1183 - Visionen der Hölle
einem Sprung war Quint bei ihr. Er stellte ihr einen Fuß auf den Körper, als sie in die Höhe kommen wollte. »Nein, Schätzchen, jetzt bleibst du liegen. So habe ich dich haben wollen. Bleib erst mal auf dem Rücken, wir machen es wie ein altes Ehepaar. Später dann nehme ich dich härter ran.«
Doria blieb liegen. Sie schaute zu ihm hoch. Aber in ihrem Blick lag nicht die Spur einer Angst. Das hätte Quint eigentlich verwundern müssen, aber er war so stark mit sich selbst beschäftigt, dass er auf diese Dinge nicht achtete.
Seine Hose hing schon halb an den Beinen herab, als sich Doria meldete und dabei zuckersüß lächelte. »Ich würde es gern vor dem Spiegel treiben«, sagte sie.
»Ach ja? Wirklich?«
»Immer. Ich will dich sehen und mich auch.«
»Hier oder auf der Bühne?«
»Nein, hier natürlich. Los, warte nicht mehr so lange, sonst läuft uns die Zeit weg. Ich muss meinem Job nachgehen.«
Er war erstaunt, verwundert, vielleicht sogar erschreckt. Nicht aber Doria. Sie gab sich locker, kümmerte sich nicht um ihn und trat sogar den Stuhl zur Seite.
Der Spiegel und die Kommode standen dicht an der Wand. Doria hatte ihn sogar dagegen gedrückt, was ihr jetzt zugute kam. Sie bückte sich und drückte die Hände auf die Fläche der Kommode.
Wenn sie in den Spiegel schauen wollte, musste sie leicht den Kopf anheben, was sie auch tat.
Sie sah Quint hinter sich. Er war nicht mehr Herr der Lage und wirkte verunsichert.
»Was ist denn, du starker Held?«, höhnte sie.
»Da war was im Spiegel.«
»Ja, ich.«
»Nein, nicht nur!«
»Siehst du denn was?«
Die Fragen hatten Quint so stark provoziert, dass er zu zittern begann. »Scheiße, ich sehe nur dich. Aber ich lasse mich nicht fertig machen.«
»Das wolltest du doch mit mir. Komm schon. Oder war das alles nur ein verdammter Bluff, was du mir da erzählt hast?«
»Bestimmt nicht!«, flüsterte er.
Sie klopfte auf das Holz. »Mach, ich bin auch heiß. Ich will nicht mehr warten.«
Quint wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er war ziemlich von der Rolle, denn ein derartiges Spiel hatte er auch während seiner Zeit in der Porno-Branche noch nicht erlebt. Da war es um das reine Geschäft gegangen und ohne Gefühl. Hier aber kochten die Gefühle bei Doria schon über.
Er trat an sie heran.
Doria hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken, denn irgendwie wirkte er lächerlich.
Dann spürte sie ihn.
»Ja, das ist gut«, sagte sie und begann, sich zu bewegen. »Das ist sogar sehr gut.«
Sie hielt die Augen verdreht, um in den Spiegel sehen zu können. Sie wusste mittlerweile, dass dieser sie nicht im Stich lassen würde. Es war wieder dieses andere Gefühl da, das wie eine Hitzewelle durch den Körper schoss.
Die Fläche erhielt einen Schleier, ohne dass sie ganz eindunkelte. Sie wirkte nur etwas verwaschen, was Quint nicht bemerkte, denn er fummelte wieder an ihr herum. Seine Hände fanden, was er wollte. Sie hörte ihn sprechen, lächelte selbst und konzentrierte sich einzig und allein auf ihr Gesicht.
Es war noch da.
Zugleich aber verändert. Männliche Züge, und es sah wieder aus, als wäre es gezeichnet worden. An den Innenrändern des Spiegels löste sich die Fläche auf. Was dort im Hintergrund gelauert hatte, drang plötzlich nach vorn.
Fratzen!
Ja, es waren Fratzen. Widerliche Gesichter, wie man sie eigentlich nirgendwo auf der Welt sah, und in der Mitte des Spiegels zeichnete sich das dreieckige Gesicht des Teufels ab.
Er war der Herrscher!
Er lachte.
Und Quint schrie!
***
Es hatte für ihn die große Freude, die große Schau, die heiße Szene werden sollen. Schon lange hatte er auf diesen Tag hingearbeitet, aber es war alles anders gekommen.
Er stand hinter Doria, und er schaute über sie hinweg in den Spiegel hinein. Er sah ihr Gesicht, er sah auch sich und den Schweiß auf seiner Haut.
Das war nicht durch die Anstrengung entstanden. Es gab noch etwas anderes, und es hing mit dem Spiegel zusammen. Doria schaute hinein, sie wollte alles mitbekommen, denn so war es abgemacht.
Doch es war nicht nur sie.
Über ihr Gesicht hatte sich ein anderes geschoben. Mit harten und straffen Zügen, die aussahen, als wären sie von einem Pinsel gemalt worden.
Kalte, böse Augen. Das Gesicht eines Mannes, und zugleich erschienen an den Innenrändern des Spiegels die Fratzen. Er sah auch noch das widerliche dreieckige Gesicht. Er kannte es von Zeichnungen her. Am prägnantesten waren die verfluchten Hörner der Gestalt.
War das
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