118 - Urzeitdämonen greifen an
war eine Höhle mit einem direkten Zugang zum Meer. Es war der Ort, den
viele junge Frauen und Mädchen aus Tokio während der vergangenen Wochen zum
letzten Mal erblickt hatten, ehe ihnen ein Chloroform-Wattebausch auf die Nase
gedrückt worden war.
Larry kam
unten an, als der Motor schon ansprang, in der Bucht lag ein hochseetüchtiges
Motorboot. Es schoss aus der Dunkelheit aufs nächtliche Meer hinaus, über den
sich der sternenübersäte Himmel spannte. Schnell atmend erreichte Larry Brent
das Ende der überdachten Felsplatte und sah das Boot, dessen Positionslichter
nicht mal brannten, in der Dunkelheit verschwinden. Er zerdrückte einen Fluch
zwischen den Zähnen. Es gab nur ein Ziel Komatos: Naigasir. Die Insel lag
östlich der Tokio-Bucht noch hinter Moyakejuma, wo Keiko Yamada sich
aufgehalten hatte. Larry nahm das streichholzschachtelgroße Funkgerät aus der
Tasche und suchte Kontakt zur Crew des Polizeihubschraubers. Keimatse
bestätigte den Empfang und versprach, den Kurs des Motorbootes zu verfolgen.
Diesmal durfte ihnen Komato nicht entkommen ...
Larry
versuchte, die Metallrutschbahn wieder nach oben zu klettern. Nach zwei Metern
gab er es auf. Nicht, weil es immens schwierig war, sich in die Höhe zu
hangeln, sondern weil ihm etwas entgegenkam. Schwarzer Schlamm! Er floh vor dem
Feuer, das oben um sich griff. Larry nahm ihn in Empfang und trocknete ihn aus.
Rauch und Qualm schlugen ihm entgegen, und X- RAY-3 wählte den Weg an dem
Felsen entlang, auf dem Komatos Superhaus stand. Er nahm Kontakt mit Keiko
Yamada auf und erfuhr, dass sie inzwischen ebenfalls aus dem lichterloh
brennenden Haus ins Freie geflohen war. Nun, nachdem die Zusammenhänge klar
waren, ließ die PSA nicht locker. Iwan Kunaritschew, der sich in Akira Komatos
Wohnung aufhielt und mit seinem Laser den Angriff des Schlammes aus dem Körper
der Haushälterin getrocknet hatte, wurde ebenso informiert wie die Zentrale.
Naigasir war der Schlüssel! Und dort - so stand fest - befand sich Rakkats
Domizil...
Hiroyuki
Komato versuchte offensichtlich, Rakkat zu alarmieren. Das musste unter allen
Umständen verhindert werden. Zwei weitere Polizeihubschrauber wurden
eingesetzt, stiegen auf und suchten mit grellen Scheinwerfern die
Wasseroberfläche ab. Larry und Keiko wurden in Keimatses Maschine aufgenommen,
die noch mal zurückgekommen war, um aufzutanken. Dann flog der Helikopter
direkt in östlicher Richtung in die Nacht. Für den Fall, dass das ohne Licht
fahrende Motorboot Komatos ihren Blicken entging, wollten sie ihn wenigstens
bei seiner Ankunft auf der Insel erwarten. Doch es kam alles ganz anders. Noch
zwanzig Meilen von Naigasir entfernt, etwa an dem Punkt, wo am Abend die Fähre
den rätselhaften Zusammenstoß hatte, entdeckten die vier Menschen im
Hubschrauber den glosenden roten Lichtschein. „Sieht aus, als ob der Himmel
dort hinten brennen würde“, murmelte Keiko Yamada. Die Japaner an Bord blickten
sich an. Rotes Leuchten am Himmel war in diesen Breiten nichts Besonderes.
Diese Erscheinungen traten oft bei Vulkanausbrüchen auf, und wenn neue Inseln
entstanden. „Das kommt aus Richtung Naigasir“, entfuhr es Keimatse. Der Pilot
flog näher heran. Aus der Höhe war das schrecklich-schöne Naturschauspiel
deutlich zu beobachten. Die ganze Insel stand in Flammen!
Fast aus dem
Zentrum der Vulkaninsel wälzte sich träge ein rotglühender Brei. Frische Lava!
Sie wurde unter Donnern und Grollen aus der Meerestiefe gepumpt. Einzelne
Brocken wurden hoch in den nächtlichen Himmel geschleudert, und eine feuerrote
Rauchwolke stand über der Insel. Doch das war noch nicht alles. Unweit vor den
Beobachtern hing ein Hubschrauber am Himmel. Der Helikopter der
Forschungsmannschaft unter der Leitung Professor Yasuza Taimasus. An einer
Strickleiter hängend, versuchten zwei Männern einen dritten aus dem gischtenden
und schäumenden Wasser zu bergen. Der zu Bergende war völlig erschöpft und
konnte aus eigener Kraft die Rettungsleine nicht mehr packen. Dieser Mann - war
Taimasu. Mit vereinten Kräften gelang es, ihn in die Höhe zu ziehen, und der
Helikopter der Forschungsgruppe schwebte zur Seite, als ein erneuter Stoß von
glühender Lava und heißer Asche aus dem Krater im Zentrum hervorging. Der
Himmel über Naigasir war taghell erleuchtet. In der heißen Glut und dem rings
um die Insel brodelnden Meer zeigte sich sekundenlang ein Geschöpf aus einer
Zeit und einer Welt, die längst Legende war. Rakkat, einer der
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