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1178 - Lisas Totenruf

1178 - Lisas Totenruf

Titel: 1178 - Lisas Totenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zufrieden sein können. Aber er war es nicht, denn das Gefühl, trotz allem etwas falsch gemacht zu haben, wollte nicht weichen.
    Er spielte mit dem Gedanken, die Tür zu öffnen und Lisa zu erschießen. Den Gedanken verwarf er wieder. Nein, nicht mehr öffnen. Sie nicht mehr sehen. Sie hatte ihre besondere Strafe erhalten. So wie sie waren früher viele gestorben.
    Serrano stemmte sich von der Tür ab und ging mit hastigen Schritten von der Gruft hinweg. Sein Abgang glich schon mehr einer Flucht vor der Zukunft…
    ***
    Die Tür war hinter ihr zugeschwappt, und Lisa »schaute« sich um. Es war eine völlig normale Bewegung. Sie wirkte auf keinen Fall einstudiert, jeder Mensch, der irgendwo fremd war, hätte das getan.
    Nur konnte Lisa nichts sehen!
    Da war absolut nichts. Um sie herum war es stockfinster. Eine Dunkelheit, die jedem Menschen Furcht einjagte und ihn zum Schreien brachte, oder schor der Vorläufer zu einem späteren Herzschlag war. Bei Lisa war es nicht der Fall. Sie schrie nicht, sie schluchzte nicht und sie brach auch nicht zusammen. Sie blieb gelassen und drehte sich zunächst auf der Stelle, wobei sie die Arme leicht angewinkelt und ausgestreckt hatte.
    Zu hören war kein fremdes Geräusch. Nur ihren eigenen Atem nahm sie wahr, und den hielt sie noch unter Kontrolle, da sie sich nicht verausgaben wollte.
    Es gab keine normale Luft in diesem Totenhaus. Lisa atmete die verbrauchte. Den Moder. Die Feuchtigkeit, den Schimmel, einfach alles, was sich ausgebreitet hatte. Sie schmeckte es auf der Zunge, sie schüttelte den Kopf, als wollte sie den Gestank loswerden und fing nach einer Weile an, die Gruft zu durchschreiten.
    Da sie weder ein Feuerzeug noch irgendwelche Streichhölzer bei sich trug, musste sich Lisa im Dunkeln voranbewegen. Sie setzte tastend einen Fuß vor den anderen, so langsam wie jemand, der erst noch das Laufen lernt.
    Ihre ausgestreckten Hände erwischten kein Hindernis. Dafür die Beine, denn sie stießen plötzlich gegen ein Hindernis, und Lisa spürte den Druck und den leichten Schmerz an den Schienbeinen.
    Sofort blieb sie stehen.
    Nach einer kurzen Pause der Überlegung bückte sie sich, um das Hindernis abzutasten. Ihre Hände fuhren über eine glatte Fläche hinweg, die aus Holz bestand. Sie war nicht sehr breit, dafür länger und auch stabil. Sehr bald hatte sie auch die Ränder ertastet und merkte, dass ihre Hände abglitten, aber weiterhin über Holz hinwegglitten, das sich zunächst ausbeulte, um später nach innen abzufallen.
    Die Erkenntnis traf sie nicht besonders überraschend. Sie hatte einen Sarg ertastet.
    Ohne es zu wollen, schloss sie die Augen. Es war eine völlig normale Reaktion. Die Hände verkrampften sich zu Fäusten, und das Herz schlug automatisch schneller. Schweiß drang aus ihren Poren, aber sie drehte nicht durch.
    Lisa setzte die Durchsuchung fort. Es dauerte nicht lange, bis sie den zweiten Sarg ertastet hatte.
    Auch er war noch ganz. Das Holz musste wirklich auf eine besondere Art und Weise imprägniert worden sein, sonst wäre es schon längst vermodert.
    Särge, die aufgereiht an den Wänden standen und mit den Kopf- oder Fußteilen zur Mitte hin zeigten.
    Einige Male musste Lisa schlucken, um den Kloß aus dem Hals zu bekommen. Noch immer hatte sie keinen Ton von sich gegeben. Sie hatte sich perfekt unter Kontrolle.
    Sechs Särge hatte sie ertastet. Weitere Hindernisse gab es nicht in der Totengruft - und auch keine fremden Geräusche. Sie war und blieb allein mit den Toten, die in den Särgen lagen und vor sich hinmoderten.
    In der Finsternis hatte sich die junge Frau nichts merken können. Richtungen waren ihr unbekannt.
    An den Wänden konnte sie auch nicht entlanggehen, weil die Särge störten, aber sie schaffte es schließlich, die Tür zu finden.
    Mit den Händen glitt sie daran entlang. Sehr schnell stellte Lisa fest, dass die Tür nicht aus Holz bestand, sondern aus Metall. Dadurch war sie noch schwerer geworden. Unmöglich, sie von innen zu öffnen, denn es gab keinen Schlüssel, der im Schloss steckte. Sie fühlte auch keine Klinke, dafür jedoch einen Knauf, der aber ließ sich nicht bewegen. Dieser Ausgang war ihr versperrt. Selbst ein Herkules hätte die Tür nicht aufbrechen können.
    Erst jetzt kam Lisa richtig zu Bewusstsein, dass sie zu einer Gefangenen geworden war. Sie steckte in dieser Totenwelt fest, ohne eine Chance zu haben, sie je wieder verlassen zu können.
    Dennoch drehte sie nicht durch.
    Es war schon ungewöhnlich.

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