1183 - Zwischen Licht und Finsternis
Wolke grauen Staübes sank es träge zu Boden.
Der Hanse-Sprecher fühlte Taurecs Blick auf sich ruhen. Die gelben Augen schienen ihn zu durchbohren. „Es ist soweit", sagte der Kosmokrat düster. „Das zweite Element des Dekalogs ist erwacht. Das Element des Krieges."
Bully fröstelte. Er neigte den Kopf zur Seite und musterte das Tier, das reglos auf seiner Schulter saß.
Die mentale Beeinflussung, die es auf andere Lebewesen offensichtlich ausübte, berührte den Terraner nicht. Als er danach griff, ließ es sich mühelos anheben. „Gib darauf acht", mahnte Taurec. „Für dich bedeutet das Element keine Gefahr. Wir bringen es zur SYZZEL. Dort können wir es eingehend untersuchen."
Bully setzte den Krebs zurück. Er ging zur Liege, wo sich die Frau inzwischen aufgerichtet hatte. „Alles in Ordnung?"
Sie nickte verstört. Für ihr Tun war sie nicht verantwortlich; das wußte sie ebenso wie die beiden Männer. Dennoch war ihr der Anschlag bewußt, den sie verübt hatte. Sie mußte damit fertig werden. „Auf dem Weg zu meiner Unterkunft ...", berichtete sie stockend, „... überfiel mich ein Hane. Er trug ebenfalls eines dieser silbernen Dinger. Was dann geschah, verstehe ich nicht. Plötzlich empfand ich einen wahnsinnigen Haß."
„Es ist gut", sagte Bully beruhigend. „Mach' dir keine Vorwürfe."
Er wollte sie berühren, um ihr Aufmunterung zu vermitteln. Taurec hielt ihn zurück. „Vorsicht. Du hast gesehen, wie schnell das Element sich teilt."
Bully trat zur Seite. Von nun an mußte er darauf achten, keinem Menschen zu nahe zu kommen. Der Krebs auf seiner Schulter würde nicht zögern, sich aufzuspalten und den nächsten Wirtskörper zu übernehmen. „Irgendwo im Polgebirge wurde ein harmloser Hane vom Element des Krieges überrascht." Taurec sprach langsam und beherrscht, obwohl er innerlich sehr erregt sein mußte. „Als er auf einen Artgenossen traf, vermehrte sich das Element durch Teilung. Adoll hatte es bemerkt, aber er hatte nicht gesehen, wie es geschehen war. Deshalb blieb seine Aussage ungenau. Die beiden Hanen trennten sich. Einer ging ins Stadtzentrum, der andere zum Raumhafen - und bei jedem Kontakt verdoppelten sich die Einheiten des Elements. Eine Kettenreaktion, die sich immer mehr beschleunigt und erst endet, wenn ganz Zülüt überschwemmt ist."
„Eine entsetzliche Vorstellung. Selbst Terraner sind schon betroffen."
„Und die Pax-Aura verhindert, daß sie die Gefahr erkennen. Sie sindarglos."
Wem sagte er das! dachte Bully grimmig.
Aber es blieb keine Zeit, über die eigenen Versäumnisse nachzudenken. Jetzt mußte schnell und effektiv gehandelt werden. Er griff nach dem Armbandinterkom, das er vor dem Duschen auf dem Tisch abgelegt hatte, und betätigte die Alarmschaltung. Jeden einzelnen Terraner konnte er auf diese Weise erreichen. „Bull an alle! Wir ziehen uns zurück zur IRON MAIDEN. Gefahrenstufe eins! Sofortige Ausführung!
Jeder Kontakt mit Hanen ist zu vermeiden, ebenso mit Terranern, die einen silbernen Krebs auf der Schulter tragen. - Achtung, IRON MAIDEN: Höchste Alarmstufe! Es ist nicht auszuschließen, daß die Hafenanlagen von Feinden besetzt sind. Defensivwaffen klar! Einschiffung der Besatzung vorbereiten!
Bestätigung!"
„Mann!" drang Gyrdies krächzende Stimme aus dem Empfänger. „Mußt du friedliche Menschen partout aus den schönsten Träumen reißen!"
„Keine Spaße bitte!" schrie Bully. „Bestätigung!"
„Bestätigt."
Er nickte knapp. Gyrdie wußte, wann es ernst wurde. „Ist Vishna informiert?"
„Seit geraumer Zeit", sagte Taurec. „Die SYZZEL ist ausreichend geschützt."
Bully bückte sich nach der Waffe und warf sie der Frau zu. „Vielleicht mußt du sie gebrauchen. Aber bitte wie üblich nur im äußersten Notfall."
Die Frau stand zögernd auf. Sie kämpfte noch mit ihrer Verwirrung. Auch Taurec machte jedoch keine Anstalten, den Raum zu verlassen. Reginald Bull dagegen, endgültig des von der Pax-Aura erzeugten friedlichen Eindrucks ledig, wollte keine Sekunde mehr verlieren. „Also los!" rief er. „Worauf warten wir?"
Taurec grinste jungenhaft. „Du bist zwar frisch geduscht, aber du solltest dich trotzdem ankleiden. Dein Bauchansatz ist nicht zu übersehen."
*
Asengyrd Chain hastete in die Zentrale und überzeugte sich, daß Gerrit und Adoll auf ihren Posten waren. Die beiden hatten die Wache während der Ruheperiode übernommen, und natürlich hatten auch sie Bullys Rundruf empfangen. „Mitten in der
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