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1190 - Geisterrache

1190 - Geisterrache

Titel: 1190 - Geisterrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kehle mit den gespreizten Händen umklammerte, als bestünde sie einfach nur aus Draht.
    Davon war Jane überrascht worden. Sie hatte sich auf einen derartigen Angriff nicht einstellen können, weil er mehr zu einem Menschen passte und nicht zu einer Hexe wie Gunhilla.
    Doch sie wollte es so. Sie wollte Jane Collins spüren, bevor sie sie tötete. Ihr Fleisch anbohren.
    Beide Hände hineinpressen. Ihr die Luft nehmen und damit auch das Leben.
    In der Tat war es der Detektivin auch nicht gelungen, noch mal Atem zu holen. Sie spürte die Hände wie Krallen an ihrem Hals. Sie hatte die Augen ebenso weit geöffnet wie den Mund, und sie sah, was mit Gunhilla passierte.
    Die Hexe bestand nur noch aus Hass. Sie war wirklich zu einem reinen Rachegeist degeneriert.
    Unter ihrer Gesichtshaut schien ihr Leben abzulaufen, denn Jane sah immer wieder die Veränderungen. Sie sah frische Haut, aber auch alte, graue und zerstörte. Sie sah Knochen, sie sah Augen, die glühten, als wären sie vom Feuer der Hölle besessen. Alles was sie er- und durchlitten hatte, gab sie zurück, und der Wunsch, Jane endlich tot zu sehen und durch die eigenen Hände getötet zu haben, wurde übermächtig.
    Sie verstärkte den Druck noch und zwang Jane in die Knie. Verzweifelt versuchte Jane es mit Gegenwehr. Sie stieß ihre Fäuste in den Leib der Hexe. Sie wollte sie zurückdrängen, aber Gunhilla war zu stark.
    »Du schaffst es nicht!«, zischte sie. »Du schaffst es nicht. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Das weißt du!«
    Sie strengte sich noch einmal an. Ihre Augen quollen aus den Höhlen, und ihr Gesicht verdiente den Begriff nicht mehr. Aus dem Maul schlug Jane etwas entgegen, was alles Mögliche war, nur kein Atem. Mehr eine stinkende Wolke, als wäre Gunhilla dabei, innerlich zu verfaulen.
    Die Augen.
    Sie weiteten sich noch mehr.
    Auch der Mund war weit aufgerissen. Tief in der Kehle war der Schrei geboren, der jetzt ins Freie drang. Das lag nicht an Jane Collins, denn sie hatte nichts damit zu tun.
    Etwas anderes war geschehen. Zwischen beide Frauen hatte sich etwas von der Seite her hineingeschoben. Es strahlte in einem hellen, aber nicht blendenden Licht. Es bildete plötzlich eine Grenze, und diese Grenze wurde von einem Mann gehalten, der sich von der Seite her den beiden genähert hatte.
    »Keine Chance, Gunhilla. Zurück. Nicht diese Welt ist deine, sondern die Hölle.«
    Die Hände lösten sich von Janes Kehle. Gunhilla hatte keine Kraft mehr. Sie torkelte mit schwankenden Schritten zurück, stieß gegen die unterste Stufe der Kanzeltreppe, verlor das Gleichgewicht und prallte dabei auf den Rücken.
    Ich drehte mich und ging ihr nach.
    Der Letzte der Rachegeister lag auf der Treppe. Unfähig, sich noch zu bewegen. Ich hatte das Kreuz nicht zu aktivieren brauchen, seine normale Kraft reichte aus, um dieser nicht lebenswerten Existenz den Garaus zu machen.
    Zuerst sah es aus, als würde sie wie ein Vampir verfaulen. Eine brüchige Haut, die grau geworden war, sah ich im letzten schwachen Licht. Dann aber fegte ein Windstoß heran - ich wusste nicht, woher -, und der Körper löste sich auf.
    Gunhilla war ein Geist gewesen, und sie wurde wieder zu einem Geist, der alles mitnahm, auch die Kleidung, sodass ich auf die leeren Stufen schaute.
    Zurückkehren würden sie nicht mehr, und es würde sich auch niemand finden, der sie noch einmal beschwor…
    ***
    Suko hatte Jane auf die Füße geholfen. Sie rang nach Luft und rieb dabei ihren Hals. Sonst war ihr nichts passiert. Sie wollte etwas sagen und sich möglicherweise bedanken, doch ich winkte nur ab.
    »Später kannst du einen ausgeben.«
    Dann ging ich dorthin, wo ich den Küster fand. Er hatte sich aufgerafft und es geschafft, sich in eine Bankreihe zu schleppen. Dort hockte er reglos, den Blick auf den Altar gerichtet. Die Innenflächen seiner Hände sahen dunkel aus. Er sah mich nicht. Er sprach leise Worte.
    Es war ein Dankgebet.
    Ohne ihn anzusprechen, zog ich mich zurück und dachte daran, dass die Zeit der Geisterrache vorbei war…
    ENDE des Zweiteilers

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