Er erstickte beinahe an seiner Hilflosigkeit. Er röchelte. Er jammerte, seufzte und weinte.
    Glenda hörte einen Aufprall. Wahrscheinlich war er auf die Knie gefallen, und sie hatte Recht mit der Vermutung, denn kurz darauf schallte das harte Lachen der Emily White in die anderen Geräusche.
    »Du Wurm. Du einst so Mächtiger. Du hast die Tiere unter deine Kontrolle bekommen, aber selbst bist du nur ein Jammerlappen. Finde dich ab mit deinem Schicksal, so wie du dafür gesorgt hast, dass ich mich ebenfalls mit meinem Schicksal abfinden sollte. Vielleicht gelingt es auch dir, einen guten Mittelweg zu finden, aber ich glaube es nicht. Nein, nicht du.«
    Sie hatte genug gesagt, und als sie schwieg, da waren nur die heftigen Atemzüge und das Jammern des Direktors zu hören. Er lag auf dem Boden. Er sprach davon, dass er nicht mehr sehen konnte und wie sehr seine Augen brannten. Dafür hatte Emily nur ein Lachen übrig.
    »Benimm dich. Reiß dich zusammen, verflucht! Du lebst noch, und das allein zählt. Es hätte auch anders kommen können. Dann wäre nichts mehr von dir zurück geblieben. Ich hätte dich verbrennen können und…«
    »Tu es!«, jammerte Winter. »Verflucht noch mal, tu es endlich! Was soll ein solches Leben?«
    Sie lachte scharf. »Du hast Recht. Was soll ein solches Leben? Aber hast du auch bei mir so gedacht, als ich in die verdammte Anstalt kam? Nein, hast du nicht. Du hast dir überhaupt keine Gedanken über mich gemacht. Und jetzt sei endlich still.«
    Ob er von Emily einen Tritt erhalten hatte, bekam Glenda nicht heraus.
    Jedenfalls stöhnte er auf. Es hatte sich tatsächlich wie eine Reaktion auf den Tritt angehört.
    Er blieb auf dem Boden liegen, während der Halbengel über ihn hinwegstieg. Glenda hatte sich mittlerweile zwar auf den Rücken gewälzt und war auch so liegen geblieben, aber sie traute sich nicht, sich auf die Füße zu stellen. Nur sehr langsam richtete sie sich auf, wobei sie die Augen weit geöffnet hielt und nach vorn schaute, doch nicht mal den Umriss der Emily White sah sie.
    Dafür vernahm sie ihre Schritte und merkte mit sicherem Gefühl, dass Emily auf sie zukam. Von ihr strömte etwas aus, das einfach nicht an ihr vorbeitrieb. Es war wie ein kühler Strom, der an ihrem Gesicht entlang fächerte.
    »Hallo, Glenda…«
    Emily stand dicht vor ihr. Vielleicht eine Armlänge. Sie hatte mit weicher Stimme gesprochen, aber es war genau zu hören, dass ihr keine echten Gefühle entgegengebracht wurden.
    Glenda musste sich wahnsinnig zusammenreißen, um nicht zu schreien. Sie wusste ja, das Emily eine Antwort haben wollte. Die zu geben, fiel ihr

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