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1183 - Zwischen Licht und Finsternis

Titel: 1183 - Zwischen Licht und Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Verlockung anhaftete. Yurn wußte nicht, woher er diesen Eindruck gewann.
    Verhaltenes Flüstern umschmeichelte ihn, und aus den Tiefen seines Geistes schienen raunende Stimmen zu ihm vorzudringen.
    Ein paar Schritte voraus entdeckte er in steil aufragendem Fels den Eingang zu einer Höhle. Gestern bereits, auf dem Hinweg, war er an dieser Stelle vorbeigekommen; dem Stollen, der in das Gestein hinein führte, hatte er freilich keine Beachtung geschenkt. Jetzt allerdings weckte der Durchbruch sein Interesse. Eine Faszination ging von ihm aus, der sich Yurn nicht zu entziehen vermochte. Die Stimmen in ihm lockten. Das Flüstern schien geradewegs aus dieser Höhe zu dringen und zog ihn wie magisch an.
    Gleich einer ferngesteuerten Puppe trat Yurn auf den Eingang zu. Sein Unbehagen wuchs. Er zögerte.
    Einen Moment lang meinte er an einer Wendemarke zu stehen, mitten im Schnittpunkt zweier gegensätzlicher Welten - als würde er hin und her gerissen zwischen Frieden und Krieg, zwischen Licht und Finsternis. Etwas in ihm sträubte sich mit aller Macht gegen die wispernde Verheißung, doch der Lockruf der Düsternis erwies sich als stärker und zog ihn unerbittlich in seinen Bann.
    Er tappte in den Schacht hinein, der sich nach wenigen Zehntelmetern zu einer geräumigen Höhle verbreiterte. Damit ihn das Licht von draußen nicht irritierte, schloß er die hinteren Augen. Die Sonne stand so günstig, daß sie den Hohlraum noch ausreichend erhellte. Yurn sah von moosartigen Geflechten überwucherte Wände.
    Durch die Decke sikkerte Feuchtigkeit, die zu dicken Kalkablagerungen geführt hatte. Überall hingen unterschiedlich große Stalaktiten herab, unter denen jeweils ein Stalagmit vom Boden emporwuchs. An mehreren Stellen hatten sich Sintersäulen gebildet, und weit im Hintergrund hörte Yurn das leise Rauschen eines unterirdischen Höhlenflusses.
    All das registrierte er eher am Rand. Was seine Aufmerksamkeit mehr fesselte, war ein bizarrer Klumpen fremdartig anmutenden Materials, den er zu seiner Linken entdeckte. Rings um dieses Gebilde war das Moos an der Wand verkohlt und abgestorben, und an der Decke darüber zeigten sich schwarze Brandspuren. Yurn kam der Gedanke, daß es sich um die Überreste einer Maschine handeln könnte, die durch innere Hitzeeinwirkung entflammt und zerschmolzen war. Und er glaubte zu ahnen, daß diese Maschine die Funktion eines Transmitters erfüllt hatte.
    Denn vor dem Materieklumpen hockte ein Lebewesen, wie es ihm auf Zülüt noch nicht begegnet war.
    Unwillkürlich kramte er in seiner Erinnerung nach einer ihm bekannten Tier- oder Insektenart, von der dieses Geschöpf hätte abstammen können. Er fand keinen treffenden Vergleich. Auf Gatas, Arkon oder Terra mochte es solche Wesen geben, auf Zülüt jedoch waren sie unbekannt. Das nährte seinen Verdacht, das zerschmolzene Gerät müßte ein Transmitter gewesen sein, der das Geschöpf hierher verfrachtet hatte.
    Es war kaum größer als eine zur Faust geballte Hand: ein silbriger, in Waben unterteilter Rumpf, dem zwölf fingerlange Laufwerkzeuge zur Fortbewegung dienten. Unscheinbar wirkte es, aber seine suggestive Ausstrahlung war so intensiv, daß Yurn sich von ihr ins Innere der Höhle hatte locken lassen. Er verinnerlichte diesen Umstand ohne Emotionen. Auch als er in sich hineinhorchte und urplötzlich begriff, daß jenes Wesen sich selbst ein Element nannte, vermochte er damit nichts anzufangen.
    Interessiert ging Yurn näher heran. Die Verlockung und den Zwang nahm er als solche nicht mehr wahr. Das Pendel schlug aus und neigte sich hinab zur Finsternis
     
    4.
     
    Das schlechte Ansehen, das er mitunter genoß, hatte er allein seiner Mutter zu verdanken; zumindest war dies seine Überzeugung. Aus unerfindlichen Gründen hatte sie damals gemeint, ihm gleich fünf höchst ausgefallene Vornamen beilegen zu müssen. Augustin David Orestes Leander Leon Crummenauer - so waren sie im terranischen Geburtsregister beurkundet.
    Hätte Mutter sich mit einem dieser Namen begnügt, wäre ihm manches erspart geblieben. So aber sah er sich bereits als Kind ständigen Hänseleien ausgesetzt, die auch als Jugendlicher und nach der Schulzeit nicht mehr abrissen. Heranwachsende konnten grausam sein in ihrem Spott.
    Von Beginn an war sein Selbstbewußtsein auf diese Weise nachhaltig untergraben worden. Eine behördliche Namensänderung ließ er nie durchführen, weil dies im Nachhinein keinen Nutzen bringen würde und zudem eine kostspielige

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