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1190 - Die stählerne Spinne

Titel: 1190 - Die stählerne Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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darauf kam es letzten Endes an, oder etwa nicht?
    Er hatte keine Gelegenheit, sich mit dem Admiral zu verständigen. Gewiß, sie hätten Interkosmo sprechen können, und keiner der Arachniden wäre in der Lage gewesen, sie zu verstehen. Aber sie hätten einander zurufen müssen; denn Leo marschierte nahe der Spitze des Trupps, während Callamon die Nachhut machte. Außerdem war der Waffenmeister beschäftigt, seine Geiseln im Auge zu behalten, besonders Girinaar, den er für den gefährlichsten hielt. Der Admiral dagegen brauchte sich nur um Torquantuur zu kümmern, die schweren Schritts vor ihm her watschelte.
    Die Gangart war terranischem Tempo angemessen. Das aber lag nicht etwa an den Terranern selbst, sondern an der Herrscherin. Inhaberin des höchsten Amtes, das die Netzparias zu vergeben hatten, war sie an längere Märsche nicht gewöhnt und hatte sich ein Körpergewicht zugelegt, das die sechs dünnen Beine kaum zu tragen vermochten. In der Tat sah man des öfteren, wie sie mit dem normalerweise leicht erhoben getragenen Vorderkörper nach unten kippte und auch das vordere Extremitätenpaar, das sonst die Funktion von Armen versah, zum Gehen benützte. An ähnlichen Behinderungen litten die vier Arachniden, die die SERUNS zu schleppen hatten. Ihretwegen mußten zahlreiche Pausen eingelegt werden.
    Leo Dürk bemühte sich, die Lage einzuschätzen - „die Situation zu parametrisieren", wie man das auf der Taktikschule lernte, wo organisatorische Fähigkeiten mehr zählten als eine gefällige Sprache. Welche Parameter waren es, die ihre Aussicht auf Erfolg beeinflußten?
    Da war zuerst die zahlenmäßige Übermacht der Netzparias. Im Thronsaal hatte er ihrer rund eintausend gesehen. Die meisten davon gehörten nach seiner Ansicht zu Torquantuurs Hofstaat. Wenn aber der Hofstaat schon eintausend Mitglieder zählte, dann durfte man die Gesamtzahl derer, die dieses Metallei bevölkerten, gewiß nicht unter zwanzig- bis dreißigtausend ansetzen. Das waren keine erhebenden Aussichten: Zwei gegen dreißigtausend. Sie dienten höchstens dazu, das zu stimulieren, was Leo Dürk bei sich aufgrund eines uralten Historien-Films, den er irgendwo einmal gesehen hatte, den Rhett-Butler-Komplex nannte: die Entschlossenheit des Menschen, ausgerechnet dann sein Bestes zu geben, wenn die Lage schon so verfahren ist, daß auch das Beste bei weitem nicht mehr ausreicht.
    Da war auf der anderen Seite die verrottende Technik der Parias. Das Interkom-System funktionierte nur noch sporadisch. Es mußte bezweifelt werden, daß die Netzparias die Bewegungen der kleinen Gruppe aus Entführern und Geiseln mit Hilfe der herkömmlichen Überwachungsgeräte verfolgen konnten. Wenn sie wissen wollten, wohin Torquantuur verschleppt wurde, waren sie vermutlich auf Direktbeobachtung durch Späher angewiesen.
    Callamon war also gut beraten, wenn er sich über übersichtliches Gelände bewegte. Da war drittens die Notwendigkeit, Übersicht zu gewinnen. Wohin mußte man sich in diesem Riesengebilde wenden, um an die Oberfläche zu gelangen - nicht an irgendeinen beliebigen Ort der Oberfläche, sondern dorthin, wo Fahrzeuge zur Verfügung standen? Die eine oder andere der Geiseln mochte diese Informationen besitzen. Torquantuur zum Beispiel; auch Girinaar, schätzte Leo Dürk. Aber würden ausgerechnet die Geiseln ihren Entführern verraten, was sie zu wissen brauchten, um ihr Unternehmen erfolgreich abzuschließen? Leo bezweifelte es. Es bestand die Möglichkeit, sie zu erpressen. Darauf würde er sich nicht einlassen und Clifton Callamon - unbeschadet des krassen Kriegerbilds, das sich die Welt inzwischen von ihm gemacht hatte - ebenfalls nicht. Aber es mußte hier herum, wahrscheinlich in der Nähe des Thronraums, wenigstens noch die Überreste einer Kontrollzentrale geben. Einige Geräte funktionierten vermutlich noch, und aus ihnen ließen sich die gewünschten Daten abrufen. Je länger Leo darüber nachdachte, desto mehr wuchs in ihm die Gewißheit, daß Callamon gerade in Richtung dieses Ortes unterwegs war.
    Viertens galt es, Nahrung zu beschaffen und, falls das Unternehmen längere Zeit andauerte, Gelegenheit zum Ruhen zu finden. Gewiß, die medotechnische Untereinheit des SERUN, der Cybermed, verfügte über Medikamente, mit denen sich das Schlafbedürfnis auf längere Zeit und ohne nachteilige Folgen unterdrücken ließ. Was geschah aber, wenn sie die Wirksamkeitsgrenze der Drogen überschritten? Wie wollten sie schlafen und gleichzeitig

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