1185 - Feind der Kosmokraten
dann wieder kühl und selbstbewußt, sehnig, durchtrauniert.
Offenbar wechselte sein Geschmack.
Merkwürdig, daß im Gegensatz zu ihr Taurec stets das gleiche Erscheinungsbild bot. Aber Taurecs Geschichte war anders verlaufen; er war erst vor kurzem aus den Bereichen jenseits der Materiequellen in diesem Universum aufgetaucht und hatte nicht wie Vishna Äonen in entpersonalisierter Form in den verstreuten Teilen des Virenimperiums verbracht. „Er kontrolliert die anderen Depots", sagte Vishna schließlich nach langen Sekunden des Schweigens. „Wir benötigen noch einige Daten, ehe wir das Vrizin-System anfliegen können.
Zwar gibt es keine Anzeichen dafür, daß die Signalflamme gegen ihr ursprüngliches Programm handelt, aber wir müssen absolute Sicherheit gewinnen. Noch ist sie nicht sehr weit in die Galaxis eingedrungen; noch besteht die Möglichkeit, sie zu stoppen, wenn sich herausstellt, daß sie irregulär arbeitet. Die Chronofossilien sind zu wichtig, als daß wir uns einen Fehler erlauben dürfen."
Reginald Bull lachte.
In Ellerts Ohren klang es abgehackt und freudlos. Er sah auf den kleineren stämmigen Mann hinunter und bemerkte die Unrast, die sich in jeder Bewegung des Hansesprechers verriet. „Möglicherweise wäre es nützlich, wenn ihr uns endlich verraten würdet, was diese verdammten Chronofossilien eigentlich sind", knurrte Bull. „Diese Ungewißheit ist entwürdigend. Ich dachte, wir arbeiten zusammen."
„So ist es auch", versicherte Vishna. „Zu einer Zusammenarbeit gehört auch Vertrauen." Bull verschränkte die Arme. „Doch statt Vertrauen zu schenken, benutzt ihr uns wie... wie Werkzeuge!"
Zum ersten Mal entdeckte Ellert bei der Kosmokration eine heftige Gefühlsreaktion. Ihr Gesicht verdunkelte sich vor Ärger, und in der Tiefe ihrer Augen flackerte ein gefährliches Feuer auf. „Sag es nie wieder!" stieß sie hervor. „Sag nie wieder, daß wir euch wie Werkzeuge benutzen!
Dies ist nicht wahr. Alles könnt ihr uns vorwerfen, aber nicht das!"
Bull trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Er war überrascht, vielleicht sogar verunsichert, aber die Erfahrung seines langen Lebens verhinderte, daß er Vishnas Heftigkeit mit gleicher Münze zurückzahlte. „Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe", sagte er. „Es war nicht meine Absicht. Aber ich bitte um Verständnis. Betrachte die Angelegenheit einmal von meinem Standpunkt aus, und dann wirst du verstehen, wie mir zumute ist."
„Ja." Vishna sah zu Boden. „Du hast recht. Aber du mußt mir glauben, wenn ich dir sage, daß wir euch nicht absichtlich Informationen vorenthalten. Ich verstehe deinen Standpunkt, aber du mußt auch unseren verstehen, Bull. Dies hier ist nicht unsere Welt. Sie ist fremd für uns, absolut fremd, und auch wenn wir sie intellektuell akzeptieren und die sie beherrschenden Gesetze erkennen können, bleibt sie uns noch immer fremd. Dort, wo wir herkommen, ist alles anders. Alles, Bull, und diese Andersartigkeit läßt sich weder mit Worten beschreiben, noch in Symbole fassen oder mit Gefühlen ausdrücken. Die Andersartigkeit ist so umfassend, daß selbst wir, die wir mehr wissen und mehr erlebt haben und mehr verstehen können als ihr, daß selbst wir in eurer Welt nur mit äußerster Vorsicht agieren können.
Es gibt gewisse..." Sie stockte, suchte nach dem richtigen Wort, ohne es zu finden. „... gewisse Gesetze, obwohl es nicht im eigentlichen Sinn Gesetze sind, aber dieser Ausdruck kommt der Wahrheit näher als alle anderen Begriffe. Wir müssen uns an diese Gesetze halten, oder besser gesagt, wir sind ihnen unterworfen, so wie ihr den fundamentalen, unveränderlichen Naturgesetzen unterworfen seid. Ein Fehler, und diese Welt stößt uns ab.
Ihr wißt, was mit Taurec geschehen ist, als er in diese Welt kam. Er hat seinen Schatten verloren, die Hälfte seines Ichs, einen Teil seiner Erinnerungen, einen Teil der puren Essenz seines Selbst.
Und dabei hat er nicht einmal einen Fehler gemacht. Diese Welt, dieses Universum hat ihn halbiert, und hätte er sich nicht wieder mit Chthon vereinigt, wir wären jetzt nicht hier, und alles, was wir erreichen wollen, wäre unmöglich."
Sie sah Bull jetzt starr in die Augen, und obwohl Ellert die Intensität ihres Blicks nur am Rande spürte, schauderte ihn. Jetzt, in diesem Moment, fühlte er so deutlich wie nie zuvor, daß Vishna trotz ihres menschlichen Äußeren kein Mensch, nicht einmal eine Kreatur dieses Universums war. „Etwas Ähnliches",
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