1182 - Halloween Man
dann. »Er ist einfach tot. Er ist umgebracht worden. Einfach so, verstehst du?«
»Moment mal.« Evans schüttelte den Kopf. »Wer ist tot? Von wem sprichst du?«
»Von Mirco.«
Der Mann reagierte nicht. »Ja«, sagte er nur, »du bist losgelaufen, um ihn zu suchen.«
»Und jetzt lebt er nicht mehr.«
Evans erhob sich aus seiner hockenden Haltung. »Nein, Claudia, nein, das glaube ich dir nicht. Wie hat er sterben können? Er wollte nur mal kurz austreten…«
»Der Halloween Man«, flüsterte Claudia. »Er hat ihn umgebracht. Er hat ihm die Kehle… die Kehle…«, sie sprach nicht mehr weiter, weil es einfach zu grausam war.
Evans wusste nicht, was er denken sollte. Er stand jetzt vor ihr und schüttelte den Kopf.
Er glaubte es nicht. Es war nicht möglich. Das bildete sie sich ein. Der Halloween Man war eine Spukgestalt, den gab es nicht wirklich. Und weil es ihn nicht wirklich gab, konnte er auch keinen Menschen umgebracht haben.
Claudia musste sich das eingebildet haben. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage.
Trotzdem war er beunruhigt und schaute sich um. Es war nichts zu erkennen. Dunkelheit und Nebel verschluckten alles. Selbst den Bus sah er nicht.
Das Unbehagen blieb. Das allerdings schob er auf die äußeren Bedingungen, die konnten einen Menschen schon beeinflussen. Da brauchte er nicht mal sehr sensibel zu sein.
Bevor Frank die nächste Frage stellte, musste er sich räuspern. »Sag mal, wo hast du ihn denn… ich meine…«
»Im Kiosk. In der Toilette.«
Frank schluckte. »Liegt er da?«
»Ja.«
»Willst du, dass ich nachschaue?«
»Ja, kannst du machen. Aber gib Acht«, flüsterte sie. »Der Halloween Man ist gefährlich. Kann sein, dass er noch da ist. Er… er… versteckt sich und tötet dann. Pass auf deine Kehle auf…«
Frank grinste säuerlich. Er hatte die Worte genau verstanden. Demnach würde er einen Toten finden, dem die Kehle durchgeschnitten worden war. Das kannte er aus dem Kino, und da war es dann immer nur schnell geschehen. Aber das jetzt erleben zu müssen, zerrte an seinen Nerven, obwohl er nicht daran glaubte, dass alles stimmte. Die Fantasie der Menschen war oft zu groß. Besonders bei Dunkelheit und Nebel ging sie gern mit ihnen durch.
Es konnte durchaus sein, dass Claudia ihren Freund auf dem Boden liegend gefunden hatte. Da gab es einige Erklärungen. Ihm war schlecht geworden. Er hätte auch Ärger mit dem Kreislauf bekommen können, nichts war da unmöglich.
Dennoch blieb ein Rest von Misstrauen und Furcht zurück. Er schob sich durch die offene Tür in das Innere des Kiosks und tat zunächst mal nichts. Er blieb stehen, atmete nur durch die Nase und horchte in die Stille hinein.
Wenn er sie verglich, dann kam ihm der Begriff Totenstille in den Sinn. Er fühlte es kalt seinen Rücken hinabrinnen, wollte aber nicht an das Schreckliche denken und schob sich noch einen weiteren Schritt in die Dunkelheit hinein.
Er brauchte Licht.
Das Feuerzeug tat ihm dabei gute Dienste. Er leuchtete seine nahe Umgebung ab. Er sah die Tür zur Männertoilette, und er entdeckte auch einen Lichtschalter.
Bevor er sich ganz in den Raum hineinschob, schaltete er das Licht ein. Es war eine mehr als trübe Deckenbeleuchtung.
Der Spiegel, die Rinne, die Fliesen - und kein Toter lag dort. Der kleine Raum war leer, und dem Fahrer fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen.
Plötzlich musste er lachen. Es war die Erleichterung, die sich freie Bahn verschaffte. Er ging zur Seite, um sich an die Wand lehnen zu können.
Alles Unsinn. Alles Einbildung. Auf dem Boden lag nur der widerliche und klebrige Dreck, aber keine Leiche.
Was hatte Claudia Black da nur gesehen? Welchen Streich hatte ihr die Fantasie gespielt? Man konnte bei diesem Nebel auch leicht die Kontrolle verlieren. Besonders dann, wenn man die Nacht in einer Ruine verbringen sollte, um dort dem Halloween Man zu begegnen.
Das sollten eigentlich nur Menschen mit starken Nerven machen und keine seelisch schwachen Personen.
Er stemmte sich wieder von der Wand ab und fuhr noch aus der Bewegung herum. Das Licht brannte auch weiterhin, der Boden war schmutzig - und er sah den dunklen Fleck, der schon mehr eine Lache bildete.
Sie hatte mit der normalen Umgebung nichts zu tun. Sie wirkte auf ihn wie ein Fremdkörper, und als er näher hinschaute, da erkannte er auch die dünne Haut auf der Oberfläche.
Dort war etwas eingetrocknet, aber nur so eben und nicht überall. Franks Herz schlug schneller. Ein bestimmter Verdacht
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