1183 - Visionen der Hölle
mir. »Wo erlebt man das denn?«
»In einer Villa in Belgravia.« Die genaue Adresse steckte in meiner Tasche. Sir James hatte mir den Zettel vor dem Hinausgehen noch zugesteckt. »Tja, so ist das Leben.«
»Ihr wollt also ins Bordell!«
»Nein, Glenda, wir schauen uns Spiegel an, vor denen eine Frau tanzt. Nicht mehr und nicht weniger.«
»Eher weniger, denke ich. Striptease.«
»Möglich.«
»Das ist ja was für dich. Dann viel Spaß.«
»Möchtest du das auch lernen?«, fragte ich grinsend.
Glendas Augen blitzten. »Klar, um dir dann etwas vorzustrippen oder wie?«
»Darüber könnte man reden.«
»Oder auch schweigen. Vielleicht fragst du mal deine anderen Freundinnen, Geisterjäger?«
»Welche denn? Ich habe doch nur dich.«
Nach dieser Antwort suchte ich rasch das Weite, denn manchmal konnte Glenda direkt gefährlich werden. Die Eifersucht hatte sie in all den Jahren noch immer nicht abgelegt…
***
Quint war da, und sein verdammtes Grinsen sagte eigentlich alles. Er brauchte sich nicht zu erklären, Doria wusste auch so, weshalb er gekommen war.
Sie bewegte sich nicht und schaute in den Spiegel. Dort sah sie ihn stehen. Er war ein menschlicher Kleiderschrank.
Wenn er sich nicht hier im Haus aufhielt, trieb er sich zumeist in irgendwelchen Studios herum, um seinen Körper zu stählen. Manche nannten ihn auch den sandfarbenen Riesen, was an seinem Haar lag, das er straff nach hinten gekämmt hatte. Er trug eine beige Hose und ein schwarzes Sweatshirt, das über den Hosenbund reichte. Seine Füße steckten in weichen Turnschuhen. Beim Gehen war er kaum zu hören.
Das Gesicht hätte auch zu einem der Simpsons passen können, so eckig war, es geschnitten. Die blassen Augen bewegten sich nicht, nur eben der breite Mund grinste.
»Du siehst, ich bin da, Süße!«
»Ja, das sehe ich.«
»Ich habe mein Versprechen gehalten.«
Doria kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Welches Versprechen?«
Quints Lachen klang rau. »Wirst du alles noch erfahren«, erklärte er und bückte sich nach dem leichten Seidenmantel. Er hob ihn an und breitete ihn auf dem Boden aus. »Das wird unsere Spielwiese sein, Süße.«
Die Frau sagte nichts. Sie saß weiterhin vor dem wieder so normal gewordenen Spiegel und ließ ihren Besucher nicht aus den Augen. Sie verspürte auch keine Angst. Nicht der geringste Anflug von Panik schwang in ihr hoch. Über die Ruhe wunderte sie sich selbst, und sie tat auch nichts, als Quint hinter ihr stehen blieb und seine Hände mit den kräftigen Fingern auf ihre Schultern legte. Er hatte sich dabei leicht nach vorn gebeugt, um ebenfalls in den Spiegel schauen zu können.
»Na, wie fühlst du dich?«
»Wie schon?«
»Du wirst dich gleich besser fühlen, Süße.«
»Bist du Hellseher?«
»Nein, aber ich werde dafür sorgen, dass dies geschieht. Wenn ich mit dir fertig bin, kennst du nur noch gute Gefühle. Und du wirst immer an mich denken.«
»Das glaube ich nicht.«
»Doch, ich glaube es.« Seine Hände bewegten sich, und er begann, die Schultern der Frau zu massieren. »Ich glaube es für dich mit. Ich weiß, was ich gewesen bin, und…«
»Deine Zeit als Ständer?«
Er lachte, öffnete dabei seinen Mund, der so aussah wie eine Luke. »Klar, ich war in der Porno-Branche das Lieblingsmodell. Wenn nichts mehr lief, musste ich ran. Deshalb auch mein Kampfname. Selbst die abgebrühtesten Hühner gerieten ins Staunen, wenn sie mich in Action sahen. Ich bin gut, denn ich beherrsche alle Spielarten. Die sanften Touren ebenso wie die harten.« Er zwinkerte ihr zu, denn beide schauten sich im Spiegel an. »Wie hättest du es denn gern?«
»Überhaupt nicht!«
Mit der Antwort musste er wohl gerechnet haben, sonst hätte er nicht gelacht. »Das habe ich schon von anderen gehört, Doria. Später aber haben sie mich angefleht, nur nicht aufzuhören. Sie waren zum Bersten geil, und das wird auch bei dir so sein.«
Doria gab keine Antwort. Unverwandt starrte sie in den Spiegel und wunderte sich darüber, dass die Gefühle in ihr tot waren. Da gab es kein Leben mehr. Sie nahm alles hin, ohne dabei groß nachzudenken. Die Dinge gingen emotionslos an ihr vorbei. Sie empfand keine Freude, aber auch keinen Ärger.
Obwohl sich die Hände auf ihren Schulterseiten bewegten, nahm sie dies so gut wie nicht zur Kenntnis, und es störte sie auch nicht weiter, dass sich die Hände vor ihrem Hals zusammenfanden, um dann tiefer zu gleiten, den Brüsten entgegen.
Sie steckten noch innerhalb der
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