Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1190 - Die stählerne Spinne

Titel: 1190 - Die stählerne Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
versehen und auch sonst reich ornamentiert. Der Raum vor dem Podest leerte sich. Anscheinend sollten die beiden Terraner in vorderster Reihe stehen, wenn sie dem Herrscher präsentiert wurden. Die Zahl der Bewacher, die auf Leo Dürk aufpaßten, hatte sich auf zehn verdünnt. Zwei davon trugen noch immer seinen SERUN. Der Anführer der Gruppe, das sah Leo jetzt zum ersten Mal, trug ein Band um die Taille, von der der Kombistrahler des Waffenmeisters baumelte.
    Er sah zu Clifton Callamon hinüber. Dort war dieselbe Anordnung getroffen worden: Zwei Arachniden schleppten den SERUN, ein dritter hatte sich die Waffe umgeschnallt. Es sollten nicht nur die Gefangenen selbst, sondern auch die Erzeugnisse ihrer Technik dem Herrscher vorgeführt werden. Nach dem, was er unterwegs erlebt hatte, fand Leo Dürk keinen Anlaß mehr, sich darüber zu wundern.
    Er sah sich um. Nach seiner Schätzung hatten sich mehr als eintausend Parias in dem mächtigen Saal eingefunden. Nur wenige waren so bar jeder äußeren Abzeichen wie seine und Callamons Wächter. Weitaus die meisten hatten sich irgend etwas umgeschnallt, angebunden oder um den Leib gezurrt, an dem ihr Rang oder ihre gesellschaftliche Stellung erkennbar wurde. Leo Dürk hatte den Eindruck, er wohne einer wichtigen Staatsfunktion bei. Kein Wunder, ging es ihm durch den Sinn. Wie oft mochte es im Reich der Netzparias schon geschehen, daß zwei Fremdwesen als Gefangene eingebracht wurden?
    Die Wände des Saales entzogen sich in dem düsteren Licht seiner Beobachtung. Er sah eine Reihe von finsteren Umrissen, die Ornamente darzustellen schienen. Er konnte sich wohl ausmalen, warum Torquantuur auf unzureichende Beleuchtung Wert legte. In der Helligkeit wäre offenbar geworden, daß der Verfall auch vor seinem Thronraum nicht haltgemacht hatte.
    Der Boden des Saales war sauber. Aber mitunter, wenn der Waffenmeister in die Höhe blickte, sah er es im Schein der Lampen von der Decke herabrieseln: den Staub der Vernachlässigung.
    Es gab ihm einen Ruck, als ringsum plötzlich laute, quietschende Geräusche ertönten.
    Verwundert sah er sich um und entdeckte eine Gruppe besonders farbenprächtig ausgestatteter Parias, denen lange, konisch geformte Metallstangen aus den Dreiecksmündern ragten. Er sah, wie die plumpen Hinterkörper sich aufblähten, wenn das kreischende Quietschen aus den eigenartigen Blasinstrumenten drang. Mein Gott, sie gaben sich Mühe!
    Wie sie bliesen!
    Ein königlicher Empfang mit Fanfaren, dachte Leo Dürk. Warte, bis ich das denen daheim erzähle!
    Er hatte freies Blickfeld. Die Arachniden ruhten auf ihren sechs Laufbeinen und hatten das vordere Extremitätenpaar, das als Arme und Hände diente, unter dem konischen Körperteil gefaltet. Ihre Rücken ragten nicht mehr als achtzig Zentimeter in die Höhe. Ausnahme bildeten die etwas größeren Parias wie zum Beispiel der, den er für den Anführer seines Wachtrupps hielt. Sie waren in ihrer jetzigen Stellung etwa einen Meter hoch - immer noch lange nicht genug, um dem Waffenmeister den Ausblick zu verwehren. Er blickte zu Clifton Callamon hinüber und sah den Admiral lachen. Weiß der Himmel, der Kerl empfand sogar diese Lage noch als lustig!
    Dann schob sich von der rückwärtigen Seite ein Paria auf das Podest, bei dessen Anblick Leo Dürk der Atem stockte. Er besaß, obwohl er sich gehend bewegte, eine Höhe von„ wenigstens anderthalb Metern, und sein Hinterleib war so dick, daß er gut und gern eine Vierteltonne wiegen mußte. Wenn bei den Arachniden Körpergröße wirklich mit Rang gleichbedeutend war, dachte der Waffenmeister, dann mußte dies der Herrscher der Parias sein, Torquantuur selbst.
    Das Gekreisch der Trompeten erstarb. Ehrfürchtige Stille senkte sich über den Saal. Erstaunt nahm Leo Dürk wahr, daß der fette Arachnide, der sich auf den silbernen Schemel droben auf dem Podest zuschob, keinerlei Anzeichen seines Ranges trug. Er war nackt und grauhaarig wie die Wächter, die die Gefangenen hierhergebracht hatten, und wie Arnemar Lenx, den er im Bild gesehen hatte. Ohne daß es ihm bewußt wurde, nahm ihn dies für den Fetten ein. Er hielt es nicht für nötig, sich mit äußeren Abzeichen seines Ranges zu schmücken. Das war ein zivilisierter Zug.
    Noch einmal ertönte ein durchdringender, quietschender Laut. Leo Dürk fuhr zusammen. Zur linken Hand des Podiums hatte sich einer der buntgekleideten Herolde aufgestellt und verkündete nun, nachdem er die Trompete abgesetzt hatte, mit lauter

Weitere Kostenlose Bücher