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1189 - Alaska Saedelaere

Titel: 1189 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er benutzte sie nicht. Was sollte er dort draußen -da würde es nur noch schwieriger sein, diese seltsamen Wesen aufzuspüren.
    Statt dessen stieg er im Innern des Höhlensystems immer weiter hinauf - irgendwann mußte die Ruheperiode ja wohl vorüber sein.
    Obwohl er darauf gewartet hatte, wurde er von den Ereignissen beinahe überrollt. Es gab kein Signal - zumindest keines, das für den Sorgoren wahrnehmbar gewesen wäre -, aber die Kraterbewohner schienen alle auf einen Schlag zu erwachen, und sobald sie wach waren, drängten sie aus ihren Wohnkammern hinaus.
    Carfesch war dem ersten Kraterbewohner, der ihm entgegenkam, mutig in den Weg getreten, um seinen längst vorbereiteten Spruch loszulassen: „Ich entbiete euch Grüße aus dem Innern des Loolandre. Bringt mich zu den Anführern eures ..."
    Den Rest behielt er für sich, denn er war gezwungen, schleunigst auszuweichen. Der Kraterbewohner -ein großes und besonders kräftiges Exemplar - schien den Eindringling überhaupt nicht wahrzunehmen, sondern wälzte sich unbeeindruckt vorwärts. Die vier kurzen Beinchen trommelten einen flotten Marschrhythmus auf den harten Boden, und die vielen winzigen Äuglein und sonstigen Sinnesorgane übersahen den Fremdling geflissentlich.
    Carfesch zog sich vorsichtig in einen dunklen Seitenkorridor zurück und beobachtete das seltsame Treiben verwirrt und ratlos.
    Der Bursche, der ihn beinahe über den Haufen gerannt hatte, blieb abrupt stehen, als er auf einen etwa genauso großen Artgenossen traf. Und dann folgte ein seltsames Ritual, bei dem die beiden abwechselnd zueinander sprachen. Carfesch konnte sie hören - aber das hieß nicht, daß er sie auch verstand. Keiner der beiden stellte Fragen, und keiner gab auf irgend etwas Antwort. Es handelte sich um eine scheinbar sinnlose Aneinanderreihung von Behauptungen und Schilderungen, die keine Beziehungen zueinander hatten. Und überall waren weitere Kraterbewohner auf ganz genau dieselbe Art und Weise beschäftigt, und das mit so hoher Konzentration, daß sie Carfesch selbst dann nicht bemerkten, wenn er sich zwischen zwei dieser Rede-Duellanten stellte. Aber allmählich erkannte der Sorgore doch den Sinn dieses Treibens, und er zog sich zurück und wartete.
    Viele Völker kannten spezielle Riten, um den neuen Tag zu begrüßen.
    Wenn die Kraterbewohner es für notwendig hielten, sich gegenseitig ihre Träume an den Kopf zu werfen, dann war das eine Gewohnheit wie viele andere auch. Gerade im Umgang mit Terranern hatte Carfesch gelernt, jede Art von Morgenritus zu akzeptieren. Es gab Menschen, die vor dem dritten Becher Kaffee nicht ansprechbar waren, und solche, die mit Fußbekleidungen nach Leuten warfen, die sie vor der morgendlichen Dusche zu stören beabsichtigten.
    Als die Kraterbewohner allmählich auseinandergingen, beobachtete Carfesch sie vorsichthalber noch einige Zeit. Niemand nahm Notiz von ihm, und er stellte fest, daß er gut daran tat, noch für kurze Zeit Zurückhaltung zu üben. Die Kraterbewohner begannen nämlich mit einem anderen Ritual, das zweifellos der Körperpflege diente: Sie bildeten Gruppen, deren Mitglieder sich gegenseitig schubberten, und das schien eine sehr angenehme Prozedur zu sein. Auffallend war, daß sich stets Gruppen aus annähernd gleich großen Fremden bildeten. Aus der Reihe tanzten allerdings auch einige Individuen: Ein relativ großes Exemplar drängte sich rücksichtslos in eine Gruppe von Kindern, rief dort einige Aufregung hervor, stand dann aber plötzlich ganz allein in seinem ausgewählten Korridor. Ein anderer, jugendlicher Kraterbewohner sprengte eine Versammlung von sich andächtig schubbernden sehr alten Individuen, aber niemand wurde dem Störenfried gegenüber grob oder ausfallend.
    Als auch die Putzorgien allmählich zu Ende gingen, erwartete Carfesch bereits einen neuen, ihm unbekannten Ritus, aber diesmal bereiteten ihm die Kraterbewohner eine angenehme Überraschung: Sie gingen einfach auseinander und wandten sich individuellen Formen der Beschäftigung zu. Inzwischen konnte Carfesch schon recht gut zwischen jungen und alten Angehörigen dieser Art unterscheiden, und er wählte seinen nächsten Kontakt entsprechend sorgfältig aus. Der Fremde, dem er schließlich dön Weg verstellte, war zwar nicht der größte aller für Carfesch erreichbaren Kraterbewohner, aber seine Haut war mit unzähligen dünnen, spitz auslaufenden Warzen bedeckt. Nach Carfeschs bisherigen Beobachtungen war das ein Zeichen für hohes Alter

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