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1178 - Die vierte Weisheit

Titel: 1178 - Die vierte Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nennenswerte Gefahr mehr für den Mann mit den grauen Augen, den sie liebte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann Perry Rhodan wieder zu sich kommen würde. Es war ihr nach Gesellschaft zumute. Sie sah sich um und erblickte den zur Salzsäule erstarrten Nachor, den schnaufenden Cygriden und schließlich den meditierenden Sato Ambush. Sie erinnerte sich eines Märchens, das sie sich vor nicht allzu langer Zeit von einem Computer hatte erzählen lassen.
    „Dornröschen", murmelte sie. „Das sollte doch eigentlich ich sein."
     
    *
     
    Der Junge befürchtete zunächst, daß Belinda Onkel Ken von ihrer eigenartigen Unterhaltung berichten würde. Aber als das Abendessen verging, ohne daß der Onkel eine entsprechende Bemerkung machte, war er bereit zu glauben, daß alles noch einmal gutgegangen sei. Die Lage war verfahrener, als er bisher hatte glauben wollen. Er war der Ansicht gewesen, mit Belinda werde er leichtes Spiel haben. Aber Belinda hatte ihn durchschaut.
    Während der letzten drei Schultage war der Unterricht nur noch halbtägig. Das brachte ein wenig Abwechslung in den Alltag der Schulbusfahrer, die plötzlich nicht mehr wußten, wann sie vorzufahren hatten, um die Schüler aufzunehmen. Am Mittwoch war der Unterricht um 11:30 Uhr zu Ende. Die Schüler strömten aus dem Gebäude, aber von den Bussen, die sie abholen und nach Hause bringen sollten, war kein einziger in Sicht. Zehn Minuten später erschien ein Lehrer und erklärte, die Fahrzeuge hätten sich verspätet; sie würden in etwa einer halben Stunde eintreffen.
    Perry hatte wenig Interesse, von einem der Klassenkameraden in ein Gespräch verwickelt zu werden. Er wollte allein sein; er brauchte Zeit zum Nachdenken. Langsam entfernte er sich von der lärmenden Meute der Schulkinder und gelangte um zwei Ecken des Schulgebäudes herum an den Rand des Sportplatzes.
    Das Gatter war verschlossen. Bis zum September, wenn das neue Schuljahr begann, würde der Platz nicht mehr gebraucht werden. Perry lehnte sich an den Zaun. Am gegenüberliegenden Rand des Platzes tauchte eine Gestalt auf. Perry schenkte ihr zunächst keine Beachtung, aber je näher sie kam, desto bekannter kam sie ihm vor.
    Seine Neugierde war geweckt. Die schmalen Schultern, die halbwegs bis zu den Ellenbogen in den Taschen vergrabenen Hände, den schlaksigen Gang - das kannte er doch?
    „Tin Can!" entfuhr es ihm.
    Er hätte seinen ehemaligen Schulkameraden - den Taugenichts, der mit achtzehn Jahren noch in der achten Klasse saß - schon viel früher erkannt. Aber Vince Tortino trug sich nicht mehr, wie er es früher getan hatte, nach der Art Huckleberry Finns oder der Vogelscheuche aus „The Wizard of Oz". Er hatte sich ein respektables Äußeres zugelegt.
    Er trug eine helle Leinenhose und ein bunt gemustertes Sporthemd. Das Haar war gekämmt und gescheitelt. Sogar den Bartflaum hatte Tin Can abrasiert. An seinem Gesicht allerdings hatte er wenig ändern können: Mit den Blatternarben, der rötlichen Knollennase und den kleinen, wieselflinken Augen war er noch genauso häßlich wie eh und je.
    „Überrascht?" fragte er und grinste bösartig.
    „Nicht wirklich", antwortete Perry und schluckte. „Ich dachte mir schon, daß du über kurz oder lang auftauchen würdest. Tut mir leid wegen deiner Mutter, Tin Can."
    Tin Can machte eine verächtliche Geste.
    „Ach was, für die AIte ist's besser so. Je schneller sie abkratzte, desto angenehmer auch für mich. Sie lag mir ohnehin die ganze Zeit nur in den Ohren."
    Perry schauderte. Er konnte sich nicht einmal in seinem übelsten Traum vorstellen, daß jemand in dieser Weise über seine Mutter reden würde.
    „Aber deswegen bin ich nicht hier", sagte Tin Can sachlich. „Du hast mit Gene gesprochen und weißt, worum es geht. Hast du die Informationen?"
    „Ich... ich weiß nicht, was ihr wissen wollt", druckste Perry.
    „Quatsch. Gene hat es dir gesagt. Wir wollen über jede Bewegung deines Onkels Bescheid wissen. Wir wollen wissen, wann er im Büro ist und wann zu Hause, wohin er fährt, mit wem er Kontakt hat. Und das alles ein bis zwei Wochen in die Zukunft."
    „Unmöglich", entfuhr es dem Jungen.
    „Blödsinn, unmöglich. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg." Tin Can legte Perry die Hand auf die Schulter. Es war keine freundliche Geste. Der Junge zuckte zusammen, als sei ein großes, häßliches Insekt auf seiner Haut gelandet. „Du weißt doch, was mit deiner Negermammy passiert, wenn du nicht den nötigen Willen aufbringst,

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