1191 - Monsterblut
sie selten erlebt.«
»In meinem Beruf…«
Der Schrei war schrecklich. Er drang ihnen entgegen. Beide konnten noch nichts sehen, weil ihnen der große Tannenbaum einen Teil der Sicht nahm.
Wieder brüllte die Frauenstimme los, bis der Laut in einem Gurgeln erstickte.
Greta Anderson stand unbeweglich. Sie war geschockt. Nicht so Suko. Er ließ die Frau stehen und startete…
***
Für ihn war klar, dass nur eine Person diese beiden Schreie ausgestoßen haben konnte. Es war die Frau im Kittel, die Suko bei seinem Eintritt empfangen hatte.
Mit langen Sätzen hetzte er auf den kleinen Raum zu, in dem sie hockte. Er sah auch, dass die Tür nicht geschlossen war. Und er schaute sich während des Laufens immer wieder um, weil er davon ausging, dass sich eine bestimmte Person hier aufhielt.
Von Amber sah er nichts. Sie befand sich auch nicht in der kleinen Loge, als Suko die Tür ganz aufzerrte und mit einem langen Schritt in die Kammer sprang.
Der schnelle Rundblick.
Amber war nicht da. Dafür sah Suko die Frau im Kittel. Sie lag am Boden, aber sie war nicht tot.
Suko hörte sie keuchend atmen. Erst als er den kleinen Schreibtisch mit dem Telefon und einigen Papieren darauf umrundet hatte und auch durch das Fenster nach draußen sehen konnte, entdeckte er sie.
Auf dem Rücken lag sie. Sie war angegriffen worden. Jemand hatte versucht, ihren Hals durchzubeißen, es aber nicht geschafft, sondern nur tiefe Wunden hinterlassen, aus denen das frische Blut rann. Die Haut war teilweise in Streifen gerissen, und die Frau hatte ihre Hände gegen den Hals gepresst. Aus dem offenen Mund mit den blutigen Lippen wehte ein leises Wimmern.
Bevor Suko sich bückte, schaute er sich um.
Nein, da war nichts zu sehen. Auch kein Schatten an oder in der Wand, von dem John berichtet hatte.
Die Frau hatte ihn erkannt. Sie wollte etwas sagen, als Suko sich hinkniete, aber die Worte waren kaum zu verstehen, weil das Röcheln sie überdeckte.
»Bitte, Sie müssen jetzt…«, versuchte Suko, sie zu beruhigen.
»Amber… Amber… sie war bei mir. Sie war kein Mensch mehr. Halb Monster und…«
»Ich weiß«, sagte Suko mit leiser Stimme. »Und ich weiß auch, dass Sie überleben werden. Ich werde sofort einen Arzt rufen. Es sind keine zu tiefen Wunden. Sie haben auch nicht zu viel Blut verloren. Ich weiß, dass die Schmerzen da sind, aber Sie werden es überleben, Madam, glauben Sie mir.«
In den Augen las Suko die Zustimmung, denn reden konnte die Verletzte jetzt nicht mehr.
Er richtete sich wieder auf. Automatisch warf er einen Blick durch, das nahe Fenster.
Draußen fuhr ein Rover in das Rondell hinein. Es war Johns Wagen. John brauchte nur noch einen Parkplatz.
Suko war einigermaßen beruhigt. Er verließ die Loge und wollte in den breiten Bereich des Eingangs laufen, als er wie vom Blitz getroffen stehen blieb.
Er hatte noch nichts gesehen, und trotzdem war ihm etwas aufgefallen. In der Halle war es sehr still geworden. Schon unnatürlich still. Suko schaute zur Treppe hin, weil er damit rechnete, andere Frauen zu sehen, die die beiden Schreie ebenfalls gehört hatten. Aber die Stufen waren leer.
Trotzdem stimmte etwas nicht, das spürte er.
Er sah nichts. Auch Greta Anderson war verschwunden, was ihn nicht eben beruhigte. Die Verletzte hatte von einer Frau als Monster, gesprochen. Er glaubte ihr, aber auch ein derartiges Wesen fiel ihm nicht auf.
Es war offiziell hier in der Halle nichts passiert. Trotzdem fühlte er, wie sich das Grauen an ihn heranschlich und die Stille verließ. Er wollte nicht mehr länger warten. Er dachte auch an John Sinclair und seine Begleitung. Deshalb schlich er auf die Eingangstür zu, den Blick nach wie vor in die Halle gerichtet, in der er keine Bewegung sah. Unangefochten erreichte er die Tür.
Er zog sie auf und schaute nach draußen. Der Wagen stand bereits. John und der Doppelmörder stiegen als Erste aus. Purdy Prentiss befand sich noch im Fahrzeug.
Suko drückte die Tür so weit wie möglich nach hinten. An einem Stopper stellte er sie fest.
Dann drehte er sich um und ging nach links. Jetzt störte ihn auch der breite Baum nicht mehr, und er hatte plötzlich die freie Sicht, die er brauchte.
Neben dem Baum und auch im Licht standen sie. Er sah Greta Anderson, die sich nicht bewegte.
Hinter ihr malte sich die schreckliche Gestalt der Amber Mills ab.
Es stimmte.
Sie war halb Mensch und halb Dämon!
***
Brian Mills war auf der Fahrt zu unserem Ziel immer nervöser geworden. Wir
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