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1178 - Die vierte Weisheit

Titel: 1178 - Die vierte Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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oder?"
    Da bäumte sich in Perry etwas auf. Er hatte keine andere Wahl, als das Spiel der Gauner mitzumachen; schließlich hatte er die eigene Schwester umgebracht. Aber er wollte sie wenigstens wissen lassen, was er von ihren schmutzigen Plänen hielt.
    „Ihr schafft es doch nie", knirschte er. „Ich kann mir Mühe geben, soviel ich will.
    Irgendwann wird Onkel Ken mißtrauisch werden, und dann fliegt die Sache auf. Was ihr mir mit Belinda androht, ist gemein. Um mich selbst zerbreche ich mir nicht mehr den Kopf. Ich bin geliefert - so oder so. Aber ihr Ganoven landet im Gefängnis, das schwöre ich euch!"
    Tin Can lachte trocken.
    „Solange du dir nur Mühe gibst, mein Junge", sagte er. „Deine Sympathie brauchen wir nicht. Verschaff dir die Informationen, die wir brauchen. Erwarte einen Anruf morgen um zwei Uhr nachmittags. Jemand wird dir Fragen stellen. Wenn dir dein Seelenfriede lieb ist, dann hast du die entsprechenden Antworten."
    Er nahm die Hand von Perrys Schulter, wandte sich um und ging.
    „Wenn ihr um zwei anruft", schrie Perry dem Davonschlendernden hinterher, „wird Belinda antworten. Was macht ihr dann?"
    Tin Can antwortete nicht. Er hielt zielstrebig auf die Telephonzelle zu, die am Südwestende des Schulgebäudes stand. Perry sah, wie er die Falttür öffnete und sich in die enge Kabine zwängte. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.
    Da ertönte von der anderen Seite des Gebäudes her eine blökende Autohupe. Die Schulbusse waren angekommen.
     
    *
     
    An diesem Abend verwickelte Perry Onkel Ken in ein längeres Gespräch. Er tat so, als wolle er herausfinden, wann der Onkel für ihn Zeit habe - jetzt, da die Schultage kürzer geworden waren und die Ferien unmittelbar vor der Tür standen. Kenneth Malone reagierte, wie ein vielbeschäftigter Mann es üblicherweise tut. Im Selbstgespräch, den Blick zur Decke gerichtet, rezitierte er: „Morgen geht nicht... voller Fahrplan... Meeting mit dem WAC-Spezialisten um vierzehn Uhr... Besichtigung der Abdampfgrube um fünfzehn Uhr dreißig... wer weiß, wie lange das dauert... nein, morgen ist nichts drin ... laß mal sehen, übermorgen..."
    Perry hörte aufmerksam zu und machte sich im Geist Notizen. Malone rasselte den Terminkalender bis zum Ende der Woche herunter. Dann sagte er: „Tut mir leid, Junge, aber während der Werktage läßt sich nichts machen. Wie wär's mit dem Wochenende? Was hast du überhaupt vor?"
    Auf diese Frage war Perry nicht gefaßt. Das war ein Versehen. Er hätte sich vorher überlegen sollen, zu welchem Unternehmen er Onkel Ken überreden wollte, falls der irgendwo inmitten seiner Geschäftigkeit Zeit für ihn fand.
    „Ich möchte noch mal nach Merritt Island hinauf", antwortete er, weil ihm nichts Besseres einfiel. „Da hat es mir gefallen."
    „Vielleicht ein bißchen jagen?" ereiferte sich Onkel Ken. „Kannst du mit einem Gewehr umgehen?"
    „Nur mit der Kleinkaliberbüchse", sagte Perry. „An größere Sachen hat mich Pa noch nicht herangelassen."
    „Kluger Mann", nickte Kenneth Malone. „Ein Knirps wie du hält das großkalibrige Gewehr nicht fest genug, und - wumms! - hängt die Kinnlade schief. Kaliber zweiundzwanzig, gut genug für Krähen und Eichhörnchen. Möchtest du das probieren?"
    Perry konnte sich nicht im Ernst vorstellen, wie er es je übers Herz brächte, auf ein Eichhörnchen zu schießen. Aber er nickte scheinbar begeistert.
    „Ja, das wäre fein", sagte er.
    „Gemacht, also", entschied der Colonel. „Samstag ist der erste Ferientag. Da bist du noch ans frühe Aufstehen gewöhnt. Sieben Uhr, sagen wir?"
    „Ich freue mich darauf, Onkel Ken", sagte Perry und gab sich Mühe, überzeugend zu klingen.
     
    *
     
    Als Perry am Donnerstag kurz nach zwölf von der Schule nach Hause kam, war Belinda nicht anwesend. Das war weiter nicht verwunderlich; denn zur Versorgung des Haushalts gehörte auch das Einkaufengehen. Nur war es üblicherweise so, daß Belinda, wenn sie aus dem Haus gehen mußte, ihm einen Zettel auf die Küchentheke legte, auf dem solche Dinge wie „Bin im Supermarkt, zurück um zwei Uhr" standen.
    Er machte sich nichts daraus. Im Augenblick hatte er an andere Dinge zu denken. In anderthalb Stunden würde das Telephon klingeln. Dann mußte er parat haben, was er am gestrigen Abend von Onkel Ken erfahren hatte. Er wußte längst, worum es den Gaunern ging. Kenneth Malone arbeitete an Projekten, die mit der Landesverteidigung zu tun hatten. Das technische Wissensgut, das zu Kriegsende

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