1187 - Zielgebiet Armadaherz
sechs Tage vergangen, in denen sie nichts von ihnen gehört hatten. „Wir wußten nicht, ob wir euch wiedersehen würden", sagte Xerzewn. „Hier sind inzwischen fast alle anderen Armadaschmiede mit ihren Schiffen eingetroffen. Leider ist eine Hyperfunkverbindung nur über geringe Entfernung möglich. Auch die Ortung wird durch die hyperphysikalischen Störungen innerhalb der Lichtsphäre stark beeinträchtigt."
„Das wissen wir alles", erwiderte Parwondov nervös. „Hat sich sonst etwas getan?
Habt ihr die Annäherung fremder Schiffe bemerkt?"
„Nein", antwortete Xerzewn. „Aber das besagt nicht viel. Von hier aus läßt sich nicht feststellen, was im Vorhof passiert. Wenn es der Galaktischen Flotte gelingen sollte, die Pforten zu überwinden und die Gefahren des Vorhofs zu überstehen, werden wir das erst dann erfahren, wenn sie vom Vorhof in die Lichtsphäre überwechselt. Bis dahin müssen wir das Kollektivwesen unbedingt ins Armadaherz gebracht haben, sonst bringen die Terraner es womöglich fertig, es uns abzujagen."
„Oh, nein!" rief Parwondov. „Da kann ich dich beruhigen. Falls die Galaktische Flotte wirklich durchkommt, werden die Schwierigkeiten für sie erst richtig anfangen. Es ist Quartson und Halmsew nämlich gelungen, die Echosignale aus dem Armadaherzen abzuschicken, mit denen die Barbarenwellen hergelotst werden. Sie sind bereits unterwegs hierher - und mit den Führungsechos aus dem Armadaherzen werden sie die Pforten und den Vorhof unbehelligt passieren. Neunhunderttausend Einheiten! Gegen sie ist die Galaktische Flotte ein Nichts!"
„Dann haben wir so gut wie gewonnen!" triumphierte Xerzewn. „Wir müssen Ordoban trotzdem so schnell wie möglich ins Armadaherz einschleusen", dämpfte Parwondov seinen überschäumenden Optimismus. „Ich hoffe nur, ihr habt ihn inzwischen in die Transporthülle bugsiert, damit wir unverzüglich aufbrechen können."
„Die Transporthülle liegt bereit", erklärte Xerzewn, dessen Stimme plötzlich sehr kleinlaut klang. „Leider konnten wir das Kollektivwesen bisher nicht dazu bewegen, die Halle im Zentrum des Schiffes zu verlassen. Es scheint sich davor zu fürchten."
„Das scheint mir auch so", sagte Parwondov sarkastisch. „Aber das wundert mich gar nicht, da ihr euch offenkundig davor fürchtet, es beim richtigen Namen zu nennen. Es ist nicht irgendein Kollektivwesen; es ist Ordoban! Wollt ihr denn nie begreifen, daß es nur auf diesen Namen hört, der gleichzeitig seine Bestimmung ist?"
Als Xerzewn verstockt schwieg, erklärte er einlenkend: „Wie ich sehe, haben wir die ICCUBATH inzwischen erreicht. Dronomon und ich werden mit Quartson, Halmsew und den Herzscouts hinüberkommen und Ordoban in die Transporthülle verfrachten. Sobald wir damit fertig sind, brechen wir ins Armadaherz auf."
*
Eric Weidenburn spürte die Erregung, die das Kollektivbewußtsein des Plasmawesens ergriffen hatte, das aus der Metamorphose seiner rund hunderttausend Anhänger hervorgegangen war. Sie drohte sein eigenes Bewußtsein zu überfluten.
Er kämpfte verzweifelt dagegen an, denn er fürchtete, seine Individualität und seine geistige Freiheit zu verlieren, die er sich bisher trotz seines physischen Aufgangs in das Kollektivwesen hatte bewahren können.
Doch die Gefühlsimpulse einer aus hunderttausend Wesen hervorgegangenen Einheit waren zu stark. Erics Widerstand brach schnell zusammen, und er teilte plötzlich die Erregung, von der das Kollektivwesen ergriffen worden war.
Doch gleichzeitig merkte er, daß seine Individualität dennoch nicht ertränkt wurde. Er blieb geistig Eric Weidenburn, obwohl er keine Möglichkeit besaß festzustellen, ob er auch körperlich noch als Eric Weidenburn existierte. Wahrscheinlich nicht, denn er vermochte seinen Körper nicht zu spüren. Es erschien ihm auch durchaus logisch, daß er physisch die gleiche Metamorphose durchgemacht hatte wie seine Anhänger. Schließlich war er ebenfalls mit dem Terasymbionten infiziert worden. Doch im Gegensatz zu ihnen war sein Bewußtsein nicht mit ihren Bewußtseinen verschmolzen, sondern unabhängig geblieben.
Er dachte wie früher, während seine Anhänger zu einem willenlosen Werkzeug der Silbernen geworden waren. Ihre Erregung rührte offenbar daher, daß sie sich der Erfüllung nahe fühlten, die die Armadaschmiede ihnen zugedacht hatten. Sie schienen sich nach dieser Erfüllung zu sehnen, sich aber gleichzeitig auch vor dem allerletzten Schritt zu fürchten, der sie
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