1194 - Hundertsonnendämmerung
Geschehnisse strapazierten ihn genug.
*
Kazzenkatt kreuzte mit seiner PRIMAT DER VERNUNFT nahe der Hundertsonnenwelt. Im realen Zerotraum verfolgte er die Geschehnisse, ab der Stunde X.
Noch bevor der Sperrfeldgenerator zerstört worden und das Hypersperrfeld damit aufgehoben war, hatte sich die achttausend Einheiten zählende Flotte der GAVÖK und der LFT im Überlichtflug in Bewegung gesetzt.
Julian Tifflor hasardierte also: Er riskierte es, daß seine Schiffe beim Erreichen des Hypersperrfels in den Normalraum zurückgeschleudert wurden. Aber er hatte in Kazzenkatt einen verständnisvollen Regisseur, der es erlaubte, daß der Sperrfeldgenerator rechtzeitig gesprengt wurde. Die galaktische Flotte hatte freie Fahrt!
Die 25 000 Fragmentraumer blieben dagegen in Warteposition.
Kazzenkatt hatte dennoch keinen Grund zur Besorgnis. Aus den aufgefangenen Funksprüchen wußte er, was das zu bedeuten hatte.
Daraus ging hervor, daß Tifflor die Fragmentraumer aus Sicherheitsgründen als Nachhut einsetzte.
Tifflor wollte zuerst herausfinden, wie tief die Gen-Manipulation des Haßplasmas saß. Er wollte zuerst so sicher wie möglich sein, daß der Haßeffekt nicht erneut wirksam wurde und die freien und wieder befreiten Posbis neuerlich befiel.
Das waren durchaus berechtigte Bedenken, aber Tifflor wußte vermutlich nicht, wie nahe er der Wahrheit war. Immerhin, der Terraner ließ sich durch die Schaukämpfe um die Hundertsonnenwelt nicht so einfach täuschen. Aber früher oder später mußte auch er darauf hereinfallen...
Kazzenkatt hätte sich zu gerne dem spekulativen Zerotraum hingegeben, nur um ihn dann durch die tatsächliche Entwicklung bestätigt zu sehen. Aber als Lenkungselement war es seine Pflicht, die Geschehnisse im Griff zu behalten und sie zu steuern.
Kazzenkatt setzte sich mit den MASCHINEN DREI und ACHT in Verbindung. Er teilte den MONORG- und den SIRSCH-Anin An mit: „Es wird nicht mehr lange dauern, bis die galaktische Flotte im Raum der Hundertsonnenwelt auftaucht. Wir müssen Julian Tifflor einen gebührenden Empfang bereiten. Aber einen Empfang, wie er ihn sich wünscht, denn er ist durchaus mißtrauisch. Bis dahin werden scheinbar fast alle von uns beherrschten Fragmentraumer gegen uns kämpfen. Um das Wunschbild von der endgültigen Befreiung wirklichkeitsgetreuer zu gestalten, sollen sie zum Schein grandiose Erfolge gegen die Raumelemente erzielen. Logischerweise werden sich die Posbis auch gegen die MASCHINEN wenden müssen."
„Das wird große Verluste unter den Elementen des Raumes zur Folge haben", gab 1-1-MONORG zu bedenken. „Ist dieses Opfer auch notwendig?"
Darauf antwortete Kazzenkatt nicht. Er gestattete den Anin An zwar, Kritik an ihm zu üben, das gab ihnen den Eindruck, daß sie im Dekalog eine Sonderstellung hatten. Aber er behielt es sich vor, darauf einzugehen oder sie einfach zu ignorieren.
„Auch wir Anin An werden schwere Verluste hinnehmen müssen, wenn wir uns an diesem Schaukampf beteiligen", meldete sich 1-1-SIRSCH. „Selbst der Ausfall einer unserer MASCHINEN kann nicht ausgeschlossen werden, wenn wir - und darauf läuft es hinaus - nicht unsere volle Kapazität ausspielen dürfen. Es gäbe gewiß andere Methoden, ans Ziel zu gelangen, als die Opferung so vieler Elementträger."
Dieser Einwand machte Kazzenkatt zornig.
„Keines der Elemente hat seinen sicheren Platz im Dekalog, jedes Element ist zu ersetzen", sagte er. In Gedanken fügte er mit leichter Verbitterung hinzu: auch ich.
Kazzenkatt wandte sich von den Anin An ab und dem Haßplasma auf der Hundertsonnenwelt zu. Er sagte: „Die Auseinandersetzung wird bald ihren Höhepunkt erreichen.
Wenn die galaktische Flotte eintrifft, dann muß es den Anschein haben, daß alle auf unserer Seite stehenden Posbis wieder frei sind.
Nur so können wir die fünfundzwanzigtausend abtrünnigen Fragmentraumer in unsere Gewalt bekommen."
„Die zehntausend Fragmentraumer sind inzwischen vollzählig in diesem Sinn aktiv", antwortete das Haßplasma.
„Ich meine nicht nur die Mannschaften der Posbis, ich beziehe alle Posbis in dieses zur Schau gestellte Verhaltensmuster mit ein", erklärte Kazzenkatt. Und er sagte es noch deutlicher: „Ich verlange, daß auch alle Posbis auf der Hundertsonnenwelt ihren Haß unterdrücken und sich GAVÖKloyal geben. Das ist nicht weiter schwierig. Denn das Haßplasma hat gezeigt, daß es diese Spielart der selbstauferlegten Schizophrenie meisterhaft beherrscht. Was aber
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