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1183 - Zwischen Licht und Finsternis

Titel: 1183 - Zwischen Licht und Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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getan war und sie jene Stelle wieder eingenommen hatten, von der aus der erste Blickkontakt stattgefunden hatte. Doch während der andere vornübergebeugt das Wasser in den Kanister beförderte, erlag Yurn der blauen Kreatur der Heimtücke. Blitzschnell versetzte er dem Unbekannten einen Tritt, der ihn des Gelichgewichts beraubte. Er strauchelte und fiel mit platschendem Geräusch in den Teich. Yurn setzte ihm nach und hieb mit dem Knüppel auf ihn ein, bis er sich nicht mehr regte. Dann zog er ihn aus dem Wasser, bettete ihn am Ufer in eine Lage, die die freie Atmung sicherstellte, und machte sich aus dem Staub.
    Gewissensbisse hatte er zu diesem Zeitpunkt noch keine. Er kämpfte nicht gern, doch wenn er es tat, scheute er auch die nötige Härte nicht. Die Aussicht auf Paarung mit einer Blues-Frau stachelte ihn zusätzlich an und nahm ihm etliche Hemmungen, die ihn ansonsten mitunter bremsten.
    Die dritte Auseinandersetzung jedoch brachte das Unheil. Hinter einer Felsnadel stieß er mit seinem Widersacher förmlich zusammen. Keiner hatte von der Gegenwart des anderen zuvor etwas bemerkt.
    Es blieb keine Gelegenheit, sich einen taktischen Vorteil zu sichern oder eine List auszuhecken. Die beiden Männer rangen miteinander und waren sofort in einen heftigen Zweikampf verstrickt. Yurn steckte mehrere schmerzhafte Schläge ein, bevor er überhaupt dazu kam, seinerseits zu agieren. Ohne großen Erfolg hieb er dem anderen die Fäuste in den Leib, danach zog er den Lähmstrahler. Aber der Gegner war zu nahe. Er spürte die Bewegung im Ansatz und schlug Yurn die Waffe aus der Hand. Auch den Schlagstock vermochte er nicht einzusetzen, weil der andere ihm immer wieder den Arm wegriß, bevor er richtig zupacken konnte. Irgendwann gab Yurn auf. Er fühlte seine Kräfte schwinden, seine Gegenwehr ließ nach. Ein heftiger Stoß drückte ihn nach hinten, er stolperte und fiel hart auf den steinigen Boden. Vor Schmerz schrie er auf.
    Hätte der Mann ihn in diesem Moment in Ruhe gelassen, wäre er jetzt vielleicht noch am Leben. Aber er suchte den endgültigen Sieg - und das riß ihn in den Tod.
    Er stürzte auf Yurn zu, den Schlagstock in der einen, den Kolben der Waffe in der anderen Hand.
    Yurns Bewegung war ein instinktiver Abwehrreflex. Er zog die Knie an, als der Gegner heran war, und stieß ihm die Fußsohlen entgegen. Der andere konnte nicht mehr reagieren. Mit den Füßen fing ihn Yurn im Lauf ab und hob ihn an. Der Schwung trieb ihn weiter, er flog förmlich über ihn hinweg.
    Yurn hörte ihn schreien, als er krachend aufprallte. Dann war Stille.
    Eine Weile blieb Yurn noch liegen und lauschte in höchster Konzentration, aber er hörte kein Lebenszeichen. Er ahnte, was geschehen war, und der Gedanke daran machte ihn fast rasend. Er hatte Angst vor der Wahrheit.
    Später wußte er nicht mehr, wie lange er reglos wartete und mit wachsender Verzweiflung in den Himmel starrte. Als er sich endlich aufrichtete, war die Dämmerung bereits angebrochen. Nur wenige Meter hinter ihm lag der andere, mit verrenkten Gliedern und gesplittertem Schädel.
    Er, Yurn, hatte ihn getötet.
    Der Anblick war fürchterlich. Yurn spürte nacktes Entsetzen in sich aufsteigen. Ein weniger feinfühliger Hane hätte den Unfall als böse Laune des Schicksals gewertet und sich selbst von Schuld freigesprochen; er hätte den Marsch zum Einest ohne langes Zögern fortgesetzt. Yurn dagegen wurde zum Gefangenen seiner ausgeprägten Sensibilität. Das Erlebnis setzte ihm mehr zu, als ihm eigentlich lieb war. Erschüttert schlurfte er vom Ort des Geschehens weg, bis der Tote aus seinem rückwärtigen Blickfeld verschwunden war. An einer halbwegs windgeschützten Stelle bereitete er ein Lager für die Nacht. Vielleicht, dachte er dabei, würde er am nächsten Morgen umkehren. Zu weiteren Auseinandersetzungen, die durchaus ähnlich dramatisch enden konnten, fehlte ihm der Mut...
    Yurn heulte auf, nachdem er die schrecklichen Ereignisse hatte Revue passieren lassen. Er fuhr mit der Handfläche über den Felsklotz und verwischte die Bilder, die er in den Staub gezeichnet hatte. Durch die unruhige Nacht fühlte er sich wie gerädert, und die Erinnerung an den Toten ließ ihn nicht mehr los. Doch sollte er deswegen kapitulieren? Den einmal erlangten Vorteil aufs Spiel setzen?
    Er neigte den Kopf und blickte das Gelände entlang, das zunächst sanft anstieg und in einiger Entfernung steil und zerküf tet in die Höhe strebte. Dort oben, auf einem der zu Fuß

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