1183 - Visionen der Hölle
der Teufel?
Doria lachte. Sie freute sich über die Veränderung oder lachte ihn aus. So genau wusste Quint das nicht. Er hielt sie noch immer fest. Zwischen und unter seinen Fingern spürte er das mal straffe, mal weiche Fleisch. Er durchlebte die Hölle, denn ihm wurde klar, dass sie ihn reingelegt hatte.
Plötzlich sah er das Feuer!
Es zuckte aus dem Spiegel hervor. Er hörte es zischen, schrie auf und ließ Doria los…
***
Sie war frei, endlich. Sie spürte nicht mehr seine verdammten Pranken. Er hatte seinen Vorsatz nicht in die Tat umsetzen können und darauf hatte sie auch spekuliert. Sie zerrte ihren Slip zurecht und ließ sich beim Umdrehen Zeit.
Quint war zurückgewichen und hatte beinahe die Tür erreicht. Er ging aber nicht weg, denn was er zu sehen bekam, versetzte ihn in eine nie erlebte Faszination, wobei er zwischen Furcht und Neugierde schwankte.
Die Neugierde galt der Frau. Die Furcht galt dem, was sich in der Spiegelfläche zeigte.
Doria hatte ihren Slip wieder zurechtgerückt. Jetzt stand sie vor ihm wie die Fleisch gewordene Sünde. Quint fiel ein, dass hier plötzlich alle Klischees stimmten. Sie war die Verführerin, der Vamp. Sie war das Weib und trat in einer Aufmachung auf, die so in den Schriften verdammt worden war. Eine perfekte Verführerin, was ihm nichts ausgemacht hätte.
Nicht in einer Lage wie dieser. Hier hatte sich etwas ausgebreitet, das er nicht begreifen konnte.
Aus einem normalen Spiegel war ein Höllending geworden. So etwas konnte es in der Wirklichkeit doch gar nicht geben. Das war verrückt.
»Nun, was ist?«
Er hatte den Hohn aus ihrer Stimme hervorgehört und sah, wie sie an ihrer Korsage zupfte. »Willst du nicht mehr, mein Lieber, Kannst du nicht? Ist deine große Zeit vorbei?«
»Was ist das?«
»Bitte?«
»Der Spiegel.«
»Lass ihn…«
»Nein, kann ich nicht.«
Sie ging noch näher. Dabei trat sie aus dem Lichtschein heraus. Dennoch erlebte Quint die Veränderung in ihrem Gesicht. Was sich im Spiegel nur angedeutet hatte, bekam er jetzt nahezu wie auf dem Präsentierteller dargeboten.
Über das erste Gesicht schob sich ein zweites. Ein Gesicht mit männlichen Zügen. Zugleich begann die gesamte Fläche des Spiegels zu leben. Etwas passierte damit. Sie brodelte auf, und plötzlich schoss es aus dem Spiegel hervor.
Es war das Feuer, das mit langen Armen an der Frau vorbeiglitt und auf ihn zukam.
Quint spürte die Hitze, die ihn wie ein Stoß traf. Er sah die riesig gewordenen Fratzen innerhalb der Flammen schweben und in seine Nähe kommen.
Er spürte den Ansturm. Er hörte das Lachen. Die normale Welt um ihn herum ging einfach unter.
Noch einmal riss er die Augen auf. Dabei sah er Doria dicht vor sich.
Ein Monster? Eine Frau? Ein Mann? Alles drei zusammen? Er wusste nichts mehr, denn ihn erwischte eine mörderische Kraft, die ihn vom Fußboden weg in die Höhe riss.
Etwas riss an seinem Kopf.
Blut strömte aus einer offenen Wunde, und zugleich prallte er mit der Schädeldecke an ein Hindernis.
Die Explosionen in seinem Innern erlebte er nicht mehr. Als er wieder auf dem Boden aufschlug, lebte Quint nicht mehr…
***
»Du glaubst alles, nicht wahr?« fragte mich Suko im Wagen auf dem Weg nach Belgravia.
»Warum nicht?«
»Weil es genügend Spinner gibt.«
Wir standen mal wieder im Stau und konnten uns deshalb locker unterhalten. »Hältst du diesen Harding für einen Spinner?«
Suko zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht, John. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Er kann es sein, muss es aber nicht unbedingt sein.«
»Harding ist ein Typ, der sich heimlich das holt, was er sonst nicht bekommt. Gibt es genug. Ist auch alles menschlich.« Ich klopfte auf den Lenkradring, was den Stau auch nicht auflöste. Wir mussten eben warten.
»Und dabei sieht er Monster.«
»Ja.«
»Dabei wollte er sich nur an so einer Tänzerin aufgeilen.«
»Sie war für ihn das Optimale, Suko. Davon hat er immer geträumt. Plötzlich wurde sein Traum brutal zerrissen. Muss für ihn nicht einfachgewesen sein.«
»Ja, das denke ich auch. Aber wie entsteht aus einer Tänzerin, die extra Spiegel aufgestellt hat, so etwas? Er sieht sie in den Spiegeln, aber er sieht sie nicht so wie sie in der Wirklichkeit ist. Kann man sich das ausdenken?«
»Der nicht.«
Suko nickte.
»Aber du zweifelst trotzdem?«
»Ich bin ja immer der große Skeptiker. Okay, es gibt Spiegel, die nicht normal sind, das braucht man uns nicht erst zu sagen. Wie oft haben wir sie schon
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