11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
unter anderem die Anschläge auf die Botschaft in Nairobi und auf die USS Cole im Oktober 2000 vorbereitet wurden – in diesem Terrorstützpunkt hörte die CIA seit 1998 alle Telefonate mit. Erst als sich im Februar 2002 der Sohn des Hausbesitzers beim Hantieren mit einer Granate selbst in die Luft jagte, sahen sich die CIA-Lauscher genötigt, ihren heißen Draht zu dieser Al-Qaida-Schaltzentrale aufzugeben und öffentlich zu machen. Und dabei einzuräumen, dass es sich bei Ahmed Al-Hada um den Schwiegervater des 9/11-Terroristen Khalid Al-Midhar handelte. Dieser hatte sich dort schon seit 1998 häufig telefonisch gemeldet, vor allem seit Anfang des Jahres 2000, als seine Frau dort lebte und eine Tochter zur Welt brachte und wo er sie im Juni 2000 auch besuchte. Obwohl also Khalid Al-Midhar in diesem mit Wanzen gespickten Terrorstützpunkt, der via Satellit auch unter fotografischer Überwachung stand, Stammgast war, obwohl Augen und Ohren von CIA und NSA alles registrierten, was dort ein- und ausging, und obwohl Al-Midhar auch bei einem Terror-Meeting in Kuala Lumpur im Januar 2000 beobachtet und vom malaysischen Geheimdienst auf Video festgehalten wurde (ein Film, der dann umgehend an die US-amerikanischen Kollegen ging), konnte er weiterhin über sein Multiple-entry-Dauervisum für die USA verfügen und problemlos ein- und ausreisen. Und nicht nur das – als er 1999 mit seinem Kollegen Nawaf Al-Hazmi nach San Diego kam, wurde er von Omar Al-Bayoumi, einem saudischen Geschäftsmann mit engen Verbindungen zum saudischen Geheimdienst GID, in Empfang genommen. 1 Der besorgte ihnen eine Wohnung und vermittelte den beiden »Studenten« auch das großzügige Stipendium, das sie fortan erhielten: von Prinzessin Haifa, der Frau des saudischen US-Botschafters Prinz Bandar, einem engen Freund der Bush-Familie. Wenn der Commission Report in Fußnote 122 behauptet, keine Beweise für diese Zahlungen gefunden zu haben, kann das insofern der Wahrheit entsprechen, als das Geld nicht direkt an die späteren »Hijacker«, sondern an die Frau ihres »Gastgebers« Al-Bayoumi ging. Ansonsten aber tat dieser alles, um seinen Klienten auf die Beine zu helfen. Er half beim Einrichten des Bankkontos, beim Mietvertrag und der Beantragung der Sozialversicherungsnummer und vermittelte seinen beiden Schützlingen dann auch im September 2000 die etwas schönere Wohnung am Lemon Grove, im Haus eines seiner Bekannten, einem Dr. Abdussattar Shaikh. Das war kein heimlicher Unterschlupf, Al-Hazmi und Al-Midhar standen im Telefonbuch und hatten unter ihrem Namen eine Dauerkarte für den Meeres-Themenpark Seaworld in San Diego. Sie waren somit ziemlich das Gegenteil von schwer getarnten Terroristen. Ihr neuer Vermieter indessen ist ein langjähriger inoffiziellen Mitarbeiter und Informant des FBI.
So leger sich die Behörden bei Khalid Al-Midhar 1998 ff. in Sachen Reisefreiheit und Visa-Erteilung verhielten – obwohl seine Terrorverbindungen bekannt waren –, so strikt gaben sie sich nach den Anschlägen bei seinem Vermieter und Gastgeber Dr. Abdussattar Shaikh. Der 9/11-Commission, die diesen wichtigen Zeugen befragen wollte, wurde eine Anhörung vom Justizministerium verweigert, der Zeuge erhielt aus Gründen der nationalen Sicherheit keine Aussagegenehmigung. Stattdessen wurde bekannt, dass der Herr Doktor 2003 vom FBI 100 000 Dollar für seine Dienste erhalten hatte, 2 was den Schluss zulässt, dass es sich bei ihm nicht gerade um einen kleinen IM handelt.
Weil aber – wie bei 9/11 leider traurige Routine – auch hier kein Pressevertreter nachhakte und die Frage stellte, warum ein Zeuge, der mit den »Hijackern« zusammenwohnte und sehr wohl Auskünfte über sie geben könnte, nicht verhört werden darf, klemmte sich der Journalist Daniel Hopsicker dahinter und brachte Erstaunliches zutage: Nicht nur der Doktortitel von Abdussattar Shaikh ist falsch, er ist auch kein ehemaliger Professor der San Diego State University, wie allenthalben gemeldet wurde, sondern einer dubiosen Briefkasten-Uni, die nicht nach einer akademischen Institution, sondern eher nach einer CIA-Tarnfirma riecht. 3
Und er hatte Verbindungen zu einem weiteren falschen Doktor und FBI-Informanten in San Diego, dem Exil-Iraner und Waffenhändler Sam Koutchesfahani, der 1998 angeklagt worden war, als Chef eines Schleuserrings Hunderte islamische Studenten mit Bestechung und falschen Visa in Colleges in San Diego eingeschleust und betreut zu haben. Eine Arbeitsbeschreibung,
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