1191 - Monsterblut
erwiderte ich leise. »Er sieht eben die Gestalt als seine Schwester an.«
»Aber wo kommt das Ding her?« Abbot war mit meiner Antwort nicht zufrieden. »Das habe ich hier noch nie zuvor gesehen. Es gibt auch nichts, was ein Spiegelbild geworfen hätte, verdammt. Das steckt einfach nur in der Wand.« Er wollte hinlaufen, das sahen wir, doch er hütete sich davor, als er unsere Blicke sah und meinte: »Ich scheine hier wohl jemand zu sein, der am wenigsten weiß. Vielleicht auch gar nichts.« Er warf den Kopf zurück und lachte.
»Sie ist weg!« flüsterte Purdy. Nach diesen Worten atmete sie auf, doch als sie Brians Grinsen sah, presste sie die Lippen zusammen.
Die Schwester war sein Trumpf. Wobei wir beide nicht nachvollziehen konnten, wie dieses Wesen überhaupt seine Schwester sein konnte. Bestimmt nicht seine leibliche. Er musste sie so genannt haben. Aber wo er sie aufgegabelt hatte, war unklar.
Für uns war wichtig, dass wir ihn aus dem Knast hier mitnahmen, was keiner Befreiung entsprach.
Er würde wieder zurückkommen, und ihm sollte der Prozess gemacht werden. Mit Purdy Prentiss als Anklägerin. Die Frage war nur, ob es dazu noch kommen würde.
Ich wäre am liebsten schon weggewesen, aber ich musste noch auf den Anruf meines Freundes Suko warten. Er hatte versprochen, mehr über das Kloster herauszufinden. Wie ich ihn kannte, schaffte er das auch, doch es brauchte alles seine Zeit. Die brannte uns leider momentan auf den Nägeln.
Mein inneres Flehen war erfolgreich, denn plötzlich meldete sich mein Handy. Selbst Mills schaute auf, als ich mich meldete, die Zelle allerdings verließ und in den kalten Gang hineintrat. Vor der Treppe blieb ich stehen.
Es war Suko, und darüber freute ich mich. Seine Stimme klang zudem so, als hätte er Erfolg gehabt.
»So«, sagte er. »Ich weiß ja, dass ich immer die miesen Jobs bekomme, aber Kleinvieh macht auch Mist, auch wenn es nicht einfach gewesen ist.«
»Das glaube ich dir, Alter. Aber was ist mit dem Kloster? Gibt es das noch?«
Er schickte mir ein leises Lachen ans Ohr und sagte dann: »Wie heißt es noch bei Radio Eriwan? Im Prinzip ja…«
»Aber?«
»Es ist kein Kloster mehr. Der Bau steht und beherbergt mittlerweile eine andere Institution. Man hat aus dem Kloster ein Frauenhaus gemacht. Du weißt schon, das sind die Häuser, in die Frauen flüchten können, wenn sie von ihren Männern misshandelt werden.«
»Immerhin etwas.«
»Denke ich auch.«
»Willst du hinfahren?«, fragte ich ihn.
»Ich bin schon da.«
»Oh!« Ich war überrascht. »Das ist ja noch besser.«
»Manchmal denke ich mit.«
»Fantastisch, Suko. Dann denke ich mal, dass wir so schnell wie möglich zu dir kommen und…«
»Moment«, unterbrach er mich. »Was hast du eigentlich vor? Welche Rolle spiele ich?«
»Du kannst warten.«
»Ja, das mache ich auch. Aber nicht vor dem Haus. Ich werde mich drinnen umschauen.«
Ich konnte Suko nichts verbieten. Deshalb versorgte ich ihn mit einigen Informationen. Er bekam alles von mir gesagt, was wichtig war. So weihte ich ihn tief in den Fall ein, und Suko war zufrieden.
Ich erhielt von ihm noch eine genaue Beschreibung, wo das Frauenhaus lag. Nicht direkt in der City, aber schon in einem dicht bebauten Gebiet. Wir mussten nach Maida Vale fahren, einem Stadtteil nördlich des Westway A 40. Nicht weit von der U-Bahn-Haltestelle gab es einen kleinen Platz, der zugleich eine Sackgasse war. Am Kopfende sollte das alte Haus stehen.
»Okay, ich habe alles verstanden.«
»Wann könnt ihr bei mir sein?«
»Mal sehen. Vielleicht in einer halben Stunde. Das zumindest hoffe ich. Ich bringe Purdy Prentiss mit und natürlich Brian Mills. Ich will sehen, wie er reagiert.«
Suko war skeptisch. »Eine Erinnerung an den Ort, wo man ihn als Baby abgelegt hat, wird er nicht haben John, das steht fest.«
»Ich weiß es. Nur habe ich ansonsten keine Ahnung, wo ich überhaupt einhaken soll. Wir müssen ihn aus der Reserve locken.«
»Und seine Schwester.«
»Die auch.«
Ich hatte Suko das Monstrum beschrieben. Er fragte trotzdem noch nach, und so gab ich ihm die Beschreibung noch einmal.
»Und einen Namen kennst du nicht?«
»Nein.«
»Ich würde mich gern erkundigen. Die Stiefeltern hießen Parker, nicht wahr?«
»Ja.«
»Okay, mal schauen. Das ist alles lange her. Ich glaube kaum, dass ich jemand finde, der sich erinnern wird. Versuchen kann ich es. Bis dann.«
Da ich auch nichts mehr zu sagen hatte, war das Gespräch beendet. Ich ging
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