1181 - Die Clansmutter
es zu diesem Zeitpunkt gab, konnten Shondorog samt seinen Eiern binnen kürzester Zeit spurlos beseitigen, wenn sie gezielt vorgingen, und es würde dem Aquarium wenig nützen, wenn es die Snarvs dazu zwang, diese Nahrung wieder herzugeben. Die Nahrungsaufnahme der Snarvs basierte auf einer konzentrierten Säure, und diese Wesen besaßen anstelle von Beißwerkzeugen ein System von säüreführenden Kanälen. Jeder Bissen, den diese Wesen zu sich nahmen, wurde auf diese Weise auf der Stelle in flüssigen Brei verwandelt, und weder Knochen noch Chitin oder andere harte Bestandteile konnten dieser Säure widerstehen. Snarvs kauten ihre Nahrung nicht - sie schlürften sie nur noch hinunter. Die Chance, daß das Aquarium in diesem Brei noch intakte Zellen vorfand, war außerordentlich gering.
Die Snarvs begriffen den Plan sofort. „Und wenn du den Kampf verlierst?" fragten einige bedrückt.
F'durnadde dachte an das, was das Aquarium gesagt hatte. „Dann wird Shondorog für einige Zeit beschäftigt sein", erklärte sie. „Zeit genug für euch, euch zurückzuziehen. Aber vielleicht kommt ihr hinter seinem Rücken wenigstens an die Eier heran - falls das Aquarium euch nicht betäubt. Keine Angst, mir kann nicht viel passieren. Man wird aus irgendeinem Rest von mir eine neue F'durnadde heranziehen."
Die Snarvs waren nicht restlos davon überzeugt, aber sie versprachen, ihr Bestes zu tun. F'durnadde verließ ihr Quartier und zerbrach die Sperren, mit deren Hilfe sie die Snarvs geschützt hatte. Sie sah, wie die kleinen, stacheligen Wesen nach allen Seiten davoneilten, und begab sich mit grimmiger Entschlossenheit zu Shondorog. Unterwegs empfand sie mehrmals einen seltsamen Schmerz. Er war mehr psychisch als physisch, und sie wußte, was da vor sich ging: \Das Aquarium zeigte sein wahres Gesicht. Es mußte Leben bewahren -alles Leben, das es zur Zeit in sich barg. Es wollte weder F'durnadde, noch die Snarvs oder Shondorog verlieren. Also ließ es Shondorogs Untertanen erkennen, daß die Snarvs erneut zur Jagd freigegeben waren ...
Aber die Snarvs waren nicht dumm, und außerdem hatten sie jetzt ein festes Ziel. Sie mochten F'durnadde, und sie gingen wenig Risiken ein. Nur etwa zehn von ihnen starben, bevor sie die Nähe von Shondorogs Quartier erreichten und vorerst in Sicherheit waren. F'durnadde wunderte sich darüber, daß sie das so genau wußte. Mehr noch: Sie konnte spüren, wie die Snarvs sich in den verschiedensten Verstekken zusammendrängten und voller Eifer darauf warteten, ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie taten das keineswegs aus dem Wunsch heraus, endlich ihren Todfeind zu erledigen - das stand klar an zweiter Stelle. Sie hatten vor allem den Wunsch, zu tun, was F'durnadde ihnen befohlen hatte. Sie waren wie berauscht von dem Gedanken, daß F'durnadde ihnen vertraute und ihnen eine so schwere Arbeit anvertraute. Sie verhielten sich wie...
F'durnadde blieb unwillkürlich stehen. Sie wußte über alle Tatsachen skopschen Lebens Bescheid, und sie wußte auch, wer und was sie war. Sie war die Urmutter eines künftigen Volkes, das auf einem günstigeren Planeten heranwachsen sollte - das hatte man ihr gesagt, und da sie ein weiblicher Skop war, hatte sie an Nachkommen gedacht, die sie zur Welt bringen und mit der gebührenden Sorgfalt aufziehen wollte.
Aber wie gönnte sie Kinder gebären, wenn es keinen männlichen Skop mehr gab?
Sie war nicht die Urmutter, sondern nur die Verkörperung eines Volkes. Und sie würde niemals Kinder haben, sondern ihr Körper bildete nur das Material, aus dem man weitere Urmütter heranzog.
Schon die nächste Urmutter würde man anders erziehen - sie würde von vornherein lernen, daß man warten mußte, bis der Planet F'durnadde imstande war, erneut Leben zu tragen. Das Aquarium kannte ihre Pläne. Es wußte, daß F'durnadde sich von diesem toten Planeten, der nie wieder Leben tragen würde, entfernen wollte, und es konnte diese Pläne nicht billigen. F'durnadde sollte gegen Shondorog kämpfen und dabei den Tod finden, damit man eine neue, gehorsamere Urmutter aufziehen konnte.
Und das Aquarium, das nur eine phantasielose Maschine war, würde die anderen Urmütter warten lassen, bis es zu spät war und das Volk der Skops keine Chance mehr hatte.
Und trotzdem hatte es sich verrechnet. F'durnadde war noch immer sehr jung, und für das Aquarium war sie eine S'ykop - ein Mädchen, dem die Gefühle erwachsener weiblicher Skops fremd waren. Aber F'durnadde war weit mehr als ein
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