11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
beim saudischen GID
Der Beamte des State Department, der für die INS-Anweisung (»nicht verhaften!«) am 5. September 2001 zuständig war
12Die Geheimdienste:
ohne Vorkenntnisse
»Die Geheimdienstbehörden hatten keine geheimdienstlichen oder polizeilichen Informationen über die Verbindung von 16 der 19 Hijacker zum Terrorismus oder zu terroristischen Gruppen.« 1 Auch über die Brüder Salem und Nawaf Al-Hazmi wusste man anfangs nichts und erteilte ihnen freizügige Visa zur Mehrfacheinreise.
»Anfang 2000 hatten wir die Al-Hazmi-Brüder Salem und Nawaf ebenso im Blick wie Khalid Al-Midhar. Wir wussten von ihrer Verbindung zu Al-Qaida und teilten dieses Wissen mit der (Geheimdienst-)Gemeinde«, sagte NSA-Direktor Michael V. Hayden am 17. September 2002 vor dem Senate Select Committee on Intelligence aus. Wie Khalid Al-Midhar standen auch die späteren »Hijacker« Salem und Nawaf Al-Hazmi schon lange vor dem 11.9.2001 auf den Listen der CIA, wobei unklar ist, inwieweit es sich bei Teilen dieser Watchlist zur Beobachtung potentieller Gefährder um eine Liste zur Rekrutierung potentieller »Assets« handelte. Für Letzteres spricht, dass auch die Al-Hazmis weiterhin freizügig reisen konnten, obwohl Nawaf mit seinem Bruder Salem und Khalid Al-Midhar bei dem Planungstreffen in Malaysia beobachtet wurde. Auch dass er auf Seiten islamistischer Brigaden Mitte der 90er Jahre in Bosnien und wie sein Bruder auch in Tschetschenien eingesetzt worden war, war bekannt.
Dennoch verfügte auch Nawaf Al-Hazmi über ein Multiple-entry-Visum für die USA und reiste nach dem Meeting in Malaysia unbehindert wieder nach Los Angeles. Er mietete sich mit Al-Midhar in San Diego ein und wurde wie dieser von dem saudischen »Geschäftsmann« Al-Bayoumi und dem FBI-Mitarbeiter Abdussattar Shaikh betreut. Als die CIA im März 2000 eine Nachricht bekam, dass sich Al-Hazmi in den USA befände, fand sich in dem Feld »Action required« der Hinweis auf die erforderlichen Aktivitäten: »None« (→ Kap. 17 ). 2
Wo derart geringer Handlungsbedarf besteht, gibt es für die Betroffenen auch keinen Grund zur Tarnung. Al-Hazmi stand in San Diego nicht nur im Telefonbuch, er lebte auch völlig offen und veranstaltete sämtliche Aktivitäten unter seinem Namen, bis hin zur einer Dauerkarte für den Zoo in San Diego. Als Anfang Juli 2000 sein Visum abgelaufen war, erhielt er problemlos eine Verlängerung – und es schien ihm in Kalifornien zu gefallen. Mit Hilfe seines Vermieters, dem er sein Faible für mexikanische Frauen eingestand, gab Al-Hazmi sogar eine Kleinanzeige auf – »Saudischer Geschäftsmann sucht eine Braut, die hier und in Saudi-Arabien leben möchte« –, was insofern verwundert, als islamistische Selbstmordattentäter auf ihrer letzten Mission eher an den Jungfrauen im Paradies als an irdischen Bräuten interessiert sein sollten. Doch wie die »Hijacker« in Florida verhielten sich auch Al-Hazmi und Al-Midhar in San Diego weder wie fromme Muslime noch wie verdeckt operierende Terroristen. Ausländische »Geschäftsmänner« in dienstlicher Mission, vor Ort eng betreut von Agentenführen ihres Geheimdiensts – das scheint ihre Rollenbeschreibung dagegen sehr viel besser zu treffen.
Wie sein Bruder Nawaf war auch Salem Al-Hazmi spätestens seit 1999 den Lauschern der CIA bekannt, die das Al-Qaida-Nest von Al Midhars Schwiegervater im Jemen observierten, denn wie sein Bruder rief auch Salem öfter dort an. Doch wie zwölf weitere seiner »Kollegen« erhielt auch Salem Al-Hazmi im Juni 2001 vom US-Konsulat in Dschidda problemlos ein Visum. Laut Staff-Report der 9/11-Commission hatten die saudischen Behörden seinen Pass (wie auch den seines Bruders) mit einem unauffälligen Indikator gekennzeichnet, der ihn als militanten Extremisten auswies 3 – macht aber nix, wie die Maus in der berühmten Sendung sagen würde, denn die befreundeten US-Dienste wussten angeblich von einem solchen Code nichts und ließen die Brüder freizügig reisen.
Im bereits erwähnten Staff-Report der 9/11-Commission findet sich der Hinweis, dass Salem Al-Hazmi beim Einchecken in den Flug AA 77 am Dulles-Airport am 11. September keine Ausweispapiere mit einem Bild vorweisen konnte. Doch sein Ausweis mit Bild, so wird dort ebenfalls vermerkt, wurde in den Trümmern des Pentagon gefunden, 4 wie auch die IDs seiner »Kollegen« Al-Midhar und Madjid Moqed. Während also von der gesamten ins Pentagon gekrachten Boeing kaum etwas Sichtbares übrig blieb,
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