1181 - Die Clansmutter
seine Verbündeten außerordentlich schnell wechsein. Abgesehen davon stellte F'durnadde fest, daß ihre eigenen Verbündeten rückfällig werden konnten, wenn sie sich allzu intensiv mit zu vielen Gruppierungen zugleich beschäftigte. Als sie in den Tiefen des Aquariums urplötzlich auf einen Tigaph stieß, der seine Bindung an F'durnadde total vergessen hatte und sie vehement angriff, hätte sie fast ihr Leben gelassen. In ihrer plötzlichen Panik tötete sie den Tigaph, und danach floh sie entsetzt vom Ort des Geschehens. Ihr Entsetzen war deshalb so groß, weil sie im letzten Augenblick erkannt hatte, daß der Tigaph sie nicht aus persönlichen Gründen vernichten wollte. Etwas steuerte ihn - Shondorog? „Eine andere Antwort gibt es nicht", behauptete das Aquarium, und es schien sich seiner Sache ganz sicher zu sein. „Du mußt ihn vernichten - unbedingt!"
F'durnadde sah das ein und bereitete sich systematisch auf diesen zweifellos schweren Kampf vor.
Sie hatte mittlerweile sehr viele Kämpfe hinter sich, und sie hatte immer gesiegt. Als das Aquarium ihr anbot, mit einem speziell programmierten Roboter zu trainieren, lehnte sie ab - sie war sich ihrer Fähigkeiten sicher. Wenig später trat sie auf den Korridor hinaus und sah sich plötzlich Shondorog gegenüber. Er kämpfte auf eine sehr ungewöhnliche Weise, denn er setzte nicht seinen Körper, sondern seinen Geist ein. F'durnadde verlor den Kampf - um dann zu erfahren, daß ihr Gegner nicht Shondorog, sondern eine Maschine gewesen war. „Hüte dich vor dem Hochmut!" warnte das Aquarium, und F'durnadde beherzigte diesen Rat.
Viele Tage lang übte sie sich in der schwierigen Kunst, Shondorogs hypnotischer Ausstrahlung zu widerstehen. Sie nahm es bewußt in Kauf, daß Shondorog seinen Einfluß auf die Tigaphs und die Voche zurückgewann, und der psychische Schmerz, den sie dabei empfand, stachelte sie zusätzlich an.
In den kurzen Ruhepausen beobachtete sie ihren Gegner, und sie lernte seinen Lebensrhythmus kennen.
Shondorog gehörte der Gruppe der Klovs an, von denen es nur sehr wenige im Aquarium gab.
Genau genommen war er zur Zeit sogar der einzige seiner Art, denn die Jungen in den Eiern, über die er eifersüchtig wachte, würden erst in einigen Wochen ausschlüpfen. Shondorogs Gefährtin war kurz nach der Eiablage gestorben. Das Aquarium erklärte, daß dies ein ganz normaler Vorgang sei - alle weiblichen Klovs starben, sobald sie ihre Eier gelegt hatten. Aus den Eiern schlüpften pro Gelege jeweils nur ein oder zwei weibliche Klovs, und die männlichen Nachkommen brachten sich beim Kampf um die Gunst ihrer Frauen gegenseitig um. Nur der stärkste Mann blieb am Leben, hütete die Eier und zwang andere Wesen, ihn und - später - die Jungenzu versorgen.
Shondorog schlief nie, sondern döste bestenfalls kurze Zeit vor sich hin. Er verließ seine Brutkammer nicht, aber seine Gedanken griffen in die Tiefen der Station hinaus und zwangen andere, ihm zu dienen. Mindestens einmal am Tag verlangte er nach Nahrung, und er nahm ausschließlich rohes Fleisch zu sich. Er fraß wie ein Tier, zerriß seine Opfer mit den scharfen Krallen und schlang riesige, blutige Brocken hinunter. Auch vom Aussehen her glich er eher einem Tier, als einem intelligenten Wesen: Seine plumpen Füße eigneten sich nicht zum Greifen, und mit seinem platten, breiten Körper und dem langen Schwanz paßte er eher in einen Sumpf als in eine Raumstation. Er benötigte heiße, sehr feuchte Luft, und besonders kurz nach den Mahlzeiten ließ er sich gerne mit heißem Wasser berieseln. Danach war er für kurze Zeit kaum aktiv, sondern lag faul auf dem Boden und gestattete seinen „Untertanen", an ihr eigenes Wohl zu denken. „Das Problem ließe sich sehr leicht lösen", sagte F'durnadde vorsichtig, nachdem sie Shondorog lange genug beobachtet hatte. „Biete ihm kalte, trockene Luft an, und er und seine Brut werden sterben."
„Man hat mich geschaffen, damit ich Leben erhalte!" erwiderte das Aquarium streng. „Ich kann keines der Wesen, die ich in mir berge, vernichten."
„Selbst dann nicht, wenn ein Skop es dir befiehlt?" fragte F'durnadde scharf, denn sie konnte sich nicht recht vorstellen, daß ihre Vorfahren so naiv gewesen waren. „Auch dann nicht", bestätigte das Aquarium. „Aber du darfst es zulassen, daß dieses Wesen andere Bewohner der Station töten läßt? Daß es sie versklavt und mißbraucht?"
„Ich habe die Aufgabe, Leben zu erhalten", wiederholte das Aquarium
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