1190 - Geisterrache
der vierte Mann aus dem Quartett war uns näher. Und er steckte in einer verdammt miesen Lage, denn er konnte sich gegen die beiden Gestalten nicht wehren.
Sie glichen Gunhilla Blaisdell. Sie gehörten zu ihr. Sie sahen fast aus wie Engel, aber sie waren es nicht, denn sie hielten ihn gepackt und hatten ihn vom Boden weg in die Höhe gerissen. Er zappelte.
Er hing in ihrem Griff. Er strampelte mit den Füßen. Er schrie. Seine gekrümmten Hände hingen wie die Klauen von Hühnern nach unten.
Sie würden ihn in die Höhe zerren und zur Decke schleifen, um ihn von dort wahrscheinlich zu Boden zu schleudern, wo er sich dann alle Knochen brechen würde.
Neben mir verwandelte sich Suko urplötzlich in ein Raubtier. Auch ein Tiger hätte nicht geschmeidiger springen können als er. Was auch nötig war, denn aus dem Lauf heraus stieß er sich ab und sprach in die Höhe.
Ich war noch Zuschauer und sah, wie er sich streckte. Seine Hände griffen und schafften es, die beiden Knöchel des Küsters zu umklammern.
Plötzlich hing er an diesem Mann, und genau mit diesem Angriff hatten die beiden Wesen nicht gerechnet. Sukos Gewicht und sein Zug waren so stark, dass er alle drei zu Boden zerrte.
Erst jetzt ließen ihn die Wesen los. Sie hatten einen neuen Gegner gefunden, und auf mich achteten sie nicht. Ich war bereit, mein Kreuz einzusetzen, als ich plötzlich den gellenden Schrei hörte. Ob er aus Angst oder Wut ausgestoßen worden war, wusste ich nicht. Mir war nur klar, dass Jane Collins geschrieen hatte…
***
Suko war ebenfalls auf dem Boden gelandet. Er hatte gesehen, dass sein Freund John weglief, anstatt ihn zu unterstützen. Aber er hatte auch den gellenden Schrei vernommen, der wie ein Trompetenstoß in seine Ohren gedrungen war.
Der Inspektor rollte über den Boden, weg von den beiden Rachegeistern. Den letzten Schwung ausnutzend, kam er wieder auf die Beine. Er sah, dass der Küster gekrümmt und als Häufchen Elend auf dem Steinboden lag. Er lebte, das war wichtig, und die beiden Hexen sahen jetzt in Suko ihren Feind.
Sie griffen ihn an.
Dass sie von zwei verschiedenen Seiten kamen und dabei auch sehr schnell waren, machte Suko nichts aus. Schon auf dem Weg zur Kirche hatte er seine Dämonenpeitsche kampfbereit gemacht, und sie steckte schlagbereit in seinem Gürtel.
Suko holte sie mit einem blitzschnellen Griff hervor. Noch aus der Bewegung heraus schlug er nach rechts und erwischte den ersten der Rachegeister voll.
Die engelhafte Gestalt schwebte bereits schräg über dem Boden, als sie von den drei Riemen getroffen wurde. Sie wurde durchgeschüttelt und geriet aus dem Tritt.
Ein Heulen fegte um Sukos Ohren. Der Rachegeist hatte es ausgestoßen. Zwar gab es noch einen zweiten, aber Suko interessierte sich zunächst für die getroffene Gestalt.
Sie verendete.
Weg war die normale Haut. Der Körper, der Kopf, das Gesicht, all das, auf das sie möglicherweise stolz gewesen war, verging innerhalb von Sekunden und war von schrillen, abgehackten Schreien begleitet, die sie in das Ende hineintrieben.
Aus ihr wurde ein zitterndes Bündel, eine uralte Vettel, die sich in den folgenden Sekunden auflöste und dabei mit krachenden Knochen zusammensackte.
Der zweite Rachegeist griff nicht an. Er floh, aber er schwebte nicht mehr. Er taumelte zurück und hatte die Arme in die Höhe gerissen, um das Gesicht zu schützen.
Suko erwischte sie am Taufbecken. Es war mit Weihwasser gefüllt, und als er sie mit der linken Hand packte, drehte er sie zugleich herum, dem Becken zu, und drückte mit unwiderstehlicher Gewalt ihr Gesicht in das Wasser.
Er hörte das Zischen.
Er sah den Dampf, und schlug mit der Dämonenpeitsche gegen den Rücken der Gestalt.
Das Wesen war nicht in der Lage zu schreien. Wenn, dann wäre höchstens ein Blubbern aus ihrem Mund gedrungen. Es ging in dem Zischen unter. Die Beine gaben nach, und Suko zog die Gestalt schließlich zurück und drehte sie herum.
Ein ekliger Anblick bot sich ihm. Das Gesicht war völlig zerfressen und bestand nur noch aus einer brodelnden Masse, von der noch immer Dampf in die Höhe stieg.
Mit einer angewiderten Bewegung schleuderte er das Monstrum zu Boden und hatte Zeit, sich um Jane Collins und John Sinclair zu kümmern…
***
Plötzlich war Gunhillas Hass übergroß. Sie wollte es selbst machen, und sie überraschte Jane damit.
Gunhillas Gesicht verzerrte sich dabei auf makabre Art und Weise, als sie ihre Arme ausstreckte und im nächsten Moment Janes
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