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1177 - Der Junge von Case Mountain

Titel: 1177 - Der Junge von Case Mountain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aber er bekam weiter nichts zu sehen als eine Gestalt in einem Raumanzug mit geschlossenem Helm, die über die weite Fläche des Hangarraums auf das Boot zuschritt.
    „Laß mich an Bord kommen, Bruder Hesekiel", klang es aus dem Radiokom.
    „Komm, Bruder Lead Can", antwortete Arnulf Höchstens. „Ich habe die Schleuse geöffnet."
    Die Zeit verging mit quälender Trägheit. Es war Perry zumute, als müsse eine halbe Stunde verstrichen sein, bevor er aus dem Korridor, der zur Schleuse führte, das tappende Geräusch von Schritten hörte. Er bereute es, daß er nicht rechtzeitig daran gedacht hatte, die Trage so zu orientieren, daß er die Mündung des Ganges im Auge behalten konnte. Aufmerksam musterte er dafür den Bildschirm. Lead Can war allein gekommen. Der große Hangarraum lag leer und verlassen.
    „Ich sehe, du hast ordentlich aufgeräumt, Bruder Hesekiel", sagte die vertraute, knarrende Stimme vom Eingang her.
    Perry hörte nicht, was Arnulf Höchstens darauf antwortete. Er hatte dasselbe Empfinden wie damals, als er Lead Can das erste Mal sprechen hörte: Er kannte diese Stimme! Sie war ein Echo aus fernster Vergangenheit - eine Unmöglichkeit und doch so wirklich, daß vor seinem geistigen Auge ein Bild des Gesichts erschien, das zu der heiseren, raspelnden Sprechweise gehörte. Er sah den Besitzer der Stimme vor sich - so leibhaftig, wie er ihm vor zweitausendsechsundsechzig Jahren gegenübergestanden hatte.
    Es konnte nicht sein! Niemand lebte zwei Jahrtausende. Und der mit der knarrenden Stimme hatte nicht zum Kreis jener gehört, die durch die Verleihung eines Zellaktivators ausgezeichnet worden waren.
    Aber dennoch...
    Die Schritte kamen näher.
    „Du bringst mir wertvolles Gut, Bruder Hesekiel", sagte Lead Can.
    „Dann laß uns über die Vergütung sprechen", schlug Arnulf Höchstens vor. „Was ist dir das Zeug wert?"
    „Was hast du erwartet?" Ein gefährlicher Unterton schwang plötzlich in Lead Cans Worten. Perry zuckte zusammen. Oh, wie gut er sich an jede einzelne Nuance dieser Stimme erinnerte! „Du erinnerst dich, daß ich niemals ein bestimmtes Angebot gemacht habe?"
    „Ich erinnere mich", antwortete Arnulf, den der drohende Ton des ändern nicht zu beeindrucken schien. „Ich dachte an nichts Materielles. Ich will dabeisein, wenn du den großen Sprung tust. Mich hält es hier nicht länger. Ich will zurück - heim nach Terra. Das ist es doch, was du mit dem großen Sprung meinst, nicht wahr?"
    „Da hast du recht." Der lauernde Unterton war noch deutlicher geworden. „Ich plane den großen Sprung - und ich kann Helfer gebrauchen."
    Siedend heiß kam es Perry zum Bewußtsein, daß Arnulf sich in höchster Gefahr befand.
    Lead Can hatte nicht die Absicht, ihn zu belohnen. Er brauchte das technische Gerät, aber Arnulf Höchstens war ihm zu nichts nütze. Welch bessere Gelegenheit, sich seiner zu entledigen, als hier im vermeintlich leeren Cockpit, in der Einsamkeit des großen Hangarraums?
    Nur für den Bruchteil einer Sekunde verlor Perry Rhodan die Übersicht, aber die winzige Zeitspanne reichte aus, ihn an den Rand des Verderbens zu befördern. Er hätte zuerst die drei Roboter aktivieren sollen, die zuoberst auf dem Stapel des Diebesguts lagen. Aber in diesem Augenblick war die Sorge um Arnulf Höchstens zuvorderst in seinem Bewußtsein.
    Keine Zehntelsekunde durfte er verlieren. Ein Druck mit dem Knie - polternd und klirrend stürzte die Wand des Speicheraggregats zur Seite. Perry schnellte sich in die Höhe. Die Hand stach zum Gürtel hinab und bekam den Kolben des Paralysators zu fassen.
    Perry Rhodan stand vor dem Mann, dessen Stimme er kannte. Der Schock war so groß, daß er für die Dauer eines Atemzugs die drohende Gefahr vergaß. Das Ohr hatte ihn nicht getrogen. Das Unmögliche war wirklich geworden. Da, nicht weiter als drei Schritte entfernt, stand einer, den es längst nicht mehr hätte geben dürfen. Das narbenbedeckte Gesicht war noch immer dasselbe - ein paar Jahre älter vielleicht, aber nicht wesentlich verändert: der breite, hämisch verzogene Mund, die derbe Knollennase, die kleinen, wieselflinken Augen...
    „Also doch ...", ächzte Perry. „Tin Can!"
    „Rhodan, der Bücherwurm", kam es spöttisch über die blassen Lippen. „Ich wußte doch, daß du mir noch einmal über den Weg laufen würdest. Ihr zwei habt mich hereinlegen wollen. Nun gut. Eine Gelegenheit wie diese ergibt sich so rasch nicht wieder."
    Seine Bewegung war blitzschnell, schattengleich.

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