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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dabei stets demütig, wenn ich daran denke, was das bedeutet und wie klein wir Menschen im Gegensatz dazu doch sind. Auch wenn man zu den Psychonauten gehört wie ich, sollte man das andere doch nicht vergessen.«
    »Stimmt.«
    »Du sagst das so schlicht.«
    »Warum?«
    »Nun ja…«, sie sah weiterhin nach oben. »Mehr Ehrfurcht in deiner Stimme wäre nicht schlecht, finde ich zumindest.«
    »Du bist eben romantischer.«
    »Manchmal schon.«
    »Okay, Dagmar, wenn du noch schauen willst, ich gehe schon ins Bad.«
    »Ja, tu das.«
    Das Bad war eigentlich eine Zumutung aufgrund seiner Enge. Harry hatte gelesen, dass früher hier ein Kamin durchgelaufen war. Dafür war es breit genug, für einen Menschen allerdings weniger.
    Er wollte nicht meckern, und es dauerte nicht lange, da schuf er Platz für Dagmar.
    Sie stand noch immer am Fenster und schien die Kälte nicht zu spüren, die sich jetzt auch im Zimmer ausgebreitet hatte. Da konnte man froh sein, unter die Decke zu kriechen.
    »He, bist du eingeschlafen?«
    »Nein.«
    »Hast du wieder die Hilfeschreie gehört?«
    »Auch nicht.«
    »Was fasziniert dich dann?«
    »Der Nachthimmel. Ob du es glaubst oder nicht, Harry. Je länger ich hinsehe, desto mehr Sterne sehe ich. Das ist so, als würden sich einem immer neue Welten eröffnen. Einfach wunderbar. Ich kann mich gar nicht daran satt sehen.«
    »Dennoch solltest du daran denken, dass es schließlich auch im Zimmer kalt wird.«
    »Schon gut.« Dagmar zog sich vom Fenster zurück. »Gekippt kann ich es doch lassen.«
    »Wie du willst.«
    Sie tat es und zog noch den Vorhang zu. Harry Stahl trug schon seinen Schlafanzug, und als Dagmar ihn so sah, musste sie lachen. »Klar, dass du in deiner Klamotte frierst.«
    »Ich leg mich jetzt lang.«
    »Bis gleich.«
    Es brannten nur die beiden Nachtleuchten, in deren Schein sich Dagmar auszog. Harry konnte sich diesen Striptease nicht entgehen lassen, und wieder hatte er Spaß daran, sich den Körper seiner Partnerin anzuschauen.
    Er war froh, Dagmar gefunden zu haben. Es war nicht gut, wenn der Mensch allein durchs Leben ging, diese These vertrat zumindest Harry Stahl.
    Er und Dagmar passten nicht nur beruflich gut zusammen, auch privat verstanden sie sich, und so war es nur eine Folge davon gewesen, dass sie auch eine gemeinsame Wohnung teilten.
    Und doch war Dagmar anders. Sie stammte von einer Gruppe Menschen ab, die in antiker Zeit gelebt hatten und das Wissen der damaligen Welt hüteten. Sie war eine Psychonautin. Eine, die das dritte Auge besaß. In späteren Zeiten oft nur als Symbol oder als Erinnerung angesehen, trat es bei den Psychonauten hin und wieder offen hervor. Dann malte es sich auch auf Dagmar Hansens Stirn ab. Das hatte Harry schon oft genug gesehen.
    Er war sehr froh, dass sein Leben die neuen Bahnen erreicht hatte, denn es hatte Zeiten gegeben, da hatte er sich von aller Welt verlassen gefühlt. Da war er vom Dienst suspendiert worden, da hatte er fast die alten Zeiten der DDR zurückgesehnt, als er noch als Kommissar in Leipzig gearbeitet hatte.
    Nun ja, durch gute Freunde hatte er auch diese schrecklichen Monate überstanden. Seine Freunde lebten in London. Der Geisterjäger John Sinclair, die Conollys, die ihn finanziell in der meisten Zeit unterstützt hatten, und natürlich auch Suko, der Chinese, mit dem er ebenfalls bestens klar kam.
    Dagmar kehrte aus dem Bad zurück. Sie hatte jetzt ein Nachthemd übergestreift und sich das lange rote Haar ausgekämmt. Sie blieb für einen Moment auf der Bettkante sitzen. Harry roch Dagmars Frische und streichelte dabei ihren Rücken.
    »Leg dich hin, wir haben bereits Geisterstunde.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Hast du was gespürt?«
    Dagmar zog die Oberbettdecke über ihren Körper bis hoch zum Kinn. »Nein, das habe ich nicht. Keine Hilferufe mehr. Es ist wie abgeschnitten.«
    »Aber du gehst davon aus, dich nicht geirrt zu haben?«
    »Natürlich nicht.«
    »Hätte ja sein können.«
    Dagmar musste lachen. »Das wünschst du dir wohl - oder?«
    »Irgendwie schon. Schließlich bin ich hier in der Stadt, um auszuspannen, nicht, um irgendwelchen Phänomenen nachzujagen.«
    »Nimm es hin.«
    »Das tue ich ja«, erwiderte Harry seufzend und rückte auf die Bettseite seiner Partnerin. »Wie wäre es denn, wenn du mich mal etwas wärmen würdest?«
    »Bist du ein Kaltblütler?«
    »In diesem Fall schon.«
    »Und weiter?«
    »Du musst mich wärmen.«
    »Mir ist auch kalt.«
    »Dann wärmen wir uns

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