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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte das Kreuz.
    »Emily!«, brüllte ich.
    Es war mir egal, ob und wo man mich hörte. Es gab nur noch diesen Augenblick, um Schlimmes zu verhindern.
    Sie drehte sich tatsächlich!
    Und wieder schaute sie auf mein Kreuz, das aus meiner rechten Faust ragte.
    »Es stoppt mich nicht!«, schrie sie zurück. »Ich liebe es! Ich habe es in mein Herz geschlossen, verstehst du? Ich habe es geküsst. Du bist selbst dabei gewesen. Ich habe noch mehr Kraft aus ihm herausgesaugt. Nein, du bist…«
    Ich war mittlerweile so nassgeschwitzt, so sehr stand ich unter Druck.
    »Es lässt keinen Mord zu, Emily!«
    »Ich muss es tun!«
    »Du kennst es nicht!« Damit hatte ich nicht gelogen, denn ihr war die wahre Kraft des Talismans nicht bekannt.
    Sie lachte mich aus. Dabei ging sie rückwärts und schwebte gleichzeitig in die Höhe.
    Schon einmal hatten wir dieses Phänomen erlebt. Sie beherrschte die Levitation, die Aufhebung der eigenen Schwerkraft, und das zeigte sie uns jetzt wieder.
    Vor aller Augen, auch vor denen der Zuschauer glitt sie hoch, als wäre sie von dünnen, sehr starken, aber nicht sichtbaren Bändern gezogen worden. Wenn es so weiterging, würde sie bald das Dach des Zelts erreicht haben, doch so hoch wollte sie bestimmt nicht, sie musste nur die oberen Stangen des Käfigs überwinden.
    So weit ließ ich es nicht kommen. Ich fing noch Glendas flehenden Blick auf, dann griff ich zu dem Mittel, das auch sie erwartete.
    Ich rief die Formel. »Terra pestem teneto - Salus hie maneto!«
    Es war der große Augenblick, an dem das Kreuz regelrecht explodierte. Allerdings flog es nicht auseinander, sondern verwandelte sich in eine helle Lichterscheinung, die einfach alles überstrahlte und gegen die auch kein Scheinwerfer mehr ankam.
    Ich hörte einen schrillen Schrei. Ich schaute in das Licht hinein, ohne davon geblendet zu werden. Innerhalb des Zentrums entdeckte ich einen Schatten, der menschliche Umrisse aufwies. Ich musste davon ausgehen, dass es sich um Emily handelte. Der Schatten zuckte. Er warf den Kopf vor und zurück, und in das Licht hinein tauchte noch ein weiterer Schatten. Anders konnte ich ihn nicht beschreiben. Er war etwas, das ich persönlich noch nie erlebt hatte. Er war nicht greifbar, aber griff trotzdem nach Emily.
    Schrie sie? Jammerte sie? Huschte und zuckte sie durch das Licht? Es gab einiges zu sehen, aber nicht zu erklären. Es konnte mit ihrem Tod enden, sie hätte zerrissen werden können, zu Staub zerfallen, während das Licht wie eine Mauer stand, und sie hatte auch von anderen Mächten geholt werden können.
    Was genau passierte, das sah auch ich nicht. Aber ich sah, wie das Licht zusammenbrach. Urplötzlich war es fort. Weggeblasen wie von einem gewaltigen Sturm.
    Meine Sicht war frei!
    Alle konnten sehen, was vor dem Käfig und in der Manege passiert war. Ich glaubte auch nicht, dass nur einer der Zuschauer zur Seite schaute. Es war einfach zu faszinierend, so etwas zu sehen.
    Der Käfig war da.
    Harold Winter ebenfalls.
    Auch Glenda sah ich. Sie stand neben der Gittertür, und ihr war nicht einmal ein Haar angesengt worden.
    Leider war auch Emily White verschwunden. Das Licht musste sie geholt haben. Wohin, darüber machte ich mir in den nächsten Sekunden keine Gedanken, denn plötzlich belebte sich die »Bühne«. Es war wie aus dem Drehbuch gestiegen. Das Licht hatte zwar bei uns nichts hinterlassen, aber es war auch von den Panthern bemerkt worden. Es war in ihre Nummer hineingerast. Es hatte sie irritiert, und mit einem Schlag veränderte sich die Szene.
    Die Tiere drehten durch!
    Dass ihr Verhalten nicht mehr zur Dressur gehörte, das merkten nicht nur Glenda und ich, sondern auch schon ein Teil der Zuschauer. Wie nebenbei sah ich, das die ersten von ihren Sitzen aufsprangen, doch darum konnte ich mich nicht kümmern. Die einmal aus dem Konzept geratenen Tiere wussten nicht mehr, wie sie sich verhalten sollten. Sie kamen jetzt ihren Trieben nach und ließen ihnen freien Lauf.
    Es gab ein Opfer. Es gab einen Schuldigen. Es war der Mann, der sie bisher unter Kontrolle gehalten hatte.
    Harold Winter, der Dompteur, der seine Tiere so sicher unter Kontrolle gehalten hatte, verstand plötzlich die Welt nicht mehr. Er drehte durch, er kreiselte um die eigene Achse, und ich konnte erkennen, dass sich das Gefühl der Panik in seinem Gesicht ausbreitete. Er drehte den Kopf, er wusste nicht genau, wohin er schauen sollte - und musste mit ansehen, wie ein Schatten von der Seite her auf ihn

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