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119 - Der Diamantendolch

119 - Der Diamantendolch

Titel: 119 - Der Diamantendolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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mehr als fünf Jahrhunderten die berühmten Höhlen von Ajanta hergestellt hatten, waren auch beim Palastbau am Werk gewesen. Unga, der in einem fiebrigen Schlummer dahindämmerte, wurde in den schattigen Innenhof mit dem Springbrunnen vor dem großen Haupthaus des Rajah gebracht. Höflinge und Leute vom Gefolge des Rajah erwarteten ihn bereits. Glutäugige Frauen schauten durch die weißen Gitter des Frauenhauses.
    Die Palastbewohner hatten einen strahlenden Helden erwartet, einen stolzen Recken, der schon äußerlich eine beeindruckende und furchterregende Erscheinung war. Statt dessen kam Unga aus der Sänfte gewankt, ein Mann, der sich kaum auf den Beinen halten konnte und den sein Schwert und sein Schild fast niederzogen. Er war so gelb im Gesicht wie eine Quitte, und in seinen Augen glänzte das Fieber. Unga hatte wieder einen heftigen Malariaanfall.
    Die Palastleute tuschelten, und einige machten spöttische Bemerkungen. Vor allem ein gewisser Amritsar, der Hauptmann der Leibgarde des Rajah, tat sich hervor.
    Amritsar war ein Großmaul und ein Prahler. Er hatte es nicht gewagt, gegen den Dämon Ravana zu kämpfen. Solange kein anderer dem Dämon entgegentrat, schadete das seinem Ruf nicht, und so hatte Amritsar sich sehr gefreut, als die Helden, nach denen der Rajah geschickt hatte, durch Abwesenheit glänzten. Als nun Boten meldeten, daß doch ein Kämpfer eintreffen würde, hatte das Amritsar gar nicht gefallen. Sobald er aber sah, in welcher Verfassung dieser Kämpfer war, triumphierte er wieder.
    „Das muß ein ganz besonderer Mann sein, denn er hat eine goldene Gesichtsfarbe", sagte Amritsar höhnisch zu den auf den Stufen stehenden Höflingen und Palastleuten. „Er ist bestimmt so stark wie ein Elefant und so tapfer wie ein Löwe. Er strotzt nur so vor Kraft und Gesundheit."
    Unga hörte die höhnischen Bemerkungen, aber er hatte genug mit sich selbst zu tun und schwieg. Endlich kam der Rajah, ein in weiße Seide gekleideter Mann mit gramzerfurchtem Gesicht. An seinem Turban mit der grünen Feder funkelte ein großer Diamant. Sein Gürtel war mit Gold beschlagen, der Saum seiner weißen Beinkleider mit Goldfäden durchwirkt. Der Rajah hatte einen kurzen schwarzen Kinnbart und trug einen Dolch mit einem funkelnden Edelstein am Knauf im Gürtel.
    Als er Unga sah, wichen Freude und Hoffnung jäh aus seinem Gesicht. Er ging um den Cro Magnon herum, dessen schmutziger Umhang nur notdürftig gesäubert worden war, und der sich auf seinen Wanderstab stützte.
    „Du willst also gegen den Dämon Ravana kämpfen", sagte der Rajah in einwandfreiem Telugu. „In der besten Verfassung bist du nicht. Bringst du es überhaupt fertig, dein Schwert aus der Scheide zu ziehen?"
    „Ich bin bereit, gegen Ravana zu kämpfen", antwortete Unga. „Sobald ich meine Krankheit und Schwäche einigermaßen überwunden habe, will ich ihm entgegentreten."
    Der Rajah zerrte an seinem Bart.
    „Viel Zeit bleibt dir nicht mehr", sagte er. „Sita soll schon morgen geopfert werden. Welcher Herrscher hat dich zu mir geschickt, Fremder?"
    „Hermon", antwortete Unga, „den man auch Gralon oder Hermes Trismegistos nennt. Der König ohne Reich, der durch die Welt wandert."
    Er beobachtete den Rajah, ob der Name ihm etwas sagte, aber Akbar schüttelte nur den Kopf.
    „An einen solchen Herrscher habe ich keine Botschaft, daß er seinen tapfersten Helden zu mir entsenden soll, geschickt. Ich kenne den Mann gar nicht."
    „Aber er kennt dich und hat mich entsandt", sagte Unga. „Willst du meine Hilfe ablehnen, nur weil du Hermon nicht darum gebeten hast, Rajah? Hilfe nimmt man entgegen, wo man sie findet. Man fragt nicht lange."
    „Soll ich dem frechen Hund das vorlaute Maul stopfen?" fragte Amritsar und trat vor, die Hand am Säbelknauf. „Der Kerl sieht aus, als hätte er mit dem Tod Bruderschaft getrunken. Er soll gegen Ravana kämpfen? Daß ich nicht lache. Genausogut könnte man ein altes Weib schicken. Ich will dir sagen, was los ist, Rajah. Der Kerl hat vor, sich im Palast pflegen zu lassen und durchzufressen. Dann wird er heimlich verschwinden, wenn er kämpfen soll. Daß er morgen nicht antreten kann, sieht doch ein Blinder."
    „Halt dein Maul!" sagte Unga und richtete sich so gerade auf, wie es ging. „Warum trittst du eigentlich nicht gegen Ravana an? Oder hast du das etwa vor?"
    „Keiner kann Ravana besiegen", sagte Amritsar wütend. „Dir werde ich gleich einen Fußtritt geben, wenn du meinen Mut anzweifelst, du

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