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1177 - Der Junge von Case Mountain

Titel: 1177 - Der Junge von Case Mountain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sterne, um die Raumfahrt.
    Die Lenkstange rechts herum gerissen und die Spring Street hinauf! Die Steigung war beachtlich, aber Perrys Fahrrad hatte eine kleine Übersetzung. Er schaffte es bis hinauf zum Haus der Rikers, wo die Straße wieder eben wurde, wenn er sich unterwegs auch kräftig in die Pedale stemmen mußte. Die Luft war frisch, die Sonne schien kräftig. Mutter hatte recht: Der Frühling setzte sich durch. Zwischen den Häusern von Ed Dziadus und Bob Dennison hindurch blickte Perry auf die ruhige Fläche des Sees. Jenseits zog sich der Nordhang von Case Mountain in die Höhe. Noch standen die Bäume nackt. Es ging auf Ende April. Aber an den Zweigen zeigten sich die ersten Sprossen, Spuren frischen Grüns lugten durch das düstere Astwerk. Sommer, Ferien, dachte der Junge namens Perry und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Anna Sampson war, wie immer, in ihrem Rosengarten beschäftigt. Sie sah auf und winkte Perry zu.
    „Hi, Aunt Sammie", rief der Junge.
    Anna Sampson, von ihren Nachbarn und Freunden nur Sammie genannt, verzog das Gesicht. Sie entstammte der alten Schule. Ihr Namenszug lautete Anna C. Sampson, und wer immer davon hören wollte, dem erklärte sie, das C. stehe für Cabot. Einsilbige Grußworte gab es in ihrem Vokabular nicht. Mehr als einmal hatte sie Perry darauf hingewiesen, „Hi" sei kein Gruß. „Wenn du jemand begrüßen willst, Junge, gib dir wenigstens die Mühe, ein Wort zu sagen, das im Wörterbuch steht. Hello, zum Beispiel."
    Aber sie nahm es mit ihrem Tadel nicht besonders ernst - wenigstens nicht, was Perry anging. Zwölfjährige, meinte sie, hätten noch Zeit zum Lernen.
    Vor Anna Sampsons Haus bog die Wyllys Street nach Norden ab. Von da an ging es wieder bergabwärts. Perry ließ das Fahrrad rollen. An der Kreuzung der Highland Street kam er an einer provisorischen Plakatwand vorbei. VOTE DEMOCRAT, schrie es ihm in großen Lettern entgegen und: HARRYS. TRUMAN - WHO ELSE? Es war Wahljahr, und Truman gab sich Mühe, seine Präsidentschaft durch die Stimme des Wählers legitimieren zu lassen. So wenigstens sah es Jakob Edgar Rhodan, Perrys Vater, der seit Erlangung des aktiven Wahlrechts vor siebzehn Jahren nie anders als republikanisch gestimmt hatte.
    Das Schulgelände lag leer und verlassen im Sonnenschein. Vor der Turnhalle ließ Perry sein Fahrrad achtlos zu Boden fallen. Das gab ein schepperndes Geräusch, und darauf schien Leroy Washington gewartet zu haben. Die Tür ging auf, Leroys schwarzes Gesicht erschien. Seine Augen wirkten unnatürlich groß, aber das mochte an dem Kontrast liegen, den das Weiß der Augäpfel mit der dunklen Haut bildete. Leroy machte einen Spaß aus seiner Hautfarbe und nannte sich „den schwärzesten Neger, den du je sahst." Leroy hatte außerdem einen Wahlspruch, der ihm über die Engpässe seines keineswegs immer beneidenswerten Daseins hinweghalf: Schwarz ist schön, behauptete er mit der Unverfrorenheit dessen, den nichts mehr erschüttern kann.
    Im Augenblick allerdings war es Leroy nicht nach Wahlsprüchen zumute. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er winkte Perry mit der Verstohlenheit eines Verschwörers. Der Junge trat durch die Tür, die mit schmatzendem Geräusch hinter ihm ins Schloß fiel. Das kühle Halbdunkel der leeren Turnhalle umgab ihn. Er sah sich um. Hier hatte er heute morgen noch Korbball gespielt, und Coach Wasselewski hatte ihm lobend auf die Schulter geklopft und ihm versichert, er werde es noch weit bringen, wenn er weiterhin so hager bleibe und mit dem Wachsen nicht vorzeitig aufhöre.
    „Heh, hör mir zu, Mann", verlangte Leroy.
    „Okay, ich höre."
    „Der Sternenglobus ist verschwunden."
    Die Gedanken an Korbball und Coach Wasselewski waren wie fortgewischt. Perry fuhr herum und starrte in das schwarze Gesicht mit den großen, angstgeweiteten Augen.
    „Der neue Globus?" vergewisserte er sich.
    Leroy nickte hastig.
    „Der neue. Achtzig Dollar - futsch. Mitten aus dem Lehrerzimmer geklaut. Und stell dir vor, wen sie im Verdacht haben werden."
    Perrys Gedanken wanderten. Der Globus war sein Projekt gewesen. Jedes Mal, wenn er einen Aufsatz über Dinge zu schreiben hatte, die ihn interessierten, berichtete er von den nächtlichen Wanderungen mit seinem Vater, wie sie auf die Kuppe von Case Mountain hinaufstiegen und die Sterne beobachteten. Pa hatte ein kleines Teleskop zusammengebastelt, nicht viel, einen Zweieinhalbzöller, aber mit dem kleinen Glas hatte Perry den Nachthimmel von einem Ende

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