1182 - Halloween Man
töten.«
»Es wird dir nicht gelingen.«
»Wie willst du mich daran hindern?«
»Durch Kugeln.«
»Ich bin schon tot!«
»Das weiß ich. Aber in meiner Waffe stecken auch keine normalen Kugeln, sondern geweihte. Ich denke, du kannst dir vorstellen, was mit dir geschieht.«
»Geweiht? Ich lache nur darüber. Ich…«
Er sprang vor. Er war schnell. Plötzlich stand er auf dem Tisch. Um die Leiche kümmerte er sich dabei nicht. Sein scharf geschnittenes Totengesicht starrte auf mich nieder, und er schlug auch sofort mit seiner mörderischen Waffe zu.
Die Spitzen hätten an mir einiges zertrümmert, aber ich war darauf gefasst gewesen und warf mich zur Seite.
Er hatte nicht nur geschlagen, er war auch gesprungen. Er und die Waffe jagten auf mich zu - und an mir vorbei. Dennoch erwischten die Stahlspitzen ein Ziel. Mit einem dumpfen Geräusch hackten sie in das alte Mauerwerk hinein und rissen es an einer Stelle auf wie die Wunde in einem Körper.
Er wirbelte herum.
Ich war nahe bei ihm und hatte blitzschnell abgedrückt.
Die Kugel traf ihn in der Bewegung. Dicht unterhalb seines seltsamen Brustpanzers jagte sie in seinen verdammten Leib hinein. Er stand gut im Kerzenlicht und war auch so dicht bei mir, dass ich die Reaktion in seinem Gesicht deutlich sah.
Die Haut verzog sich, als wollte sie reißen. Er wich auch zurück und hob zugleich die Waffe an.
Ich schoss erneut.
Die zweite Kugel bohrte sich in das verdammte Holz der Waffe. Es war ein Zufallstreffer, denn ich hatte seinen widerlichen Schädel treffen wollen.
So aber hatte er noch eine Chance bekommen.
Er stieß das Ding vor.
Zwischen Wand und Tisch war nicht viel Platz, um auszuweichen. Ich musste mich mit einem tigerhaften Satz nach hinten in Sicherheit bringen und dachte dabei nicht mehr an die Treppe. Deshalb stolperte ich über die letzte Stufe und fiel durch den Druck nach hinten auf die weiteren Stufenkanten.
Das war die Chance für den Halloween Man.
Er kam.
Aber er hatte jetzt Mühe, sich zu bewegen. In seinem Körper steckte ein geweihtes Silbergeschoss, und dessen Kraft arbeitete gegen ihn. Er war nicht mehr so geschmeidig, er hatte Mühe, und ich dachte daran, dass meine alte gute Beretta mit den geweihten Kugeln es schaffen würde. Noch war er schlagbereit und hatte auch seine andere Hand um den Holzgriff gelegt, um die Wucht des Hiebes zu verdoppeln.
Im Flackerlicht der Kerzen wollte er seinen zweiten Mord endlich hinter sich bringen.
Da traf ihn die nächste Kugel!
Diesmal wurde sie von nichts aufgehalten oder abgelenkt. Sie raste genau in sein hässliches Gesicht hinein. Obwohl das Echo des Schusses durch den Keller rollte, hörte ich noch das splitternde Geräusch, mit dem die Knochen zerbrachen.
Sie flogen in alle Richtungen weg, und unter der Haut kam eine furchtbare Fratze zum Vorschein, denn von einem Gesicht konnte man nicht sprechen. War es das erste verweste Gesicht des Halloween Man? Konnte sein, jedenfalls war die Masse dunkel, und meiner Meinung nach bewegte sie sich auch, als steckten in ihr unzählige Maden und kleine Würmer.
Auf den Beinen konnte sich der Halloween Man nicht mehr halten. Er knickte ein, fiel dann nach hinten und verlor beim Aufprall seine Waffe.
Mir war nichts passiert. Ich rappelte mich hoch, hörte dann Claudias Schrei und sah, dass sie sich bewegte. Wie eine finstere Rachegöttin sprang sie auf die Gestalt zu. Bevor ich eingreifen konnte, hatte sie sich gebückt und die Waffe an sich gerissen.
»Da! Da! Da!«, brüllte sie voller Inbrunst. Sie riss die Waffe hoch bis weit über ihren Kopf.
Dann schlug sie zu.
Sie drosch auf die Gestalt ein wie auf kaltes Eisen. Sie war wie von Sinnen. So schlimm es sich auch anhörte, Claudia war tatsächlich dabei, die Gestalt zu zerhacken.
Bei ihr kamen Trauer, Enttäuschung und Hass zusammen. Sie war einfach nicht in der Lage, aufzuhören. Klumpen wurden aus der Gestalt herausgerissen und in die Höhe geschleudert. Selbst ich traute mich kaum in ihre unmittelbare Nähe, aus Furcht, ebenfalls von einem Ausrutscher der Waffe getroffen zu werden.
Urplötzlich hörte Claudia auf. Sie ließ das verdammte Mordinstrument einfach fallen, taumelte über die Reste des Halloween Man hinweg und wäre zusammengebrochen, hätte ich sie nicht aufgefangen. Schluchzend blieb sie in meinen Armen liegen.
»Lass uns nach oben gehen«, sagte ich leise.
»Ja«, flüsterte sie, »ja…«
Ich warf noch einen letzten Blick auf den Halloween Man. Es gab ihn noch, aber
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