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1185 - Feind der Kosmokraten

Titel: 1185 - Feind der Kosmokraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihr nächstes Ziel ansteuern.
    Das Vrizin-System. Eine Sonne mit achtzehn Planeten, Keimzellen des Sternenreichs der Karr, einer der zahllosen Nationen der Blues, und Heimat von mehreren Milliarden intelligenten Wesen. Ihnen würde es ebenso ergehen, wie dieser Wasserstoffwolke - die Flamme würde sie in einer Raumfalte deponieren und dann weiterfliegen, eine zehn Lichtjahre durchmessende Schneise durch die halbe Milchstraße schlagen.
    Ellert verzog das Gesicht zu einer Andeutung eines Lächelns; das Virenkonglomerat, aus dem seine Haut, sein Fleisch, sein ganzer Körper bestand, reagierte wie organische Materie. Und es fühlte sich auch so an. Zuweilen vergaß Ellert, daß er der Metamorpher war, ein Wesen aus einem winzigen Teil des Virenimperiums mit dem Bewußtsein eines Menschen. Doch dann blickte er in eine spiegelnde Fläche oder er sah seine Hand an und sah das Blau der mikroskopisch kleinen Viren, die hart wie Metall oder weich wie Gelee sein konnten.
    Unwillkürlich fragte er sich, ob das geisterhafte blaue Lumineszieren seines Kunstkörpers irgendwie in Verbindung mit dem blauen Licht der Flamme stand, aber der Gedanke erschien ihm zu unwahrscheinlich, als daß es lohnte, ihn weiterzuverfolgen.
    Er seufzte.
    Sein Seufzer unterschied sich in nichts von den Seufzern, die er in der kurzen Zeit von sich gegeben hatte, in der ihm sein alter konservierter Menschenkörper zurückgegeben worden war.
    Nach Jahrhunderten entstofflichter Existenz...
    Die Erinnerung ließ wie schon so oft Bitterkeit in ihm aufwallen. Der Körper, mit dem er geboren worden war, existierte nicht mehr. Er war verfault und tot. Doch statt wieder in die Körperlosigkeit zurückzufallen, hatte ihm der Ordensmann Stein Nachtlicht - auf Anweisung Vishnas, wie es schien - dieses Virenkonglomerat zur Verfügung gestellt.
    Ein Körper, der äußerlich völlig menschlich war, auch wenn er blau lumineszierte und aus Viren bestand. Doch trotz dieser äußerlichen Menschlichkeit stieß er ihn aus der Gemeinschaft der Terraner aus... „Ah, Unfug!" sagte Ellert verärgert.
    Nein, er war kein Ausgestoßener. Die Erde des zwanzigsten Jahrhunderts, wo bereits eine andere Hautfarbe, ein anderer Teint, selbst abweichende Kleidung oder Frisur ein Stigma gewesen war, diese Erde hätte ihn tatsächlich wie einen Ausgestoßenen behandelt. Aber die Menschheit des Jahres 427 NGZ war reifer, toleranter, vernünftiger. Er hätte acht Arme und zwei Köpfe haben können, Wasserstoff atmen, in Schwefelsäure baden oder aus purer Energie bestehen können - niemand würde ihn deswegen diskriminieren, verachten, verabscheuen.
    Und außerdem - trotz seiner Virenstruktur war er noch immer ein Mensch, ein Mann - mit allem, was dazu gehörte.
    Vielleicht, sagte sich Ellert, mache ich mir nur deswegen so viele Gedanken, weil ich selbst noch ein Kind des zwanzigsten Jahrhunderts bin. Weil ich tief im Innern noch immer der Münchner Künstler bin, der sich Anfang der siebziger Jahre jenes Jahrhunderts phantastischen Träumen über Außerirdische, Zeitreisen und Flüge zu den Sternen hingegeben hat. Bei der Erde, ich habe im Lauf meines Lebens genug unterschiedliche Körper gehabt, um jetzt nicht melancholisch zu werden.
    Geistesabwesend strich er mit der Virenhand über seinen blau schimmernden, kahlen Virenschädel. Taurec hatte sich noch immer nicht bewegt, aber das Hologramm zeigte, daß die Signalflamme bereits beschleunigte. Nicht mehr lange, und sie würde ihren sprungartigen Flug, bei dem sie in kurzen Abständen zwischen dem Normal- und dem Linearraum hin und her pendelte, fortsetzen.
    Ellert erinnerte sich, daß Taurec diesen Prozeß als Oszillationsflug bezeichnet hatte. Wieder spielte die Andeutung eines Lächelns um seine Lippen. Taurec! Entweder hüllte sich der Kosmokrat in geheimnisvolles Schweigen, oder er gab knappe Antworten, die nur zu weiteren Spekulationen Anlaß gaben.
    Mit einem letzten Seufzer schlenderte er über die Plattform, die auf dem Mittelteil der SYZZEL angebracht war, und gesellte sich zu Bull und Vishna.
    Ellert nickte dem reglosen Taurec zu. „Er meditiert oft in der letzten Zeit."
    Die Frage - sofern es als Frage bezeichnet werden konnte - war an Vishna gerichtet. In Ellerts Augen war sie eine vollbusige blonde Schönheit mit bronzen schimmernder Haut und großen, dunklen Au-, gen. Aber er hatte bereits festgestellt, daß für ihn ihre Erscheinung nicht statisch war. Zuweilen erschien sie ihm zarter und zierlicher, fast mädchenhaft,

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