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1178 - Die vierte Weisheit

Titel: 1178 - Die vierte Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beruhigend. Belinda war also mit dem Auto fortgefahren. Es bedeutete auf der anderen Seite allerdings nicht unbedingt, daß ihr unterwegs nicht etwas zugestoßen war. Um genau zu sein: Wenn Perry hätte Belinda entführen müssen, dann hätte er es wahrscheinlich eher vom Parkplatz eines Supermarktes als von Hause getan. Die Unruhe überkam ihn von neuem. Tin Can hatte auf seinen Einwand, er könne am Telephon keine Auskunft geben, solange Belinda in der Nähe war, nicht reagiert. Bedeutete das, daß sie schon gestern geplant hatten, die Haushälterin rechtzeitig aus dem Weg zu schaffen?
    Perry wartete bis vier Uhr. Dann rief er den Colonel an. Seine Nachricht war knapp und klar: „Belinda ist verschwunden."
    Onkel Ken riet ihm, sich nicht unnötig aufzuregen.
    „Manchmal packt sie die Einkaufswut", sagte er. „Besonders, wenn sie in den Läden die neue Mode zeigen. Dazu ist jetzt, Anfang Sommer, zwar nicht die richtige Zeit. Aber der Himmel mag wissen, was sie in irgendeiner Budike aufgetan hat. Sie kommt schon wieder zurück, verlaß dich drauf."
    Perry war halbwegs beruhigt. Eine halbe Stunde später klingelte das Telephon von neuem.
    „Sheriffs Department hier", sagte eine knarrende Stimme. „Ist dort die Wohnung von Colonel Kenneth Malone?"
    „Ja", krächzte Perry, dem das Herz zu stocken drohte.
    „Ist der Colonel zu sprechen?"
    „Nein, aber ich kann Ihnen seine Dienstnummer geben. Warum? Was ist los?"
    Die Verzweiflung in der Stimme des Jungen beeindruckte den Beamten offenbar.
    „Wir haben im Straßengraben längs des Fahrdamms ein Auto gefunden, daß dem Colonel gehört", antwortete er. „Grauer Chevrolet, Baujahr fünfundvierzig, Zulassung Florida einsneundreidreiacht..."
    Mehr hörte Perry nicht mehr. Die Tränen des Zorns und des Schmerzes schossen ihm in die Augen.
    Sie hatten Belinda!
     
    *
     
    Den Rest des Tages wimmelte es im Haus von uniformierten Beamten, Sheriffs Deputies. Sie waren überall, durchstöberten jeden Raum und stellten Frage auf Frage.
    Perry hatte von einer Stunde zur ändern die äußeren Symptome einer akuten Darmgrippe entwickelt, auf rein psychosomatischer Basis, wie der zu Hilfe gerufene Arzt Kenneth Melone versicherte. Der Schreck war ihm in die Eingeweide gefahren. Er gab unzusammenhängende Auskünfte, und den größten Teil der Zeit war er überhaupt nicht ansprechbar, weil das verkrampfte Gedärm ihn zwang, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. Die Krankheit war nicht vorgetäuscht. Perrys Leiden war echt. Es wurde Mitternacht, bevor er es mit Hilfe der Medikation, die der Arzt ihm verabreicht hatte, fertigbrachte, wenigstens zehn oder fünfzehn Minuten stillzusitzen. Um diese Zeit hatten sich die Deputies bereits verabschiedet.
    „Wissen Sie was über Belinda?" fragte Perry, der mit bleichem, eingefallenem Gesicht aus dem zu den Schlaf- und Badezimmern führenden Korridor auftauchte.
    „Nichts", antwortete Kenneth Malone und schüttelte dazu den Kopf. „Weißt du etwas?"
    Als ersah, wie Perry erschrak, fügte er eilends hinzu: „Ich meine, bevor du zur Schule gingst, hat sie dir gesagt, wo sie heute einkaufen gehen wollte?"
    „Nein", sagte Perry, „kein Wort."
    Er war dankbar, daß ihm Onkel Ken keine weiteren Fragen stellte. Sein Widerstandswille war geschwächt. Er hätte einer intensiven Befragung nicht standgehalten. Dabei war es gerade jetzt wichtiger denn je, daß er den Mund hielt.
    Belinda war in Gefahr. Wenn er zu reden begann und die Gauner erfuhren, daß er ihr Geheimnis ausgeplappert hatte, was mochte dann aus Belinda werden?
    „Du bleibst am besten morgen zu Hause", meinte Onkel Ken. Er sah auf die Uhr. „Was sage ich? Du bleibst am besten heute zu Hause. Es ist ohnehin der letzte Schultag."
    Er sprach beiläufig, völlig normal, als berühre ihn Belindas Verschwinden nicht im geringsten. Perry schüttelte störrisch den Kopf.
    „Nein", sagte er. „Ich will nichts versäumen. Es geht mir schon viel besser. Ich möchte gerne zur Schule gehen, wenn du nichts dagegen hast."
    Kenneth Malone musterte ihn verwundert.
    „Ich habe noch nie einen Jungen gesehen, der so scharf auf Schule war wie du", reagierte er. „Aber meinetwegen - geh ruhig. Vielleicht lenkt es dich ein wenig ab."
    Perry biß sich auf die Lippen. Jetzt kam das Schlimmste.
    „Und übermorgen?" fragte er. „Ich meine morgen? Unser Jagdausflug fällt wahrscheinlich ins Wasser, nicht wahr?"
    Malone ließ sich nicht anmerken wie ihn diese Frage berührte.
    „Es liegt dir eine

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