1182 - Halloween Man
gesehen.
Mirco war tot. Er konnte nicht mehr aufstehen und verschwinden.
Frank Evans war schon vorgegangen und wartete auf sie. Claudia folgte ihm mit langsam gesetzten Schritten. Dabei hielt sie den Kopf gesenkt.
Bilder tanzten vor ihren Augen. Sie sah nicht nur den Toten auf dem Boden liegen, sondern auch die fürchterliche Gestalt des Halloween Man, der wie eine geisterhafte Figur im Nebel erschienen war und sie angestarrt hatte. Sie wollte es nicht, aber sie weinte…
***
Frank Evans hatte Claudia die Tür geöffnet und sie einsteigen lassen. Noch immer kam sie sich vor wie in einem Traum. Als sie einen Fuß in den Bus hineingesetzt hatte, da hatte sie das Gefühl, ebenfalls einen Traum zu erleben.
Sie stand in der Realität und glaubte dennoch daran, die Wirklichkeit so weit entfernt zu haben.
Innerhalb dieser kleinen Welt des Busses fühlte sie sich wie ein Fremdkörper.
Die anderen sechs Fahrgäste starrten sie an. Drei Frauen und drei junge Männer. Pärchenbildung eben. Niemand sprach, doch jeder schien Bescheid zu wissen.
Sie wischte über ihr Gesicht hinweg. Sie leckte sich über die Lippen. Sie zog die Nase hoch. Claudia wusste, dass man von ihr eine Erklärung verlangte, die sie auch gab.
»Wir fahren jetzt allein weiter«, sagte sie.
»Wie?«, rief die blonde Kitty Hamlock. »Ohne Mirco?«
»Ja.«
»Warum denn das?«
»Weil er nicht da ist.«
»Das gibt's doch nicht!«, rief jemand.
»Doch, es stimmt.« Diesmal hatte Frank Evans das Wort übernommen. »Ich selbst habe ebenfalls in der Toilette nachgeschaut und ihn nicht mehr gesehen. Er ist weg!«
»Das ist doch Scheiße!«
»Ob es das ist oder nicht, er ist verschwunden, und wir können nicht mehr länger warten.«
»Ohne ihn zur Burg?«, rief Kitty wieder.
»Ja.«
»Warum macht er auch so einen Mist?«, fragte Walter Bragg, Kittys Freund und Lover.
Claudia fühlte sich angesprochen und verpflichtet, eine Antwort zu geben. Sie hob nur die Schultern, mehr konnte sie nicht sagen. Der Mund schien zugeklebt zu sein.
Frank, der sich noch nicht gesetzt hatte, nahm hinter dem Lenkrad seinen Platz ein. »Wir jedenfalls fahren jetzt. Klar?«
Es widersprach niemand. Es wurde auch nicht der Vorschlag gemacht, nach Mirco zu suchen, weil es einfach keinen Sinn hatte, sich durch diesen Nebel zu quälen. Wenn Mirco abgetaucht war, dann hatte er es freiwillig getan und sicherlich wieder einen seiner Scherze auf Lager.
Das wurde auch gesagt. Sie sprachen halblaut darüber, nur Claudia beteiligte sich nicht daran. Sie wusste es besser, obwohl die Tatsachen eine andere Sprache redeten.
Auch Frank Evans hielt sich ungewöhnlich zurück. Er bedeutete Claudia nur, sich auf einen Sitz- in seiner Nähe zu setzen. Da hatte sie einen besseren Überblick und brauchte sich auch die Fragen ihrer Freunde nicht gefallen zu lassen.
»Danke«, sagte sie leise und nahm Platz.
Frank Evans zwinkerte ihr zu. »Alles halb so schlimm, Claudia. Wenn Mirco ein Scherzbold gewesen ist, hat er bestimmt noch einige Überraschungen auf Lager.«
»Glaube ich nicht.«
»Warten wir es ab.«
Evans kam endlich dazu, den Bus zu starten. Es würde noch eine miese Fahrt werden, das stand fest.
Dabei ging es nicht nur um Mircos Verschwinden, es lag an diesem verdammten Wetter. Obwohl Evans die Strecke kannte, war es ein Unterschied, ob er sie bei Tageslicht fuhr oder im dicken Nebel.
Auch hatte er noch immer das Gefühl, Blut an den Fingern kleben zu haben. Er kam davon einfach nicht los, aber als er hinschaute, sah er nichts mehr davon.
Der Bus rollte langsam am Kiosk vorbei, um hinter ihm wieder auf die Straße einbiegen zu können.
Natürlich warf Evans einen Blick nach links, und auch Claudia sah hin. Der Fahrer bekam mit, wie sie erschauerte und ihren Kopf zwischen die Schultern zog.
Sie hatte Angst, und das noch immer. Und diese Angst kam nicht von ungefähr. Frank war sich jetzt sicher, dass sie die schrecklichen Dinge erlebt hatte, auch wenn kein Beweis gefunden worden war.
Aber nach einer Erklärung suchte er vergebens.
Es ging weiter. Die Straße war kaum zu sehen. Vor dem Bus schwamm das gelbliche Licht der Scheinwerfer, das den Boden kaum erreichte und nur einen hellen Schein in den wallenden Nebel hineinwarf.
Erst im letzten Moment war die Einbiegung auf die normale Straße zu sehen. Auch sie führte nicht auf direktem Weg zur alten Burgruine hin, sondern schlug mehrere Bögen, um dann in Serpentinen dem Ziel entgegenzuklettern.
Die Straße war glatt und
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