1189 - Hexen-Wahrheit
Licht am Schreibtisch brennen und erhob sich. Sie ging nicht zur Tür, um den Raum zu verlassen, sondern bewegte sich mit langsamen Schritten durch den Raum, um schließlich vor einem der schrägen Fenster stehen zu bleiben.
Es war nicht kalt hier oben, obwohl Jane die Heizung ausgestellt hatte.
Aber draußen hatte der November Temperaturen gebracht wie im Frühling. Bis an die zwanzig Grad. Die Menschen litten darunter. Einige hatten schon wieder im Freien gesessen und etwas getrunken. Das sah Jane zwar als übertrieben an, aber die Wärme selbst konnte ihr auch nicht gefallen.
Sie drückte das Fenster in die Höhe. Der Blick fiel über das wegkippende Dach und bis in den düsteren Himmel hinein. Sie spürte den Wind in ihrem Gesicht, der mehr ein laues Lüftchen war und keine Kälte brachte.
Es hatte kurz geregnet. Deshalb war das Dach noch feucht. An der Scheibe hingen Wassertropfen, die zu unregelmäßig verlaufenden Mustern zusammengeschmolzen waren.
Jane schloss das Fenster wieder und ging zur Seite. Sie wollte sich in ihr Zimmer zurückziehen.
Zuvor musste sie noch das Licht am Schreibtisch ausschalten. Im Flur brannte es weiterhin. Da die Tür offen stand, war es nicht nur finster im Zimmer.
Zufall, Schicksal, Absicht - Jane wusste es selbst nicht, warum sie nach links schaute und dabei ihren Blick über ein anderes Fenster gleiten ließ.
Auch dort hatte der Regen auf der Außenseite seine Spuren hinterlassen.
Abrupt blieb sie stehen.
Ihr starr gewordener Blick erfasste das Muster an der Außenseite der Scheibe.
Zuerst wollte sie nicht glauben, was sie sah, und sie musste mehrmals hinschauen. Dann gab es keinen Zweifel mehr für sie. Das Wasser war in eine bestimmte Richtung gelaufen, als wäre es von einer Hand gelenkt worden.
Buchstaben hatten sich zusammengefunden und drei Wörter gebildet. Eine Schrift, die Jane Collins halblaut vorlas.
»Bin jetzt da…«
***
Die Detektivin wusste nicht, was sie davon halten sollte. Es war zu unwahrscheinlich und auch zu überraschend. Sie dachte an die E-Mail, und jetzt konnte sie tatsächlich einen ähnlichen Satz lesen.
Das wollte ihr nicht in den Kopf, das war einfach nicht zu fassen. So gleich die Botschaften auch waren, so unterschiedlich musste sie ihre Herkunft ansehen.
Ruhig!, hämmerte sie sich ein. Du musst ruhig bleiben. Du schaffst das. Du hast schon viel mehr geschafft. Sie atmete einige Male tief durch. Dann trat sie noch näher an das Fenster heran, weil sie herausfinden wollte, ob sie sich auch nicht geirrt hatte.
Es stimmte.
Jeder Buchstabe. Jedes Wort. In einer etwas krakeligen Schrift hinterlassen, aber deutlich zu erkennen.
Bin jetzt da!
Jane Collins wiederholte den Text in Gedanken und verglich ihn mit dem der E-Mail. Dort hatte gestanden, ›bin bald da‹.
Ein Wort nur war verändert worden. Aber genau das hatte es in sich gehabt. Es war keine Ankündigung mehr, sondern eine Feststellung, und das ließ sie erschauern.
Jane trat nahe an das Fenster heran. Sie suchte die Umgebung dahinter ab, doch es war nichts zu sehen. Nur die dunkle, wolkige Nacht, in der sich alles hätte verstecken können.
Um diese Botschaft zu schreiben, hätte sich jemand auf dem Dach befinden müssen. Komischerweise wollte Jane daran nicht glauben. Sie dachte an andere Möglichkeiten, auch wenn sie nicht konkret werden konnte.
Die Detektivin war eine Person, die es sich angewöhnt hatte, allem auf den Grund zu gehen und auch gewisse Dinge zu hinterfragen. Das hatte sie auch jetzt nicht abgelegt, und deshalb gab sie sich einen Ruck und öffnete das Fenster.
Es war das gleiche wie vorhin.
Nichts zu sehen.
Die Nacht, die Dunkelheit, der Himmel, kein Stern, nur das schwache Leuchten, das aus den Tiefen der Straßen in die Höhe drang und den Himmel nicht erreichte.
Da die Schrift sich in der unteren Hälfte des Fensters befand, sogar im unteren Drittel, bewegte Jane ihren Arm schlangengleich nach draußen und um den Rand herum. Sie hatte den rechten Zeigefinger ausgestreckt, um die Spitze dorthin zu führen, wo sich die Schrift abmalte. Es war nicht einfach.
Sie musste ihren Arm schon verrenken, dann hatte sie es geschafft.
Wärme?
Jane zuckte zusammen. Sie hatte tatsächlich das Gefühl gehabt, Wärme an der Haut zu spüren. Das war eigentlich nicht möglich, aber es stimmte.
Sie fühlte noch einmal nach, und musste nun feststellen, dass sie sich nicht geirrt hatte. Es war auch kein normales Wasser, das sie mit dem Finger berührte, sondern
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