1190 - Die stählerne Spinne
geschmückten Parias reckte das vordere Armpaar in die Höhe zum Zeichen, daß er sprechen wolle. „Ihr versprecht", begann er, „daß ihr keinen von uns verletzt, besonders die Herrscherin nicht, wenn wir auf euer Ansinnen eingehen?"
„Wir versprechen es", antworteten Leo Dürk und Clif ton Callamon wie aus einem Mund. „Dann laßt mich den Führer machen. Ich führe euch zu dem Ort, an dem die Fahrzeuge anlegen. Ihr könnt euch eines davon nehmen und versuchen, zu den Euren zurückzukehren."
Ein spöttisches Grinsen flog über Callamons Gesicht, als er den Waffenmeister anblickte. „Auf den müssen wir ein Auge haben", sagte er auf Interkosmo. „Ich bin nicht ganz sicher, wohin er uns in Wirklichkeit führen will, aber ich glaube, wir sind auf dem richtigen Kurs."
Dann wandte esich an den Arachniden. „Sind deine Begleiter, vor allen Dingen die Herrscherin, mit deinem Angebot einverstanden?"
„Sie sind es", lautete die Antwort. „Mein Name ist Praak. Wenn ihr nichts dagegen habt, übernehme ich von nun an die Führung der Gruppe."
„Wir sind einverstanden", erklärte Clifton Callamon. „Laßt uns keine Zeit mehr verlieren."
*
Praak setzte sich an die Spitze. Nachdem sie die Halle verlassen hatten, schlug er einen Kurs ein, der nach Leo Dürks Schätzung rechtwinklig zu der Richtung verlief, die sie bisher verfolgt hatten. Leo hatte seit neuestem nur noch auf Praak und auf Girinaar aufzupassen. Der letztere bewegte sich an seiner Seite. Die Bewachung der übrigen fünf Geiseln fiel Clifton Callamon zu. Callamon selbst hatte es so gewollt. Er rechnete damit, daß Praak sie in eine Falle führen wolle. Es war Leo Dürks Aufgabe, den Verrat rechtzeitig zu vereiteln.
Aber zum Schluß kam es ganz anders. Praak schlug ein verhaltenes Tempo an. Zwar führte er die Gruppe in ein unübersichtliches Gewirr von schmalen Korridoren, die einander unter allen denkbaren Winkeln schnitten, aber er achtete sorgfältig darauf, daß er sich nie weiter als ein paar Schritte von seinem Aufpasser entfernte. Leo Dürks Mißtrauen ließ allmählich nach, und im selben Grade seine Wachsamkeit. Der Gang, dem sie zehn Minuten lang gefolgt waren, mündete auf einen etwas breiteren, matt beleuchteten Korridor, der in sanfter Krümmung nach rechts und links verlief.
An dieser Stelle geschah es, daß Torquantuur eine Reihe schriller Klagelaute ausstieß und dann zusammenbrach. Clifton Callamon riß die Waffe aus dem Gürtel und richtete die Mündung auf die Herrscherin, die sich in Qualen zu winden schien. „Was geht hier vor?" fuhr er die Parias mit rauher Stimme an.
Girinaar drängte sich durch die Reihe der Höflinge, die Torquantuur umstanden. In knappen Worten, die Leo Dürk unverständlich waren, sprach er die Herrscherin an. Torquantuur antwortete mit einer Reihe von zirpenden Lauten. Girinaar trat zurück. Starr und kalt blickten seine sechs Augen Clifton Callamon an. „Ihr habt eine schlechte Zeit gewählt, die Herrscherin zu entführen", sagte er. „Sie ist trächtig und muß in Kürze mit der Eiablage beginnen."
„Der Teufel soll die Weiber holen!" brüllte der Admiral.
Der Fluch kam aus der Tiefe seiner Seele, das hörte man ihm an. Nicht etwa, daß Clifton Callamon grundsätzlich ein Verächter weiblicher Wesen gewesen wäre. Solange es sich um solche seiner eigenen Spezies handelte, hätte man im Gegenteil weitaus eher sagen können, daß er sie mit Inbrunst verehrte. Aber in Krisensituationen, davon war er fest überzeugt, hatten sie nichts verloren.
Leo Dürk war inzwischen herbeigeeilt. Er nahm unter den Gerüchen, die die Körper der Netzparias verströmten, mehrere unterschiedliche Nuancen wahr, ohne sie jedoch deuten zu können. Nur eines war ihm klar: Torquantuur befand sich tatsächlich in Not. Ihr Leiden war nicht vorgetäuscht. „Was jetzt?" fragte er auf Interkosmo. „Wir warten, bis sie ihre Eier gelegt hat", antwortete der Admiral. Er sah an Leo vorbei. Ein freudloses Grinsen huschte über sein Gesicht. „Es läuft alles genau nach Plan."
Der Waffenmeister war nicht sicher, was er damit meinte. Er kam auch nicht dazu, darüber nachzudenken. Girinaar trat herzu und erklärte: „Die Herrscherin wird ihre Eier nicht hier ablegen", erklärte er. „Die Schmerzen, die sie jetzt empfindet, sind nur ein Anzeichen dafür, daß die Eiablage bald beginnen muß. Torquantuur wird keine fremden Zuschauer in ihrer Nähe dulden, sobald die Eier ihrem Leib entschlüpfen."
„Ich wüßte nicht,
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