1189 - Alaska Saedelaere
Kräfte mich immer wieder zurückdrängen. Darum kann ich dich im Augenblick nur dann erreichen, wenn du träumst. Du mußt Geduld haben und warten, bis ich einen besseren Weg gefunden habe."
In diesem Augenblick erkannte der Terraner, daß er einen Traum erlebte, und er lachte. „Ja", versicherte er spöttisch. „Ich werde warten - bis zum nächsten verrückten Traum. In letzter Zeit habe ich wahrhaftig genug davon erlebt."
Die Gestalt sagte nichts, sondern löste sich übergangslos auf, und er erwachte und stellte fest, daß er in einem Netz hing. Das Netz bestand aus metallischen Fäden und ähnelte entfernt einer locker gespannten Hängematte. Über ihm war der ewig gleiche, sanft glühende „Himmel" des Loolandre. Als er den Kopf drehte, entdeckte er ein paar der Kraterbewohner, die in plumpe Raumanzüge gehüllt waren. Jedes der Wesen hielt ein aus metallenen Fäden geflochtenes Seil, das mit den Maschen der „Hängematte" verknüpft war, und an ihre Raumanzüge waren urtümlich anmutende Düsenpakete geschnallt, deren feurige Strahlen sie und ihre Beute nur mühsam vor einem Sturz in die Tiefe bewahren konnten.
Alaska Saedelaere dachte nur kurz an Flucht, dann überschwemmte ihn erneut eine Welle des Schmerzes, und er war nicht imstande, über seine Situation und die möglichen Folgen nachzudenken.
Er kam erst wieder zu sich, als die Fremden ziemlich unsanft auf der Rampe landeten, ihn in das Netz wikkelten und auf eine Öffnung zuschleppten. Er hatte gerade noch genug Zeit, um festzustellen, daß er sich etwa auf halber Höhe der Kraterwand befinden mußte. Dann schlug ein rundes Schleusentor zu und versperrte ihm die Sicht.
Im Innern der Schleuse gab es nur zwei Lichtquellen, die kleine, helle Kreise auf die Wände malten. Ansonsten war es finster. Aber allmählich weiteten sich die Lichtkreise, und schließlich war der ganze Raum matt erleuchtet. Das konnte nur bedeuten, daß die Schleuse mit einem Gasgemisch geflutet worden war. Saedelaere wunderte sich darüber, daß er kein Zischen gehört hatte, bis ihm aufging, daß er die Außenmikrophone einschalten mußte.
Sofort drangen helle, plappernde Stimmen an sein Ohr. Im ersten Augenblick verstand er kein Wort, aber dann erkannte er, daß die Fremden Armadaslang sprachen. Sie unterhielten sich ungeniert darüber, was sie mit ihrer Beute anfangen sollten. Unterdessen hatte das innere Schleusenschott sich geöffnet, und Alaska wurde - noch immer in das Netz gewickelt - in einen etwas besser beleuchteten Tunnel geschleppt. Der Terraner wußte nicht recht, ob das alles wieder nur ein verrückter Traum war, und darum verhielt er sich ruhig und wartete ab.
Aber er stellte trotzdem nebenher fest, daß das Gasgemisch, das die Fremden bevorzugten, für ihn absolut unbekömmlich war.
Die Fremden hatten ihre plumpen Raumanzüge in der Schleuse abgelegt und wirkten nun noch fremdartiger. Aber da sie ebensogut Ausgeburten eines Traumes sein konnten, wunderte Alaska Saedelaere sich nicht über sie, sondern akzeptierte sie einfach.
Der seltsame Fang erregte Aufmerksamkeit. Aus diversen Nebengängen strömten weitere Fremde herbei, begutachteten den Terraner im SERUN und gaben ihren Kommentar dazu. „Ist es tot?" fragten die meisten, und die Träger antworteten jedesmal: „Nein, es scheint noch zu leben", was das Interesse der Menge nur noch steigerte. Binnen kürzester Zeit glich der Gefangenentransport einer Prozession. Und dann trat plötzlich ein von zahllosen warzenähnlichen Auswüchsen bedeckter Kraterbewohner vor und streckte seine Tentakelarme nach Alaska Saedelaere aus.
Die Träger blieben abrupt stehen, und die Menge wich mit allen Anzeichen der Ehrfurcht zurück. „Befreit ihn aus dem Netz", befahl der Kraterbewohner mit den Warzen.
Die Träger gehorchten in großer Hast, und Alaska Saedelaere richtete sich vorsichtig auf. „Wer bist du?" fragte der mit den Warzen.
Da er möglicherweise nur einen Traum erlebte, kam es für Alaska Saedelaere eigentlich nicht darauf ah, eine richtige Antwort zu geben. „Ein Terraner", sagte er daher. „Ein Mensch. Du kannst mich aber auch den Transmittergeschädigten nennen, oder den Totenbleichen, oder den Mann, der seine Maske verlor."
„Du trägst eine Schutzhülle", stellte der Kraterbewohner fest. „Kannst du sie ablegen, damit wir deine wahre Gestalt wahrnehmen können?"
„Das könnte dir so passen!" erwiderte Alaska Saedelaere. „Das Zeug, das ihr atmet, würde mich auf der Stelle umbringen. Wie
Weitere Kostenlose Bücher